Das Ticket für die Weltmeisterschaft in Dubai hat Juliane Mogge bereits in der Tasche. Sie will ihre Bestleistung um neun Zentimeter verbessern.

Bis zum Saisonhöhepunkt vergeht noch ein bisschen Zeit. Die Para-Leichtathletik Weltmeisterschaft findet vom 7. bis 15 November in Dubai statt. Juliane Mogge vom LC Adler Bottrop hat das Ticket bereits in der Tasche. Die Vize-Weltmeisterin von 2017 will dann wieder vorne mitmischen. Vorher steht für die Kugelstoßerin aber noch eine Menge Trainingsarbeit und ein Wettkampf der ganz besonderen Art auf dem Programm.

Drei Mal in der Woche kommt die 29-Jährige ins Bottroper Jahnstadion, um sich für ihren Erfolg zu quälen. „Das Stadion ist gut ausgebaut, hier gibt es keine großen Hindernisse“, sagt die Para-Sportlerin. Sie geht in der Wettkampfklasse F36 an den Start. „Dazu gehört alles, was mit einer Spastik zu tun hat“, erklärt Mogge. Ihre persönliche Bestleistung liegt seit dem vergangenen Jahr bei 9,91 Metern. Für dieses Jahr hat sie sich ein klares Ziel gesetzt: „Ich möchte die Kugel über zehn Meter stoßen.“

Auch interessant

Wenn sie zum Sportgerät greift, sind ihre Handgelenke bandagiert, um für mehr Stabilität zu sorgen. Überhaupt ist sie zum Sport gekommen, um ihren Körper besser kennenzulernen. „Es war dann ein Zufall, dass ich zur Para-Leichtathletik gekommen bin. Und mit 14 Jahren war ich eigentlich auch schon relativ alt“, erinnert sich Mogge. Dann allerdings habe sich schnell herauskristallisiert, dass es in Richtung Leistungssport geht. Und die Erfolge können sich sehen lassen. Vierte bei der WM 2015, Bronze bei der EM 2016, Silber bei der WM 2017, erneut EM-Bronze 2018. Dazu ein vierter Platz bei den Paralympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Auch in Dubai möchte sie wieder nach einer Medaille greifen.

Bewegungsablauf verbessern

Ein treuer Wegbegleiter der Kugelstoßerin ist ihr Trainer Werner Koleiski, der über seine Tochter zum Parasport kam. „Ich habe bei Eintracht Duisburg trainiert, wollte dann aber unbedingt in den Leistungssport“, erklärt Koleiski. Er weiß, worauf es ankommt: „Der Bewegungsablauf ist natürlich ein anderer als bei gesunden Sportlern. Er ist nicht so flüssig. Aber durch gezieltes Training können wir das verbessern“, verrät Koleiski und ergänzt: „Juliane fehlt durch ihre Behinderung in gewisserweise die Kontrolle, daran arbeiten wir, damit sie möglichst viel Sicherheit bekommt.“

Juliane Mogge (2.v.l.) gehörte zum paralympischen Team, das an den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro teilnahm.
Juliane Mogge (2.v.l.) gehörte zum paralympischen Team, das an den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro teilnahm. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Während die Leichtathleten oft bei der Bundespolizei oder der Bundeswehr angestellt sind und für die Vorbereitung auf Wettkämpfe freigestellt werden, arbeitet Juliane Mogge als Sachbearbeiterin. Zweimal täglich zu trainieren ist deshalb nahezu ausgeschlossen. Die Übungseinheiten legt sie in ihre Freizeit. Auch sonst gibt es noch große Unterschiede. „Bei der vergangenen Weltmeisterschaft mussten wir beispielsweise das Logo der Olympischen Spiele von Rio auf der Ausrüstung abkleben, weil es noch kein neue Wettkampfkleidung gab“, sagt Werner Koleiski. Die Präsenz im Fernsehen sei noch ausbaufähig.

Kugelstoßen in der Bottroper City

Umso wichtiger sind für Juliane Mogge Wettkämpfe, die für Aufsehen in der Öffentlichkeit sorgen. So wie beispielsweise in Bottrop. Denn einen Tag bevor am 7. Juli die NRW-Gala ansteht, messen sich die Kugelstoßer beim Marktplatzstoßen in der Innenstadt. Dafür wird extra eine Kugelstoßanlage aufgebaut, Olympiasieger David Storl wird ebenso mit dabei sein wie Juliane Mogge. „Darauf freue ich mich schon“, sagt Mogge. Und ihr Trainer betont: „Die Para-Leichtathletik verschwindet nach den Paralympische-Spielen im Nichts. Deshalb sind solche inklusiven Wettkämpfe enorm wichtig.“

Und auch aus sportlicher Sicht ist der Auftritt in Bottrop für Juliane Mogge nicht unbedeutend. Denn eine Woche später steht die deutsche Meisterschaft in Singen statt. Da will sie versuchen nach dem Titel zu greifen. Auch wenn sie weiß, dass die nationale Konkurrenz stark ist. Und dann steht im November ja noch die Weltmeisterschaft an. Bis dahin wird sie weiterhin regelmäßig ins Jahnstadion kommen, um zu trainieren. Und um endlich die zehn Meter zu knacken.