Bottrop. Bei der NRW-Gala des LC Adler Bottrop fallen am Sonntag zwar keine Stadionrekorde, trotzdem schreiben die Athletinnen und Athleten Geschichte.
Eine Stabhochspringerin mit Defibrillator, ein Südafrikaner im Tiefflug, eine Amerikanerin mit schnellen Beinen und Reiselust: Die NRW-Gala bot am Sonntag wieder große Unterhaltung – und schrieb Geschichten, wie sie nur der Sport schreiben kann.
Stabhochsprung der Frauen
In der Kurve jenseits des Trubels kämpften am Vormittag die Stabhochspringerinnen um den NRW-Titel. Mit dabei: Katharina Bauer vom TSV Bayer 04 Leverkusen. Soweit so normal, doch neben ihrem 4,20 Meter-Satz ganz oben aufs Podium erzählt die Operationsnarbe unter der linken Schulter noch eine weitere Geschichte über die 29-Jährige.
Denn im April 2018 ließ sich die aktuelle Deutsche Hallen-Vizemeisterin einen Defibrillator einsetzen. „Da ich seit meiner Kindheit an Extraherzschlägen leide und diese über die Jahre zunehmend gefährlicher geworden sind, war dies die einzige Option“, schreibt Bauer auf Facebook. Mit der Bottroper Höhe qualifizierte sich die gebürtige Wiesbadenerin für die Deutschen Meisterschaften in Berlin, das große Ziel heißt aber Tokio 2020 – als erste Athletin mit Defibrillator.
Hürdensprint der Frauen
Zu den reisefreudigsten Athletinnen gehörten am Sonntag Chadwick Payton aus den USA sowie Karel Ziketh von der Elfenbeinküste – unterschiedlicher hätte der 100m-Hürden-Wettkampf für das Duo aber nicht laufen können. Ziketh stürzte im Finallauf an der zweiten Hürde, knallte auf die Schulter und wurde im Krankenwagen abtransportiert.
Die siegreiche Payton hingegen verpasste in 12,88 Sekunden den Stadionrekord nur um sieben Hundertstel. „Sie war noch nie in Europa und hat die NRW-Gala zur Präsentation genutzt. Das lief so gut, dass sie spontan noch ein Meeting am Montag in Luzern mitgenommen hat“, sagte LC-Vorsitzender Dirk Lewald mit einem Lachen.
Hochsprung der Männer
Kurios ging es beim Hochsprung der Männer gegen 15 Uhr zu. Das eh schon kleine Teilnehmerfeld, bestehend aus Florian Hornig von Bayer Leverkusen und den beiden Südafrikanern Sarel Prinsloo und Jardine Garnett, schrumpfte gleich im ersten Durchgang.
„Eine Hammerleistung“
Dirk Lewald dankte am Montag den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern. 25 am Samstag und knapp 100 am Sonntag hatten für einen reibungslosen Ablauf der NRW-Gala gesorgt.
Mit dabei waren nicht nur Mitglieder des LC Adler, der stellvertretende Vorsitz Jörg Herzog etwa akquirierte private Freunde. „Eine Hammerleistung, die über das Menschliche hinaus ging“, zeigte sich Lewald stolz.
Der Grund: Garnett riss die Starthöhe von 1,82 Metern – und konnte nach drei Sprüngen schon wieder die Klamotten packen. Am Ende setzte sich Landsmann Prinsloo mit 2,02 Meter durch.
Speerwerfen der Frauen
Einen der spannendsten Wettbewerbe der NRW-Gala lieferten sich die Speerwerferinnen am Nachmittag. In den Hauptrollen vor der gut besetzten Kurve: Elizabeth Gleadle und Maria Andrejczyk. Nach verhaltenem Beginn steigerten sich die Kanadierin und die Polin. Im dritten Versuch segelte Gleadles Speer dann mit 57,88 Meter nah an die 60-Meter-Marke – und an die Spitze. Doch Maria Andrejczyk konterte gleich im nächsten Durchgang und warf 58,96 Meter. Mit einem weiteren 58-Meter-Versuch untermauerte die Junioren-Europameisterin ihre Führung und gewann am Ende verdient.
Für Maria Andrejczyk ist Bottrop sowieso ein gutes Pflaster, schon 2015 startete die heute 23-Jährige im Jahnstadion und lieferte einen überzeugenden Wettkampf ab. Ein Jahr später in Rio mischte sie dann in der Weltspitze mit, warf in der Qualifikation 67,11 Meter (was später Gold bedeutet hätte) – und kam mit 64,78 Meter im Finale auf Rang vier. Gibt es 2020 bei Olympia in Tokio eine Steigerung?