Bochum. Pascal Thevapalasunthera hat nur noch zwei Prozent seiner Sehkraft. Er ist Basketball-Trainer beim TV Gerthe - und Teamfotograf. Wie das funktioniert und was ihn antreibt.

So schnell stellt sich nichts zwischen Pascal Thevapalasuntheran und Basketball. Das bekamen schon die Lehrkräfte an seinem Gymnasium mit. Während die anderen mit dem Klingeln in ihre Klassen zurückkehrten, spielte der heute 33-Jährige die Runde mit seinen Freunden noch zu Ende, auch wenn sie dadurch ein paar Minuten zu spät zum Unterricht kamen. „Es hat mir schon damals super viel Spaß gemacht“, sagt er. Und diese Leidenschaft will er auch an die kommenden Generationen an Basketball-Begeisterten weitergeben – als Trainer bei der U18 des TV Gerthe.

Auch wenn der Sport seit gut 23 Jahren eine Konstante im Leben von Thevapalasuntheran ist, musste er mit der Zeit doch ein wenig Platz machen. Er ist nicht mehr die einzige Leidenschaft des Wahl-Bochumers. Daneben hat sich auch die Fotografie als eine feste Größe etabliert. Vor drei Jahren fing er damit an. „Ich möchte Momente einfrieren“, erklärt er. „Ich möchte Porträts machen, die Leute auch in zehn Jahren noch in die Hand nehmen und sich in ihnen wiedererkennen.“ Meine Kameras, erzählt er, „sind meine gesunden Augen“.

Technische Hilfsmittel - aber das Foto entsteht eigentlich im Kopf

Thevapalasuntheran ist blind. Er lebt mit einer fortschreitenden Sehbehinderung. Mittlerweile beträgt seine Sehkraft noch etwa zwei Prozent. „Ich habe ein schwankendes Sichtfeld, bei dem ich nie genau weiß, wie es in einer halben Stunde sein wird.“ Über die Recherche im Feld der Optik sei er schließlich auf die Fotografie gestoßen. „Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch ein Sehvermögen von 30 Prozent“, sagt er. „Ich dachte mir, so gut wie jetzt, sehe ich den nächsten Jahren wahrscheinlich nicht mehr.“

So erarbeitete er sich autodidaktisch sein Wissen. Und benutzt neben seiner Erfahrung die Hilfsmittel, die ihm die aktuelle Technik bieten. „Jeder benutzt doch Hilfsmittel“, sagt er. „Ich benutze sie nur anders.“

„Die entscheidenden Prozesse finden in der Fotografie bereits im Kopf statt. Man sollte eine Vorstellung davon haben, was man abbilden möchte.“

 Pascal Thevapalasuntheran
Basketball-Fotograf des TV Gerthe

Auf die Frage, wie er als blinder Fotograf arbeitet, erklärt Thevapalasuntheran: „Ich gehe sehr nah an den Bildschirm der Kamera ran. Der Dioptrienausgleich des Suchers funktioniert für mich nicht gut, da er selbst bei modernen Kameras meist nur +/- zwei Dioptrien ausgleichen kann. Für die Anpassung der Belichtung nutze ich das sehr kontrastreiche Histogramm (eine einblendbare Anzeige auf dem Kameradisplay, die Informationen zur Belichtung gibt). Für meine Portraits nutze ich häufig einen Augen-Autofokus.“

Sportfotografie ist die Königsdisziplin

Solche technischen Hilfsmittel erleichtern es ihm, gute Fotos zu machen. Ähnliches gilt für das „Fokus-Peaking“: „Mithilfe dieser Funktion kann man sich den scharfen Bereich des Bildes beispielsweise rot einfärben lassen. Die entscheidenden Prozesse finden in der Fotografie bereits im Kopf statt. Man sollte eine Vorstellung davon haben, was man abbilden möchte. Die korrekten Einstellungen kann man sich dann mithilfe von Informationen über die Situation meist schon im Voraus denken.“

Fotograf Pascal Thevapalasunthera
Neben der Sportfotografie hat sich Pascal Thevapalasunthera unter anderem auf Porträts spezialisiert. © cultiger | Pascal M. Thevapalasuntheran
Porträt Elina F
Ein Porträtfoto, das Pascal Thevapalasuntheran aufgenommen hat. © cultiger | © Pascal M. Thevapalasuntheran

Beim TV Gerthe kann er seine beiden Leidenschaften miteinander kombinieren. Neben seiner Trainertätigkeit ist er auch noch Fotograf der 1. Herren-Mannschaft. „Sportfotografie ist für mich die Königsdisziplin“, meint er. „Es geht alles sehr schnell, ich muss viel antizipieren. Aber da kann ich mich auf meine Erfahrung verlassen. Am Ende sehen die Leute auf dem Bild nicht, ob ich blind bin oder nicht, sondern nur, ob es für sie ein gutes oder schlechtes Bild ist.“

Motivation und Aufklärung als Haupt-Themen

Als Jugend-Basketballtrainer steht für Thevapalasuntheran vor allem eins fest: „Jeder Spieler hat das Potenzial, ein guter Spieler zu werden.“ Das ist für ihn eines seiner Haupt-Themen. „Ich möchte Menschen motivieren, Sport zu machen“, sagt er. „Und ich möchte auch Aufklärung leisten.“ Dafür engagiert er sich in verschiedenen Ehrenämtern. Unter anderem hat er mit „Sichtbar an der RUB“ eine Interessenvertretung für Studierende mit Sehbehinderung und Blindheit an der Ruhr-Universität Bochum gegründet. Aber vor allem im Sport will er Zeichen setzen.

„Ich sehe keinen Widerspruch zwischen Inklusionssport und Leistungssport“, sagt er. „Athleten mit Behinderung genauso Leistungssportler sein wie Athleten ohne Behinderung.“ Sein wichtigstes Anliegen: Aufklären und Barrieren abbauen. „Blind ist nicht gleich blind“, betont er. Mit dem passenden Hilfsmittel und genug Willen sei fast alles machbar. „Viele unterschätzen Menschen mit Behinderungen. Dabei können wir genauso leistungsstark sein.“

Diesen Beweis tritt er regelmäßig auf dem Spielfeld und hinter der Kamera an – zur Motivation seiner jungen Spieler und zur Inspiration für alle, die glauben, eine Einschränkung stünde großen Zielen im Weg.

Nächste Heimspiele am 1. Februar

Die Regionalliga-Herren des TV Gerthe bestreiten ihr nächstes Heimspiel im SZ Gerthe am Samstagabend (1. Februar, 19.30 Uhr), zu Gast ist dann Schwarz-Weiß Essen II. Als Aufsteiger haben die Gerther sich im Mittelfeld „Jetzt gilt es sich weiter hart zu arbeiten, zu verbessern und konstanter zu spielen, hat Trainer Heiko Skiba als Ziel für das neue Jahr ausgegeben.

Die Oberliga-Damen des TVG starteten zwar mit einer Niederlage im Topspiel gegen Langendreer ins neue Jahr, diese war für Stefan Wachholz (Mitglied des Abteilungsvorstand) aber zu verschmerzen: Zum einen aufgrund der starken Kulisse - „und wir stehen als Aufsteiger ja immer noch in der Spitzengruppe. Wir sind mit dem bisherigen Auftreten und der starken Leistungen unserer Damen sehr zufrieden.“ Nach einem Auswärtsspiel in Wuppertal-Barmen am kommenden Wochenende gibt es am 9. Februar wieder ein Heimspiel, dann gegen Eintracht Dortmund.

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