Wattenscheid. Katrin Müller-Rottgardt ist ein Urgestein der Para-Leichtathletik - und eins der Aushängeschilder. Sie ist in Paris zum fünften Mal bei Paralympics dabei.

  • Katrin Müller-Rottgardt vom TV Wattenscheid 01 startet bei den Paralympics als Sprinterin und Weitspringerin
  • Die 42-Jährige ist bereits zum fünften Mal bei Paralympischen Spielen dabei
  • Für das ZDF ist sie Teil einer Kampagne zum Thema barrierefreies Fernsehen

Zum fünften Mal ist Katrin Müller-Rottgardt in Paris bei Paralympischen Spielen dabei - vor 20 Jahren gab sie in Athen ihr Paralympics-Debüt. Die 42-Jährige von TV Wattenscheid 01 ist ein Urgestein der deutschen Para-Leichtathletik und auch eins ihrer Aushängeschilder. Müller-Rottgardt ist eins der beiden Werbegesichter für die ZDF-Kampagne „Barrierefrei für alle“, mit der das ZDF aktuell auf das Thema „barrierefreies Fernsehen“ aufmerksam machen will.

Müller-Rottgardt hat eine Seheinschränkung, ihre Rennen läuft sie mit einem Guide. „Wir brauchen barrierefreies Fernsehen, damit alle teilnehmen können. Beim Laufen gibt es für mich keine Hindernisse“, sagt die Wattenscheiderin in dem Spot. „So sollte das auch im Fernsehen sein.“

Paralympics: Katrin-Müller Rottgardt als Werbegesicht

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Neben Müller-Rottgardt ist auch Goalball-Nationalspieler Fabian Diehm Teil der Kampagne. Im Vorfeld sendete das ZDF im Fernsehen auch einige Trailer mit Untertiteln oder Audiodeskription, um das Thema Barrierefreiheit auch für die sichtbar zu machen, die beim Fernsehen nicht auf Unterstützung angewiesen sind. Die Kampagne betont, wie wichtig Barrierefreiheit ist, damit alle am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können: Ein Trailer wurde komplett mit schwarzem Bild gesendet - er soll laut ZDF deutlich machen, wie sehbehinderte Menschen Inhalte nur über den Ton erleben.

Am Mittwochabend wurden die Spiele in Paris eröffnet, Müller-Rottgardt wird diesmal wieder in drei Disziplinen teilnehmen. Sie startet über 100 Meter, 200 Meter und im Weitsprung - und hat die Chance, wie 2016 in London mit einer Medaille nach Hause zurückzukehren. Ihre Wattenscheider Trainerin Simone Lüth sagt: „Katrin ist in allen drei Disziplinen unter den Top 5 der Weltrangliste. Sie ist sehr gut drauf.“

Müller Rottgardt hatte viel Pech: „Rückschläge sind gut“

In den vergangenen Jahren hatte Müller-Rottgardt immer wieder Pech. Bei den Paralympics in Tokio 2021 leistete sie sich mit ihrem Guide Noel Fiener erst einen Fehlstart, musste dann verletzt abbrechen. Auch bei der WM 2023 wurde sie einmal aufgrund eines Fehlstarts disqualifiziert - und einmal, weil sich das Band zu ihrem Guide gelöst hatte.

Katrin Müller-Rottgardt bei einem Empfang der Stadt nach den Spielen 2021 in Tokio.
Katrin Müller-Rottgardt bei einem Empfang der Stadt nach den Spielen 2021 in Tokio. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Rückschläge sind gut“, sagt Katrin Müller-Rottgardt jetzt, „ich kenne keinen Olympiasieger, der nicht auch mal Rückschläge zu verkraften hatte.“ Auch das ist Thema im ZDF-Spot, da sagt sie: „Ich rate jedem, ob mit oder ohne Einschränkung, niemals aufzugeben und seine Ziele immer weiterzuverfolgen.“

Chancen hat sie vor allem wohl als Sprinterin. In diesem Jahr hat Katrin Müller-Rottgardt über die 100 Meter eine Zeit von 12,37 Sekunden stehen, über die 200 Meter sind es 25,61 Sekunden. Im Weitsprung kam sie in diesem Jahr auf 5,28 Meter. „Damit bin ich im Weitsprung nur ganz vorne mit dabei, wenn mir einer rausrutscht“, sagt sie.

ARD und ZDF berichten täglich aus Paris

Mit 42 Jahren gehört sie inzwischen zu den Älteren im 143-köpfigen Paralympics-Team. Seit 2001 startet sie bei internationalen Wettkämpfen, ist also mehr als die Hälfte ihres Lebens auf Top-Niveau dabei. „Ich mache regelmäßig Dinge im Training, die Verletzungen verhindern“, sagt sie. Das kann Trainerin Simone Lüth nur bestätigen: „Wenn Du deinen Körper vernünftig pflegst, kannst Du lange Leistung bringen, wie man sieht. Und das macht Katrin eben.“

Gemeinsam ins Ziel kommen: Hier der Wattenscheider Guide Alexander Kosenkow (re.) mit Sprinter Marcel Böttger (Mitte).
Gemeinsam ins Ziel kommen: Hier der Wattenscheider Guide Alexander Kosenkow (re.) mit Sprinter Marcel Böttger (Mitte). © dpa | Marcus Brandt

In den kommenden Tagen wird sie oft zu sehen sein, und zwar nicht nur als Werbegesicht: ARD und ZDF berichten im Wechsel mehrere Stunden live von den Paralympics, täglich ab 10 Uhr, im Free-TV und in der Mediathek. Der Weitsprung-Wettbewerb findet am 1. September statt, die 100 Meter am 4. und 5. September, die 200 Meter am 6. und 7. September.

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Auch Kosenkow ist als Guide dabei

Bei den Sprintwettbewerben werden die nicht-sehenden Sprinterinnen und Sprinter von einem Guide begleitet, der sehen kann. Der spielt eine Schlüsselrolle.

„Früher sind wir mit einem kurzen Band von zehn Zentimetern miteinander verbunden gewesen, dadurch gab es einen dauernden Kontakt am Unterarm, der sehr wichtig für die Orientierung gewesen ist. Seitdem das Band länger ist, fehlt der“, erklärt Müller-Rottgardt. Sie ist mit Noel Fiener unterwegs, der ebenfalls für den TV Wattenscheid 01 startet. Mit Alexander Kosenkow ist ein weiterer Wattenscheider als Guide dabei, der frühere Deutsche Meister startet mit Marcel Böttger von der DJK BW Annen (Witten).