Reken. . In einem an Dramatik kaum zu überbietenden Entscheidungsspiel gibt der VfB eine 3:2-Führung aus der Hand und verpasst den Bezirksliga-Aufstieg.
Und plötzlich war es ganz still in der Ecke, die Kirchhellens Anhänger für sich auf der Tribüne der Gevelsberg-Kampfbahn gepachtet hatten: Kadir Mutluer hatte in der zweiten Minute der Nachspielzeit das 4:3 für den SC Reken erzielt und damit für die endgültige Entscheidung im Aufstiegsrennen gesorgt. Dem VfB Kirchhellen blieb am Ende nicht mehr, als der Trost, alles versucht und ein gutes Spiel gemacht zu haben. Eine zweimalige Führung hatte die Blau-Weißen bis auf wenige Sekunden an das große Ziel herangebracht.
„Die Enttäuschung ist jetzt natürlich riesig, weil wir so nah dran waren“, erklärte ein gefasst wirkender Dierk Bußmann. Der 2. Vorsitzende des VfB Kirchhellen stiefelte den Sportplatz ab, um den in den Rasen gesunkenen Fußballern Trost zu spenden. Das sollte an diesem Abend nicht besonders gut gelingen. Zu tief saß bei Kirchhellens Kickern der Stachel, das Ziel war zu Greifen nah, doch am Ende jubelte der Gegner.
„Wir waren die bessere Mannschaft“, erklärte nach Spielende Bartosz Maslon. Kaum einer der 1523 zahlenden Zuschauer konnte Kirchhellens Trainer ernsthaft widersprechen. Doch zur Wahrheit gehörte am Sonntag auch, dass in den Schlussminuten haarsträubende Fehler passierten, die einem schon tot geglaubten Gegner wieder neues Leben einhauchten.
VfB startet mit einem Paukenschlag
Doch der Reihe nach: Dem VfB Kirchhellen gelang in der Anfangsphase das Kunststück, den so torgefährlichen Gastgeber mit einer unerwarteten Ausrichtung zu verunsichern. Der SC Reken hatte sich ganz offensichtlich auf einen mauernden Gegner eingestellt und tappte in die Falle. Bereits nach sieben Minuten bejubelte der VfB die Führung. Das aggressive Nachsetzen und die offensive Ausrichtung zahlten sich aus. Dominik Selm war nach einem Patzer von Rekens Keeper Maik Ewering zur Stelle und köpfte den Ball zum 1:0 über die Linie. Doch Rekens Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Kadir Mutluer setzte sich nach 19 Minuten im Kirchhellener Strafraum durch und bediente Christian Erwig. Der erfahrene Spielertrainer ließ sich die Chance nicht entgehen und traf zum 1:1.
Die Kirchhellener zeigten sich unbeeindruckt und hatten in der Folge zwei gute Chancen zur erneuten Führung. In der 23. und 27. Minute scheiterte Marc Kohlhaw mit Schüssen aus der zweiten Reihe. Die Schlussphase der ersten Halbzeit spielte sich dann aber in Kirchhellens Hälfte ab. Dass Reken in der 32. Minute die Führung gelang, hatten die Gastgeber auch Schiedsrichter Christoph Dastig zu verdanken. Dastig entschied nach einem Zweikampf zwischen Max Bertlich und Kevin Korte auf Strafstoß. Eine zumindest sehr fragwürdige Entscheidung. Bertlich beteuerte: „Ich habe nur den Ball gespielt.“ Ein Großteil der Zuschauer sah das ähnlich. Kadir Mutluer legte sich den Ball zurecht und verwandelte sicher. Der VfB war nun stark verunsichert und hätte sich beinahe schon vor der Halbzeitpause um die letzte Chance gebracht. Josua Garz spielte Christian Erwig den Ball in die Füße. Kirchhellens Keeper machte seinen Fehler aber mit einem beherzten Spurt aus seinem Kasten wieder wett und klärte mit einer riskanten Fußabwehr.
Schiedsrichter zieht den Zorn des VfB auf sich
Bartosz Maslon schüttelte nur noch entnervt den Kopf. Kirchhellens Trainer war mit der Leistung des Schiedsrichters nicht einverstanden.
Und Christoph Dastig hatte tatsächlich nicht seinen besten Tag erwischt. Nicht allein die Elfmeter-Entscheidung sorgte für Diskussionen. Vor Rekens viertem Treffer hätte er jedoch Marcel Korth die Rote Karte zeigen müssen. Der Rekener stoppte Fabian Mohs auf dem Weg zum Tor mit einer Notbremse, Korth sah aber nur Gelb.
Nach dem Seitenwechsel spielte dann zunächst nur der VfB. In der 56. Minute verpasste Jonas Thimm den Ausgleich knapp. Besser machte es Max Bertlich, der vier Minuten später einen Freistoß des eingewechselten Benedikt Schnieder über die Linie bugsierte. Das 2:2 hätte den Kirchhellenern schon zum Aufstieg gereicht. Reken wirkte angeschlagen. Und aus Sicht der Blau-Weißen sollte es noch besser kommen: In der 68. Minute setzte sich Nico Graf auf der linken Außenbahn durch, flankte vor das Rekener Tor und bediente damit Marc Kohlhaw, der keine Mühe hatte, den Ball im Tor unter zu bringen. Kirchhellens Fans waren aus dem Häuschen. Um so bitterer verlief die Schlussphase der Partie. Kirchhellen verwaltete die Führung bis zur 80. Minute sicher. Ein völlig unnötiger Ballverlust im Mittelfeld ermöglichte Karsten Erwig den Ausgleichstreffer. Und als viele Fans schon mit dem Schlusspfiff rechneten, kam es ganz dicke für den VfB: Kadir Mutluer schaltete nach einem Hin und Her in Kirchhellens Strafraum am schnellsten, schoss den Ball aus spitzem Winkel über die Linie. Das Spiel war damit gelaufen, der VfB hat den Aufstieg in die Bezirksliga verspielt.