Wattenscheid. Bei Regen werden die Fans nass, die Ticketpreise sind günstiger: Der SG Wattenscheid 09 drohen Verluste in der Oberliga-Saison 2024/25.

  • Nach dem Fast-Abstieg in die Westfalenliga steht die SG Wattenscheid 09 erneut vor einer anspruchsvollen Saison.
  • Aufgrund des Umbaus im Lohrheidestadion müssen Fans auf Sitzplätze und ein Dach verzichten.
  • Die Tickets für die Fans werden deswegen günstiger.

Mit einem Flutlichtspiel beginnt am Freitagabend die neue Oberliga-Saison für Wattenscheid 09 - eine Saison, die für die SG 09 mal wieder besonders herausfordernd wird. Einerseits sportlich, nach Fast-Abstieg in die Westfalenliga, Trainerwechsel und der Verjüngung des Oberliga-Kaders. Aber auch organisatorisch und wirtschaftlich.

Spätestens ab Sommer 2025 soll die SGW genau wie die Nachbarn RW Leithe und TV Wattenscheid 01 davon profitieren, dass aus dem traditionsreichen, aber abgerockten Stadion eine moderne Fußball- und Leichtathletik-Arena wird. Die Vorfreude ist groß, aber bis dahin werden es komplizierte Monate. Wattenscheid 09 droht in dieser Saison vor allem bei den Zuschauereinnahmen ein Minus.

SG Wattenscheid 09: Mindestens die ersten zwei Heimspiele an der Berliner Straße

Mindestens die ersten beiden Heimspiele trägt die SGW auf dem Sportplatz an der Berliner Straße aus, wo sonst die Jugendteams zuhause sind. Frühestens Ende September kann Wattenscheid wieder im Lohrheidestadion spielen. Das Stadionerlebnis auf der Baustelle wird dann ein anderes: die Osttribüne im Gerüst, die neue „West“ noch nicht fertig.

Baustelle im Lohrheidestadion: Blick auf die neue Südkurve mit dem Spielertunnel. Das Foto entstand am 5. Juni. Die Dachkonstruktion ist schon zu erkennen, die Überdachung der Kurve folgt allerdings erst im Lauf der Saison.
Baustelle im Lohrheidestadion: Blick auf die neue Südkurve mit dem Spielertunnel. Das Foto entstand am 5. Juni. Die Dachkonstruktion ist schon zu erkennen, die Überdachung der Kurve folgt allerdings erst im Lauf der Saison. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Auf WAZ-Anfrage erklärt die Stadt Bochum den Plan: Geöffnet werden nur die beiden Kurven. Im Norden ist Platz für Gäste, die Wattenscheider Fans sind dann in der Südkurve an der Lohrheidestraße zu Hause. Diese hat 1000 Stehplätze - zumindest zu Saisonbeginn komplett ohne Dach. Das soll aber im Saisonverlauf fertiggestellt werden. Immerhin: Verein und Fans können zumindest vorerst weiter Toiletten und Kioske unter der Osttribüne nutzen.

Statt 300: Wattenscheid 09 verkauft nur 150 Dauerkarten

Keine Sitzplätze, kein Dach - besonders für viele ältere Fans, die sonst auf der Tribüne Platz nahmen, sind das schlechte Nachrichten. Der Verein merkt es: Vor der vergangenen, sportlich enttäuschenden Saison verkaufte der Verein etwa 300 Dauerkarten. Dazu kamen immer 300 bis 500 Tickets an der Tageskasse. 600 bis 800 Fans kamen so zu den Oberliga-Spielen ins Lohrheidestadion. Nun wurde gerade die Marke von 150 Saisontickets geknackt - das sei ein guter Wert, angesichts der Tatsache, dass es keine Sitzplätze gibt. Aber es sind eben auch nur halb so viele wie in der vergangenen Saison.

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Auch an der Tageskasse werden die Einnahmen zurückgehen, selbst bei konstanten Zuschauerzahlen: Der Verein senkt die Ticketpreise im Vergleich zum Vorjahr um zwei Euro - statt nur Sitzplätze für elf gibt es nun nur Stehplätze für neun Euro. Ermäßigte Tickets kosten sieben Euro (zuletzt neun). Im Vergleich zum normalen Spielbetrieb im Stadion plant die SGW mit mindestens 1000 Euro weniger in der Kasse - pro Spieltag. Dazu kommt ein höherer organisatorischer Aufwand, etwa weil der Verein eine Lautsprecheranlage improvisieren muss.

Hauptsponsor stand in diesem Jahr frühzeitig fest

Wattenscheid-Vorstand Stefan Beermann sagt offen: „Wir kalkulieren mit geringeren Ticketeinnahmen - das müssen wir beim Catering und beim Sponsoring wieder reinholen.“ Mit der Firma Immotec hat er frühzeitig einen neuen Hauptsponsor präsentiert, fast alle anderen Sponsoren bleiben an Bord. Das Budet für den Oberliga-Kader könne man so etwa stabil halten. Hoch werden wieder die Kosten für Sicherheitspersonal am Spieltag.

Näher an der Bezirksliga als an der Bundesliga: Der Eingang der Sportanlage an der Berliner Straße. Hier trägt die SG Wattenscheid 09 mindestens ihre ersten beiden Heimspiele der Oberliga-Saison aus.
Näher an der Bezirksliga als an der Bundesliga: Der Eingang der Sportanlage an der Berliner Straße. Hier trägt die SG Wattenscheid 09 mindestens ihre ersten beiden Heimspiele der Oberliga-Saison aus. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Nachdem das Verhältnis zwischen Stadt und Verein in der Vergangenheit angespannt war, spricht Beermann nun von einer grundsätzlich guten Zusammenarbeit. Die Stadt versucht, den Klub zu unterstützen. Die Trainingsbedingungen für die SGW haben sich auch verbessert, unter anderem mit der Herrichtung des Trainingsrasens an der Berliner Straße.

Auch an der Berliner Straße stehen die Fans im Zweifel im Regen

Auf dem Kunstrasen dort startet die SGW Freitagabend gegen Clarholz in die neue Saison. Auch das zweite Heimspiel gegen den ASC wird hier unter Flutlicht stattfinden. Auch hier gilt: Es gibt keine Sitzplätze, und nur ein paar überdachte Orte am Vereinsheim.

Wie viele Fans kommen, gerade wenn es regnen sollte, können sie auch im Verein schwer einschätzen. Die Wattenscheider sind aber froh, hier spielen zu können, nachdem Stadt und Polizei die Anlage vor acht Monaten eigentlich als nicht oberliga-tauglich einstuften - diese Einschätzung hat sich inzwischen geändert.

Und auch für die Fans gibt es an der Berliner Straße Positives. Nicht nur, dass sie näher dran sind am Spielfeld: Während sie in der vergangenen Saison für Würstchen und Getränke immer unter die Tribüne mussten, können sie nun die Spiele auch entspannt in der Nähe des Bierstands hinterm Tor verfolgen - ein bisschen wie früher im Lohrheidestadion.

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