Bottrop. . 85 Tage vor dem 100-jährigen Jubiläum stellen die Blau-Weißen das erfolgreichste Team des Fußballkreises. Und weitere Bestmarken wackeln schon.

Der VfB Kirchhellen ist in dieser Saison die erfolgreichste Mannschaft im gesamten Fußballkreis 12. Der A-Kreisligist gewann 16 seiner 17 Saisonspiele. Nur die Reserve von YEG Hassel hielt sich schadlos, knüpfte dem VfB ein torloses Unentschieden ab. Doch nicht allein die Aussicht auf den Bezirksliga-Aufstieg lässt den Klub in einem spannenden Licht erscheinen. Vereinsvorsitzender Georg Garz gibt einen Einblick in die Zukunftspläne der Blau-Weißen.

Herr Garz, erinnern Sie sich noch an die letzte Niederlage Ihrer Mannschaft im Ligawettbewerb? Ein kleiner Tipp: Sie liegt 263 Tage zurück.

Garz: Das 3:4 in der Aufstiegsrelegation gegen den SC Reken können wohl die wenigsten Mitglieder vergessen. Das war schon extrem bitter. Wir haben eine tolle Saison gespielt, sind Meister geworden, standen am Ende aber mit leeren Händen da.

Der verpasste Aufstieg hat das Team nicht zurück geworfen. Vielmehr scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Was macht Sie optimistisch, dass der VfB in der kommenden Saison in der Bezirksliga spielt?

Die komplette Mannschaft ist gereift. Um ein Jahr und die bitteren Erfahrungen aus der Relegation. Mit Sascha Markmann haben wir einen Mittelfeld-Regisseur dazu bekommen, der fantastisch eingeschlagen hat. Auch die Integration der A-Jugendlichen hat gut geklappt. Die aktuelle Serie spricht für die Mannschaft und die gute Arbeit unseres Trainerteams. Wir dürfen jetzt aber nicht nachlassen, müssen uns weiter akribisch auf jedes einzelne Spiel vorbereiten. Noch liegen elf Aufgaben vor uns. Und im Anschluss hoffentlich eine erfolgreiche Relegationsrunde.

Fabian Mohs ist mit 14 Treffern bislang der erfolgreichste Torschütze im Dress des VfB.
Fabian Mohs ist mit 14 Treffern bislang der erfolgreichste Torschütze im Dress des VfB. © Felix Hoffmann

Trotz der anhaltenden Erfolgsserie ist schon jetzt klar, dass Änderungen anstehen. Trainer Bartosz Maslon wird den Klub nach der Saison verlassen. Mit Marc Wischerhoff wurde bereits ein Nachfolger gefunden. Stört das nicht die Konzentration auf die Saisonziele?

Bartosz hat uns schon zu Beginn des Jahres über seine Entscheidung informiert. Wir wollten kein Geheimnis daraus machen und haben umgehend mit der Mannschaft gesprochen. Wir wollen transparent und ehrlich sein. Mannschaft und Trainerteam haben mir ihr Ehrenwort gegeben, bis zum Schluss alles geben zu wollen. Es geht schließlich um den ganzen Verein. Die Vertrauensbasis ist da, ich bin nicht besorgt.

Sollte der Aufstieg gelingen, spielt der VfB Kirchhellen im Jahr seines 100-jährigen Bestehens in der Bezirksliga. Was ist für 2020 noch geplant?

Was wir im Detail vorhaben, werden wir unseren Mitgliedern in der Jahreshauptversammlung Ende März mitteilen. Klar ist, dass viele Dinge anstehen. Ab dem 24. Mai werden wir 100 Tage lang bis zum Schützenfest feiern. Ein paar Programmpunkte können wir schon verraten. Es wird eine Ausstellung im Heimathaus geben. Jede Abteilung im Verein, das ganze Dorf wird an den Feierlichkeiten beteiligt. Bezirksliga-Fußball wäre nur eines von 100 Puzzleteilen.

Neben dem Bezirksliga-Aufstieg soll bis zum 100-Jährigen noch eine weitere Hürde genommen werden. Der Klub will dann mehr als 1000 Mitglieder haben. Wird der VfB zum Riesen im Dorf?

Der Riese im Dorf ist die TSG Kirchhellen mit mehr als 1900 Mitgliedern. Uns fehlen noch 70, bis es 1000 sind. Natürlich wäre es schön, wenn wir diese Marke knacken. Es geht für uns aber auch nichts verloren, wenn wir das Ziel nicht erreichen. Wir sind gut vernetzt mit dem Dorf, den Schulen, der Landjugend und den Nachbarvereinen. Und wir stellen schon jetzt eine sportkulturelle und gesellschaftliche Größe in Kirchhellen dar. Viel wichtiger als die Größe des Vereins ist mir, dass die Leute gerne zu uns kommen, dass wir Gesprächsthema im Dorf sind. Von unseren Mitgliedern nehmen mehr als die Hälfte aktiv am Vereinsleben teil, übernehmen in verschiedensten Positionen wichtige Aufgaben. Die vielen Ehrenamtlichen sind unser großes Pfund, darauf sind wir stolz.

Georg Garz sieht den VfB Kirchhellen für die Zukunft bestens aufgestellt.
Georg Garz sieht den VfB Kirchhellen für die Zukunft bestens aufgestellt. © Oliver Mengedoht

Der VfB wirbt mit dem Slogan „Unser Dorf, unser Verein“, wo sehen Sie den Klub in 10 Jahren?

Was Visionen angeht, bin ich bescheiden. Wenn wir das Niveau halten, machen wir alles richtig. Besser geht immer. Aber: gut ist eben auch gut. Was Kirchhellen aktuell fehlt, ist eine neue Sporthalle, davon würden neben uns auch andere Vereine und die Schulen profitieren. Die Container, in denen unser Vereinsheim untergebracht ist, und der Umkleidetrakt aus den 70er Jahren könnten mehr als einen Neuanstrich vertragen. Noch wichtiger wäre mir ein runder Tisch, an dem neben der Politik und der Verwaltung auch alle Kirchhellener Vereine Platz nehmen, um über gemeinsame Ziele zu sprechen.

http://Die_beeindruckende_Bilanz_des_VfB_Kirchhellen{esc#216548649}[news]

Wir haben hier zum Beispiel keinen Trimm-Dich-Pfad oder eine ausgeschilderte Laufstrecke. Gemeinsam ließe sich zum Wohl aller viel mehr auf die Beine stellen.

Der Klub hat nicht allein seine eigene Zukunft im Blick, engagiert sich seit Jahren für den Amateur-Fußball im Allgemeinen. Was läuft falsch in Fußball-Deutschland?

Zu diesem Thema könnte ich ein stundenlanges Referat halten. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Kluft zwischen Profis und Amateuren ist zu groß. Auf der einen Seite werden hunderte Millionen bewegt, auf der anderen fragen sich Vereine, wie sie den Schiedsrichter bezahlen sollen. Wenn der DFB die Bundesliga mitfinanziert, dann landet dieses Geld mit Sicherheit in den falschen Taschen. Wir wollen keine Zuwendungen, um damit einen neuen Stürmer zu bezahlen. Es wäre uns schon geholfen, wenn die Verbandsabgaben sinken. Der DFB sollte sich in diesem Punkt mal fragen, wo die ganzen Profis herkommen. Die 25 000 ausbildenden Vereine in Deutschland müssten entlastet und gefördert werden. Dann wären wir auf dem richtigen Weg.