Wattenscheid. Das Pokalspiel in Wanne hat die SG Wattenscheid 09 in Unterzahl gewonnen. Nun geht es gegen Aufsteiger Erkenschwick. 09 braucht dringend Punkte.

Das Spannungsfeld zwischen einem – wie auch immer begründeten – hohen Anspruch und der sportlichen Realität bei der SG Wattenscheid 09 bietet Stoff für unzählige Geschichten. Das war immer so, und vermutlich wird das auch noch eine ganze Weile so bleiben. Bis – vielleicht – eines Tages eine große Lösung für alle Probleme bereitsteht. Also de facto: Jemand mit viel Geld müsste kommen und ganz selbstlos dafür sorgen, dass es dem Verein wieder richtig gut geht. Dass es mal wieder was wird mit richtig ambitioniertem Amateurfußball.

Die Bestandserhebung zeigt: Platz 18 (von 18 Teams) in der Oberliga Westfalen, und der edle Retter mit dem Geldbeutel ist mindestens genauso weit entfernt von Wattenscheid wie die baldige Rückkehr in die Regionalliga, der von einigen Fans gewünschten Heimat des Vereins. Es müssen also kleinere Lösungsversuche her. Einen Vorschlag hatten Anhänger des Klubs, der den Ball aufnahm und das Ganze etwas größer werden ließ.

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Vor dem Training gestern Abend trafen sich Fans und Spieler am Stadion, tauschten sich aus. Ursprung dieser Idee: Ein Zuschauer hatte Christian Britscho nach dem 0:3 beim TuS Bövinghausen am vergangenen Samstag gesagt, dass er gern mal die Kabinenansprache vor einem Spiel halten wolle. „Ich habe die Bitte geäußert, dass das ohne Beleidigungen passiert“, berichtet der Trainer der SGW. Da herrschte Konsens. Die Ansprache hält Britscho auch künftig lieber selbst, eine Aussprache sollte es trotzdem geben.

Sieg im Pokal hellt Stimmung bei SG Wattenscheid 09 auf

Es ging dabei im Kern darum, was die Anhängerschaft sich von der Mannschaft wünscht, damit die Spieltage des Klubs endlich wieder Erlebnischarakter haben – im positivem Sinne. Tags zuvor hatte das Weiterkommen im Westfalenpokal immerhin für ein versöhnliches Moment gesorgt. Das 2:1 beim ambitionierten Landesligisten SV Wanne 11 war der für den vorübergehenden Seelenfrieden benötigte Erfolgserlebnis. Sonntag wartet die Spvgg. Erkenschwick, ein harter Brocken. Für den nächsten Erfolg muss vieles passen.

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Dass die Situation derzeit so ist, wie sie ist, lasse die Mannschaft „selbstverständlich nicht unberührt“, stellt der Trainer klar. „Aber wir dürfen uns unsere Laune nicht vorgeben lassen. Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, dass wir die Köpfe wieder freibekommen.“ Ohnehin: Das Gros der Fangemeinde unterstützt die Mannschaft weiterhin treu. In Wanne waren rund 300 SGW-Fans dabei, einige hatten sogar eine kleine Choreo vorbereitet.

Weil auch der Landesligist ordentlich Support hatte, konnte Britscho „ein richtig cooles Pokalspiel“ genießen. Der Sieg und der Einzug ins Achtelfinale helfen in der Liga zwar nicht weiter. Aber er hat geholfen, ein paar der grauen Wolken zu vertreiben.

Aufsteiger Erkenschwick ist der nächste Gegner der SG Wattenscheid 09

Das Spannungsfeld existiert aber weiterhin, dazu gehört auch, dass Wattenscheid 09 nach turbulenten Jahren momentan in einer Phase agiert, die mit „Alltagsgrau“ wohl am ehesten beschrieben ist. Manch einem auf den Rängen fehlt, findet Trainer Britscho, die Demut. Die Mannschaft wiederum habe sie stets vor Augen und behalte im Hinterkopf, wie besonders es sei, dass in Wattenscheid nach Misswirtschaft und Insolvenz noch Fußball gespielt werden darf. Im Alltagsgrau geht das zuweilen unter, denn „uns helfen derzeit nur Punkte“, sagt der Coach.

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Einen Zähler hat das Team in fünf Oberliga-Partien geholt, es droht ein echter Fehlstart. Ob die Initiative der Anhänger Wirkung zeigen wird? „Es geht für uns darum, dass wir Dinge wie unseren Tabellenplatz oder die Serie von sieglosen Meisterschaftsspielen ausblenden“, fordert Britscho. Auch der Tabellenfünfte Erkenschwick habe neben zahlreichen Stärken auch Schwächen. „Wir haben sie analysiert und können uns auf sie vorbereiten.“