Wattenscheid. Wieder einmal muss Wattenscheids Mike Lewicki unters Messer. Nach dem Sieg gegen Clarholz wurde es im Stadion emotional.

In der allgegenwärtigen Wattenscheider Party-Stimmung nach dem 3:1-Sieg gegen Victoria Clarholz war es Jeffrey Malcherek ein Bedürfnis, an einen Mannschaftskollegen zu erinnern, der wieder einmal nicht dabei sein konnte. Also holte der Verteidiger das Trikot von Mike Lewicki, hielt es vor der Tribüne hoch und ließ den Langzeitverletzten hochleben.

Die Reaktion der Fans: „Mike Lewicki“-Sprechchöre und langer Applaus. Weil der Gefeierte aber nach einer erneuten Operatioj im Krankenhaus lag, zückte Tim Kaminski kurzerhand sein Handy, rief den Mittelfeldspieler per Video-Call an und ließ ihn an der Atmosphäre teilhaben.

Ein Gänsehautmoment: „Ich wäre am liebsten sofort aus dem Krankenhaus abgehauen und hätte alle umarmt, die meinen Namen gerufen haben“, sagte Lewicki am nächsten Tag. Dass ihn die Aktion seiner Mannschaft emotional mitgenommen hatte, war seiner Stimme deutlich anzumerken. Der 23-Jährige hat eine lange Verletzungshistorie hinter sich, die jüngste Operation soll seine letzte gewesen sein.

Hoher Stellenwert in der Mannschaft der SG Wattenscheid 09

Obwohl er in dieser Saison kaum dabei sein kann: In der Mannschaft genießt der gebürtige Dortmunder einen herausragenden Stellenwert. „Ich weiß gar nicht, was ich über den sagen kann, damit ich ihm gerecht werde“, sagte Trainer Engin Yavuzaslan nach der Aktion seiner Mannschaft.

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Von Felix Stanehl und Katharina Piorrek

„Mike ist ein unbeschreiblicher Typ, innerhalb und außerhalb der Mannschaft. Den kannst 24 Stunden am Tag anrufen, der Junge würde sich beide Beine abhacken für das Team.“

Dass diese Äußerung nicht wörtlich zu verstehen ist, dürfte klar sein, denn Lewicki hat eine ernüchternde Geschichte hinter sich: Am 16. September 2021, für Wattenscheid 09 hatte gerade die Saison begonnen, die mit dem Regionalliga-Aufstieg endete, riss sich der Mittelfeldspieler Kreuzband, Außenmeniskus und Innenband, fiel neun Monate lang aus.

Nach seiner Genesung, vielleicht hatte er sich zu wenig Pause gegönnt, über diese Frage streitet sich sein medizinisches Umfeld, wieder Probleme mit dem Meniskus. Im Dezember feierte er beim 2:4 in Gievenbeck nach abermaliger Pause sein Comeback.

Tim Kaminski ruft Lewicki per Video-Call an und lässt ihn an der Party vor der Tribüne teilhaben.
Tim Kaminski ruft Lewicki per Video-Call an und lässt ihn an der Party vor der Tribüne teilhaben. © SG Wattenscheid 09

Im Testspiel gegen Homberg hatte er aber erneut Schwierigkeiten, und als unter der Woche im Training wieder Probleme im Knie auftraten, empfahl sein Arzt eine weitere OP. Der ambitionierte Lewicki muss wieder einmal aussetzen, rund sechs bis acht Wochen sind es laut Prognose diesmal.

„Wenn ich dann wieder auf dem Platz stehe, bin ich absolut in der Bringschuld“, betont er. „Ich habe überhaupt keine Zweifel daran, dass ich bald wieder dabei bin.“

Es soll das letzte Kapitel in Lewickis Leidensgeschichte sein, das habe ihm auch sein Arzt gesagt. „Ich will mich ja an Abmachungen halten“, erklärt der 23-Jährige und lacht.

Wattenscheid 09: Lewicki bedankt sich bei Instagram

Seine Mannschaftskollegen, daran lassen Aktionen wie die am Donnerstagabend keinen Zweifel, warten sehnlichst darauf, dass er wieder ohne Probleme und Rückschläge fest zum Team gehören kann.

„Alle sind für mich da, obwohl ich nicht da sein kann“, sagt Lewicki und schließt auch seinen Coach mit ein: „Wir hatten nach dem Spiel gegen Clarholz ein super Gespräch. Ich spüre, dass er zu mir hält.“ Wie offensichtlich alle in Wattenscheid.

Lewicki konnte am Donnerstagabend nicht viel tun, er lag ja im Krankenbett. Also nutzte er die Zeit, um sich auf der Fotoplattform Instagram für die Aktion zu bedanken. Dafür reichte ein Wort neben den Farben Schwarz und Weiß: „Family“.