Leipzig. Marius Probst vom TV Wattenscheid gelingt Historisches bei der Leichtathletik-DM – auch Christina Honsel zeigt eine bemerkenswerte Leistung.
Marius Probst ist Deutschlands bester 1500-Meter-Läufer: Der Herner, der seit vielen Jahren für den TV Wattenscheid 01 startet, sicherte sich am Sonntagmittag seinen fünften Deutschen Meistertitel über diese Strecke in einem spektakulären Finallauf – mit einer spektakulären Zeit und persönlicher Bestleistung. Er brach damit den Meisterschaftsrekord, den vor mehr als 30 Jahren Dieter Baumann aufgestellt hatte. Der 28-Jährige schrie seine Freude heraus, hielt die Fäuste in die Luft. „Das war einer der schönsten Tage meines Lebens“, sagte er später. Von einem „furiosen Rennen“ schwärmte Michael Huke, Manager des TV 01.
3:36,36 Minuten brauchte Probst für die acht Runden auf der blauen Bahn in der Leipziger Quarterback-Immobilien-Arena. „Ich bin sprachlos“, so Probsts erste Reaktion in der Halle. „Ich hatte mit der Zeit schon geliebäugelt, aber nur insgeheim. Vielen Dank für die Unterstützung, vielen Dank für das Rennen – das hat super Spaß gemacht!“
Probst zieht im Zweikampf noch an Farken vorbei
Auch den Zuschauerinnen und Zuschauern. Schnell setzten sich die besten beiden im Feld, der Leipziger Robert Farken und eben Probst von der Konkurrenz ab. Farken gab das Tempo vor, Probst zog nach. Drei, vier Meter lag er hinter dem Leipziger, als er in der letzten Runde zum Schlussspurt ansetzte. Scheinbar leicht zog Probst vorbei, gewann klar. „Die Halle hat auf diesen Zweikampf geschielt, diese Stimmung hat einen so mitgenommen, dass du um jeden Meter gefightet hast.“
Probst schilderte seine Gedanken während des Rennens: „Ich weiß, dass ich 200 Meter vor Schluss stark bin. Ich war dran und dann wusste ich: Für die letzten Meter kann ich Kräfte mobilisieren und dann reicht es vielleicht.“ Die Zeit ist auch ein Fingerzeig in die Richtung, dass er es zu Olympia schaffen kann, hat nun die EM-Bestätigungsnorm. Paris ist sein großes Ziel, obwohl er durch eine umstrittene Entscheidung des Deutschen Leichtathletik-Verbands zurzeit nicht zum Bundeskader gehört.
TV Wattenscheid 01 erfolgreichster Verein
Der zweite Wattenscheider im Feld, Florian Zittel, wurde Achter. Ebenfalls mit einer neuen persönlichen Bestleistung über 1500 Meter von 3:49,31 Minuten kam er im Ziel an.
Probsts Sieg am Sonntag war bereits der zweite Titel für den TV Wattenscheid 01. Außerdem gab es viermal Silber und einmal Bronze für die Athletinnen und Athleten in Blau. Der TV 01 war damit erfolgreichster Verein der Wettkämpfe. „Sehr zufrieden“ war Michael Huke damit. „Wir hatten acht realistische Medaillenchancen, da sind sieben richtig gut.“ Von den Medaillenkandidaten verpasste nur Patrick Schneider (400 Meter) auf Rang sechs Edelmetall.
TV Wattenscheid 01: Julia Ritter mit Bestleistung – jetzt hofft sie auf die WM-Teilnahme
Bereits am Freitagabend hatte Kugelstoßerin Julia Ritter im vorgezogenen Eröffnungswettkampf Bronze geholt. Im letzten Versuch schraubte die Wattenscheiderin ihre persönliche Bestleistung auf 18,41 Meter. Ein Ausrufezeichen nach einer bislang eher frustrierenden Saison.
Zuvor hatte sie schon mit 18,20 Metern erstmals in dieser Saison die 18 Meter überboten und bewahrte damit die Chance auf die Teilnahme an der WM in Glasgow in zwei Wochen. „Ich bin super zufrieden. Ich habe nicht mit 18,41 gerechnet, auf gar keinen Fall. Die 18,20 waren schon schön, die 18,41 sind absolut geil. Jetzt hoffe ich auf Donnerstag, da wird nominiert für Glasgow.“
Honsel holt Gold - Silber für Zapalska, Meisl und Erewa
Gold gewann wie erhofft Christina Honsel im Hochsprung. Auch wenn der erwartete Zweikampf mit Imke Onnen ausfiel, Onnen scheiterte an den 1,91 Meter – Honsel schaffte diese Höhe im dritten Versuch. Danach ließ sie die Olympia-Normhöhe von 1,97 Meter auflegen, scheiterte aber dreimal. Bemerkenswert, weil Honsel unter der Woche krank war, nicht fit an den Start ging. Trainerin Brigitte Kurschilgen war schon davon überrascht. Die 1,97 Meter will sie nun bei der WM in Glasgow springen.
Den Titel ganz knapp verpasste Monika Zapalska über 60 Meter Hürden. Um eine Hundertstelsekunde verlor die Titelverteidigerin gegen Rosina Schneider, mit 8,09 Sekunden erlief Zapalska aber eine neue persönliche Bestzeit, was sie nicht hundertprozentig glücklich machte: „Es ist okay. Ich wollte meinen Titel verteidigen und ich wollte schon eine B-Norm laufen für Glasgow.“, sagte Zapalska, aber: „Das Feld war so stark, da kann man, glaube ich, nicht so meckern.“
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Doppel-Silber für Erewa
Gleich zweimal Silber gewann Robin Erewa. Der Sprinter auf Abschiedstour holte in 21,20 Sekunden erst über 200 Meter den zweiten Platz und meinte: „Gold wäre cooler gewesen“ – im Vorlauf war er schneller gewesen, wäre gerne zwei oder drei Zehntel besser gewesen. Im Anschluss lief er aber auch in der Staffel zu Silber. Über 4x200 Meter gewann das TV-01-Quartett seinen Zeitlauf, der Hamburger SV schob sich im letzten Rennen aber noch davor. Nach Erewa liefen Michael Bryan, Julien Clair und Noel Fiener.
Über Silber deutlich glücklich dagegen war Verena Meisl, die sich über 1500 Meter hinter Gesa Krause den zweiten Platz sicherte, 4:24,53 Minuten standen nach einem sehr knappen Zieleinlauf für sie auf der Uhr. Ihr Kommentar: „Das ist eine Überraschung, ich bin überglücklich.“
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