Wattenscheid. Nach dem 3:1 gegen Victoria Clarholz gab sich Trainer Yavuzaslan überaus emotional. Das hat einen traurigen Hintergrund.
Inmitten der schwarz-weißen Jubeltraube stand Engin Yavuzaslan und weinte. Aus einem persönlichen Moment der Trauer waren Augenblicke von kollektiv geteilten Emotionen geworden. Der Trainer des Fußball-Oberligisten SG Wattenscheid 09 hatte vor dem Spiel gegen Clarholz ganz offen darüber gesprochen, was ihn an diesem Tag gedanklich beschäftigte.
Als er dann sah, wie viele seiner Spieler nach dem drei zu eins Sieg gegen die Ostwestfalen zu ihren Freundinnen und Familien gelaufen waren, um sich Glückwünsche abzuholen, brach es aus ihm heraus. Auf den Tag, genau ein Jahr vor dem Heimspiel unter Flutlicht war seine Mutter gestorben, wie er anschließend erklärte.
SG Wattenscheid lässt sich durch Ausgleich nicht beirren
Die Augen immer noch feucht, die Gedanken, aber wieder klarer als noch direkt nach dem Abpfiff, als ohnehin alles um ihn herum voller Gefühle war. „Danke, danke, danke an die Spieler. Ich liebe jeden einzelnen aus meiner Mannschaft. Sie haben den Sieg meiner Mutter gewidmet. Jetzt sollen ihre Mütter stolz auf ihre Jungs sein. Dafür gibt es viele Gründe.“
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„Stolz“ - das war ein Wort, das Yavuzaslan am späten Donnerstagabend noch einige Male in den Mund nahm. Er war stolz darauf, wie hart seine Mannschaft für den dritten Heimsieg in Serie gekämpft hatte. Er war stolz darauf, wie sicher und souverän die Spieler in Schwarz und Weiß auch dann waren, als Victoria Clarholz quasi aus dem Nichts den Ausgleich erzielt hatte. Und er war und ist besonders stolz darauf, dass sich so viel verändert hat in den vergangenen Wochen.
SG Wattenscheid 09 tritt vollkommen anders auf
Diese Mannschaft hat ein neues Gesicht, tritt vollkommen anders auf als lange Zeit in dieser Saison. Viele Dinge funktionieren, und wenn das mal nicht so ist, bringt das niemanden aus der Ruhe. Die Phase nach dem zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer mag dafür beispielhaft sein. „Da haben wir gepennt“, monierte Yavuzaslan. „Aber da hätte ich auch nicht gedacht, dass das Spiel noch kippen könnte“.
Vier Punkte hatte Wattenscheid 09 noch Mitte November vergangenen Jahres geholt, nach dem 3:1 (2:1) gegen Clarholz sind es 20, also vier mehr als der erste Abstiegskandidat TSG Sprockhövel - außerdem ein Spiel weniger. Die Yavuzaslan-Elf hat eine starke Serie hingelegt, und die könnte weitergehen. Am Sonntag (14 Uhr) ist sie beim Tabellenfünften Spvgg. Erkenschwick zu Gast. „Weitermachen“, sagte Torschütze Jamal El Mansoury nach dem Spiel.
Umut Yildiz fühlt sich gut bei der SG Wattenscheid 09
Das 1:0 (23.) hatte er selbst geschossen, das 2:1 von Umut Yildiz (38.) überragend aufgelegt. El Mansoury ist in Top-Form: „Ich fühle mich gut in der Mannschaft und in Wattenscheid“, sagte der Offensivspieler. „Ich kann mir vorstellen, länger zu bleiben.“ Seine Sicherheit am Ball war beeindruckend, wie auch die Ruhe seiner Mannschaftskollegen. Ein hervorragender Grundstein für die weitere Aufholjagd in der Oberliga Westfalen.
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Der nächste Stopp dabei: Das Stimberg-Stadion in Erkenschwick, wo es am Sonntagnachmittag um Meisterschaftspunkte geht. „Wir wollen die absolute Euphorie mitnehmen und rechnen uns da was aus“, betonte Trainer Yavuzaslan mit Blick auf die nächste Aufgabe, während sich die Fans mit ihrer Wortwahl in der Vorbereitung auf Erkenschwick um den Nobelpreis der Fäkalsprache bewarben.
Der emotionale Boden ist also bereitet, Yavuzaslan gibt sich vor dem Gastspiel bei den seit sieben Oberliga-Partien ungeschlagenen, zuhause aber anfälligen Stimbergstädtern selbstsicher: „Wir lassen uns auf einen Schlagabtausch ein. Und wie es im Boxen so ist: Dann werden wir sehen, wer am längsten steht.“