Bochum. Mehr als 16 Jahre arbeitete er für VfL Bochum, mehr als sechs Jahre für Wiemelhausen. Am Sonntag treffen die Clubs aufeinander. Den Kontakt zum VfL hat er eingestellt, seine Stadionkarte hat er zurückgegeben.
Wenn an diesem Sonntag in der Fußball-Oberliga die 2. Mannschaft des VfL Bochum auf Concordia Wiemelhausen trifft, wird Jürgen Heipertz gleich doppelt mit seiner sportlichen Vergangenheit konfrontiert. Seine Sympathien sind allerdings klar verteilt sein. Während er Wiemelhausen heute als „meinen Verein“ bezeichnet, hat er die Kontakte zum VfL Bochum komplett eingestellt.
Die Antwort auf die Frage, ob er sich noch einmal eine Rückkehr auf die Trainerbank vorstellen könne, fällt dann ebenso knapp wie deutlich aus: „Nein, das war es für mich. Ich bin jetzt 66 geworden, habe meine Schuhe an den Nagel gehängt. Und irgendwann muss ja auch einmal Schluss sein. Ich interessiere mich nach wie vor sehr für Fußball und gehe zu den Heimspielen von Wiemelhausen mit Sicherheit hin. Weil es jetzt mein Verein ist“, sagt Heipertz.
Das Spiel am 15. Dezember 2024 war das letzte in seiner Trainerlaufbahn
Das 1:1-Unentschieden von Concordia Wiemelhausen bei der 2. Mannschaft des SC Verl am 15. Dezember 2024 war damit das letzte Spiel, in dem er die sportliche Verantwortung an der Seitenlinie trug. Zuvor arbeitete er sechs Jahre als Cheftrainer in Wiemelhausen, stieg mit den Rot-Weißen von der Bezirks- über die Landes- in die Westfalenliga auf.

Seine Trainerlaufbahn begann der Bochumer Junge nicht im Ruhrgebiet. Der damalige Verbandsligist VSV Wenden aus dem Sauerland verpflichtete den A-Lizenzinhaber kurz nach Beginn der Spielzeit 1985/86. Wendens Vorgänger Elmar Müller wechselte damals nach vier Spieltagen in die 2. Bundesliga nach Hessen Kassel.
Trainer in Wenden, Sportlicher Leiter beim VfL Bochum
„Wir sind sofort als Aufsteiger Zweiter in der Liga hinter den BVB-Amateuren unter Lothar Huber geworden. In Wenden war richtig was los“, sagt Heipertz. Er erinnert sich gerne an diese Jahre zurück. Die Spiele fanden teilweise vor bis zu 2000 Zuschauern statt. Vermittelt hatte Heipertz den Job der ehemalige Präsident des VfL Bochum Ottokar Wüst.
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Zu diesem Zeitpunkt war Heipertz auch nebenberuflich Sportlicher Leiter der VfL-Amateure und Trainer der Bochumer A2-Jugendmannschaft. Anschließend wechselte Heipertz für vier Jahre zum SV Sodingen, ehe es über den VfB Waltrop, TuS Iserlohn zur DJK TuS Hordel und damit zurück nach Bochum ging. Mit Hordel stieg Heipertz direkt in die Verbandsliga auf, wurde dort dann aber dennoch vor dem letzten Spieltag beurlaubt.
Mit dem VfL Bochum kam Heipertz weit in der Welt herum
Nach einem halben Jahr Pause verpflichteten ihn dann Horst Christopeit und Rudi Theimert, damals 2. und 3. Vorsitzender beim VfL Bochum, zum 1. Januar 1995 als Sportlichen Leiter der Amateur- und Jugendabteilung. Das war der Startschuss für seine mehr als 16-jährige Arbeit an der Castroper Straße.
Mit dem VfL Bochum kam er weit in der Welt herum. Einer der Höhepunkte war sicherlich der Nike-Cup für U15-Junioren im Hauptquartier des amerikanischen Sportartikelherstellers in Oregon. Noch heute hängen in seinem Arbeitszimmer Bilder aus diesen Tagen, die den Bochumer gemeinsam mit Sir Alex Ferguson, damals Trainer von Manchester United, oder Oliver Bierhoff, damals Nike-Repräsentant für Deutschland, zeigen.
Heipertz holte Freier und Bastürk zum VfL Bochum
In den mehr als 16 Jahren beim VfL holte Heipertz Spieler wie Slawo Freier und Yildiray Bastürk zum VfL, baute das Nachwuchsleistungszentrum auf. Heipertz intensivierte auch in die Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt in Wattenscheid, VfL-Talente zogen in das dortige Internat ein. Immer wieder sprang er auch als Trainer ein. Egal ob bei den A- und B-Junioren oder der Amateurmannschaft. „Ich habe mich in diese Arbeit total reingesteigert, mit einer 7-Tage-Woche. Teilweise mit einem 12-Stunden-Tag und mehr.“ Heipertz setzte ausschließlich auf die Karte Fußball und ließ sich kaum mehr Raum für ein Privatleben: „Da ist privat viel durch kaputt gegangen. Das würde ich heute anders machen.“

2011 war für ihn beim VfL Bochum Schluss. Plötzlich und unerwartet. „Ich bin ich dann nach so genannten Umstrukturierungen beurlaubt worden. Ohne das ich wusste warum“, sagt Heipertz.
Heipertz führte Wiemelhausen ungeschlagen zum Aufstieg
In der Folge nahm er seine Arbeit als Verwaltungsangestellter bei der Stadt Bochum wieder auf. Der Fußball aber ließ ihn nicht los. Verbandsligist Vorwärts Kornharpen war seine erste Station nach dem VfL. „Später hat mich Uwe Gottschling angesprochen und von einem Wechsel nach Wiemelhausen überzeugt“, erinnert sich Heipertz.
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Ohne Niederlage marschierte er im ersten Jahr mit Wiemelhausen von der Bezirks- in die Landesliga um dann im Folgejahr als Aufsteiger den Durchmarsch in die Westfalenliga zu feiern. „Als Tabellenzweiter mussten wir ins Aufstiegs-Relegationsspiel und haben dann RW Lennestadt mit 3:1 geschlagen“, so Heipertz. Anschließend gelang ihm mit Wiemelhausen in den folgenden vier Jahren jeweils der Klassenerhalt, wenn auch durchaus auch mal in letzter Sekunde.
Das Oberliga-Derby findet ohne Heipertz statt
Das Ortsderby der Oberliga wird er sich nicht anschauen. Zu tief sitzt immer noch die Enttäuschung über seine Freistellung beim VfL Bochum. „Mir wurde freitags von Geschäftsführer Ansgar Schwenken gesagt, dass mein Vertrag nächste Woche verlängert wird. Ich sollte gemeinsam mit Nico Michaty in der nächsten Woche raufkommen. Als ich dann Montagmorgen ins Büro gekommen bin, hat mich Thomas Ernst hoch zitiert. Dort hat er mir mitgeteilt, dass der Aufsichtsrat am Wochenende entschieden habe, Kosten einzusparen. Ich wurde an diesem 14. März 2011 bis zu meinem Vertragende beurlaubt.“
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Er solle runter gehen und seinen Schreibtisch ausräumen. „Dann habe ich mich von allen per Handschlag verabschiedet, habe meine Bilder von der Wand gehangen, bin in den Fanshop gegangen, habe mir eine Plastiktüte geholt und bin mit einer Plastiktüte an der Hand zu Fuß nach Hause gegangen.“
Das habe weh getan. „Es reicht nicht aus, sich ein Leitbild in den Flur zu hängen und sich selber nicht an Dinge zu halten. Insofern habe ich auch bis heute keinen Kontakt mehr zum VfL Bochum und habe trotz mehrfacher Einladungen nie wieder eine Veranstaltung vom VfL Bochum besucht. Auch meine Stadionkarte mit ViP-Zugang habe ich immer dankenswerter Weise sofort wieder zurückgeschickt.“