Bochum. Der Versuch, die Anhänger wieder hinter sich zu bekommen, hatte nicht nur Kraft gekostet.

Rustikal war es zugegangen in der Pokalpartie des VfL Bochum gegen den FC Schalke 04, und die Blessuren von Dennis Grote, Marcel Maltritz, Slawo Freier sowie Vahid Hashemian nahm Frank Heinemann zum Anlass, noch einmal zu betonen, dass man zwar hart gespielt habe, seine Jungs aber keinesfalls böse Buben gewesen seien.

Wie es personell weitergeht, weiß man zur Stunde noch nicht. Nur drei Tage nach dem 0:3 gegen den Nachbarn haben die Spieler Zeit, die Trübnis aus der Seele und die Müdigkeit aus den Knochen zu bekommen. Was extrem wichtig ist. Nürnberg könnte zum Knackpunkt einer ganzen Saison werden.

Seiner Mannschaft hat Heinemann gesagt, dass Schalke „ein Anfang war”, was die Einstellung, den Willen, die Laufbereitschaft betrifft. Spielerisch, räumte der 44-Jährige ein, habe es „nicht ganz so gut geklappt”. Nicht gefallen hat ihm die Hektik im Spielaufbau und die Spieleröffnung unter Umgehung des Mittelfeldes: „Wir wollten schon lange Bälle spielen, aber nicht nur. Es gibt andere Möglichkeiten hinten herauszuspielen.” Daran müsse man weiter arbeiten.

Heinemann redete freimütig über seine Vorstellungen, darüber, dass er daran „festhalten” werde, mit zwei Stürmern zu spielen, auch darüber, dass er Joel Epalle „mehr Freiheiten geben” wolle, weil es nicht gut sei, den Kameruner allerlei taktischen Zwängen auszusetzen. Und dass Andreas Luthe, der fehlerfrei blieb und einen sehr sicheren Eindruck machte, weiterhin die Nummer eins bleibt, war nach dem Schalke-Spiel fast selbstverständlich. Daniel Fernandes trug die neuerliche Zurückstufung - in der Öffentlichkeit - mit Fassung, in seinem Innersten dürfte es deutlich anders aussehen.

Den Portugiesen jetzt noch einmal auf Kurs zu bekommen, kann man wohl vergessen. Folglich muss Heinemann, so lange Philipp Heerwagen ausfällt, auf Luthe und Rene Renno vertrauen. Was dann wohl, sollten überhaupt Interessenten vorhanden sein, im Winter auf eine Trennung von Fernandes hinauslaufen wird. Draufzahlen bei diesem Geschäft, dazu braucht es keine große prophetische Gabe, wird der Klub.

In dieser und manch' anderer Hinsicht hätte ein Pokalerfolg natürlich gut getan. Schließlich muss ja Marcel Koller weiterhin bezahlt werden und demnächst auch sein Nachfolger. Weil Thomas Ernst den Kreis der Kandidaten bewusst nicht eingrenzen wollte, darf heftigst spekuliert werden. Dabei ist, wie fast immer in ähnlichen Fällen, der Name Christian Gross gefallen. Diesmal vielleicht sogar zu Recht, denn der 55-Jährige befindet sich derzeit auf dem Markt. Gross wurde im Sommer - zwei Jahre vor Vertragsende - beim FC Basel von seinen Aufgaben entbunden. Ein Landsmann von Marcel Koller als dessen Nachfolger? Oder steht gar auch ein Norweger auf der VfL-Liste? Nein, nicht Jörn Andersen. Trond Sollied ist auch frei. Der 50-Jährige wurde bereits in drei Ländern Meister. Aber die Sprache.