Dortmund. Wattenscheid 09 zu Gast in Bövinghausen: ein besonderes Spiel für Umut Yildiz. Warum er sich gern erinnert – und warum er Wattenscheid verließ.
Was Umut Yildiz dachte, als er den Oberliga-Spielplan gesehen hat? „Ich hab mich natürlich gefreut. Und dachte: Krass, dass es so früh ist!“ Schon am fünften Spieltag der neuen Saison kommt es zum Wiedersehen zwischen dem 23-jährigen Flügelstürmer und der SG Wattenscheid 09, dem Klub, für den er bislang fast alle Spiele im Erwachsenenbereich machte.
2019 kam Umut Yildiz aus der Jugend des FC Schalke zur SGW, nach der Insolvenz schloss er sich dem TVD Velbert an. 2021 kehrte er zurück zur Lohrheide und feierte ein Jahr später den Aufstieg. An diesem Samstagabend (18.30 Uhr, Provinzialstraße Dortmund) ist er mit dem TuS Bövinghausen erstmals Wattenscheids Gegner. Auf das Wattenscheid-Erlebnis freut er sich trotzdem.
Wattenscheid 09: Nicht nur der Aufstieg war ein Highlight für Yildiz
„Am meisten freue ich mich auf die Fans, dann auf meine alten Mitspieler – auf alle gleich, da kann ich keinen hervorheben“, sagt Yildiz und lacht. Klar, sportliches Highlight seiner Wattenscheider Zeit war der Regionalliga-Aufstieg. „Wie viele Fans waren da? Fast 7000! Und dann sind alle auf den Platz gestürmt.“ Aber an eine Sache erinnert er sich noch lieber, und das war der normale Wattenscheider Wahnsinn: „Viele Fans haben immer während der Spiele meinen Namen gerufen, das habe ich auch immer gehört. Nach dem Spiel wollten sie Fotos und Autogramme.“
Der kleine Wirbelwind mit den auffälligen langen Haaren war beliebt, sorgte mit seiner Energie und seinen Dribblings für Freude auf der Tribüne. Groß war die Enttäuschung bei vielen, dass Flügelstürmer Yildiz in der vergangenen Regionalliga-Rückrunde seltener zum Zug kam. Doch: Auf immerhin 30 Einsätze, 20 von Beginn an, kam er am Ende, er machte dabei aber nur ein Tor.
Das Jahr in der Regionalliga war für ihn als Stürmer hart, verrät Yildiz, auch wenn er immer das Vertrauen des Trainers gespürt habe: „Ich würde niemals sagen, dass ich nicht verteidigen will. Aber ich brauche auch meine Offensivaktionen. Ich will sechs- oder siebenmal nach vorne kommen, nicht nur zweimal.“ Wattenscheid war aber meistens mit Verteidigen beschäftigt, verlor viele Spiele deutlich und stieg wieder ab - Yildiz konnte seine Qualitäten nur selten zeigen.
Yildiz wäre gerne auch in der Regionalliga geblieben
So kam es zur Trennung: Die Wattenscheider hatten sich erhofft, dass Yildiz in der Regionalliga einen Schritt nach vorn macht, zum Beispiel in Sachen Torgefahr. Yildiz dagegen liebäugelte mit einem Verbleib in der Regionalliga. „Es gab auch einige Gespräche, aber irgendetwas hat immer nicht gepasst.“ Dass es in Wattenscheid nicht weitergehen würde, zeichnete sich aber relativ schnell ab, die beiden Seiten wurden sich nicht einig.
Und dann trat Christian Knappmann auf dem Plan. „Wegen ihm bin ich nach Bövinghausen gegangen“, sagt Yildiz über seinen neuen Trainer. „Er hat mir zwei Wochen lang fast jeden Tag geschrieben. Auch jetzt gibt er mir das Gefühl, dass ich sein Mann in der Offensive bin, auch wenn mal eine Aktion daneben geht oder ich ein schlechtes Spiel mache. Das brauche ich.“ Und Bövinghausen konnte diese Wertschätzung sicher auch mit einem attraktiveren Angebot als die SGW untermauern – das gehört dazu.
Auch mit dem TuS Bövinghausen will Yildiz den Aufstieg schaffen
Knappmann spricht bei Yildiz jetzt von einem „Top-Oberliga-Spieler“, der in sechs Pflichtspielen auch schon zwei Tore gemacht hat. Was Yildiz entgegenkommt: Bei Aufstiegskandidat Bövinghausen hat Yildiz viel mehr Möglichkeiten in der Offensive als in der vergangenen Saison bei 09, das war Yildiz wichtig: Die Dortmunder sind fast in jedem Spiel Favorit. „Ja, der Kader ist gut genug, um aufzusteigen“, ist sich Yildiz sicher. Er muss es wissen, hat es ja schon mit Wattenscheid geschafft.
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Schlechte Gefühle seinem alten Klub gegenüber hat Yildiz nicht, betont er: „Das einzig Schlechte war, dass wir abgestiegen sind. Aber das gilt ja für alle.“ SGW-Vorstand Christian Pozo y Tamayo sagte zu Yildiz’ Abschied, die SGW sei „für immer dankbar“. Und auch die Wattenscheider Fans haben Yildiz den Wechsel offenbar nicht übel genommen: Beim Spiel in Brünninghausen vor einer Woche war mindestens ein SGW-Fan im Yildiz-Trikot unterwegs. Auch in Bövinghausen am Samstagabend dürften die SGW-Fans wieder in der Mehrzahl sein – aber die „Umuuut!“-Rufe gibt’s höchstens nach dem Spiel.
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