Wattenscheid. Kerem Demirbay steht vor dem Wechsel von Bayer Leverkusen zu Galatasaray Istanbul. Die Ausbildungsklubs, auch Schalke und Dortmund, profitieren.
Seit Tagen gehen die Blicke aus Wattenscheid aufmerksam in Richtung der Transfer-Nachrichten aus Leverkusen. Der Grund heißt Kerem Demirbay. Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen wird den 30-Jährigen nach übereinstimmenden Berichten an Galatasaray Istanbul verkaufen – und einer der Gewinner des Transfers ist die SG Wattenscheid 09.
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Wattenscheid 09 wird durch den FIFA-Solidaritätsmechanismus für Demirbays Ausbildung belohnt, er spielte in der B- und A-Jugend für die SGW. Für die drei Jahre wird Wattenscheid 09 mit insgesamt 1,25 Prozent der Transfersumme belohnt. Der „Kicker“ nennt eine fixe Ablösesumme von gut vier Millionen Euro – macht also gut 50.000 Euro für Wattenscheid. Laut Bild-Zeitung liegt die Ablöse bei 3,5 Millionen Euro.
SG Wattenscheid 09: Demirbay-Kohle ist noch nicht verplant
Komplett überraschend kommt das Geld für die Wattenscheider Verantwortlichen nicht – die kennen die Regularien natürlich, haben es aber bewusst nicht eingeplant. Die Saison sei durchfinanziert, betont Sportvorstand Christian Pozo y Tamayo. Zu optimistisch auf hohe Einnahmen zu kalkulieren, das verbietet sich für Wattenscheid. Der Verein ist nicht auf das Geld angewiesen, kann es aber natürlich trotzdem gut brauchen.
Denkbar ist, dass ein kleiner Teil des Geldes auch in den Oberliga-Kader investiert wird – allerdings nicht als Sofortmaßnahme. Die Verantwortlichen vertrauen in das Potenzial des neu zusammengestellten Kaders, in der Oberliga oben mitzuspielen. Realistisch wäre eher, zum Ende des Transferfensters Ende August oder auch im Winter auf einen Fehlstart oder eine Verletzung zu reagieren.
Am liebsten würde der Vorstand das Geld aber als Puffer behalten – unter anderem, weil aufgrund der Bauarbeiten im Stadion kaum absehbar ist, wie sich die Zuschauerzahlen und die Catering-Einnahmen entwickeln. Dazu muss die Geschäftsstelle in absehbarer Zukunft umziehen, wenn das alte Stadiongebäude abgerissen wird.
Auch Schalke und Dortmund kassieren am Wechsel mit
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An jedem Wechsel eines Berufsfußballers, für den eine Ablösesumme fällig wird, sollen die Ausbildungsvereine mitverdienen, also alle Klubs, bei denen ein Spieler von seinem 12. bis zu seinem 23. Lebensjahr gespielt hat.
Im Transfer-Reglement der FIFA heißt es: „Wird ein Spieler vor Ablauf seines Vertrags transferiert, erhalten alle Vereine, die zu seinem Training und seiner Ausbildung beigetragen haben, einen Teil der Entschädigung, die an seinen ehemaligen Verein entrichtet wird (Solidaritätsbeitrag).“
Die komplette Soli-Summe beträgt fünf Prozent, wobei die Spielzeiten bis zum 15. Geburtstag 0,25 Prozent bringen und die danach je 0,5 Prozent. Im Fall von Kerem Demirbay betrifft das unter anderem
- Schalke 04 (2005 - 2007)
- Borussia Dortmund (2007 - 2008, 2011 - 2013)
- SG Wattenscheid 09 (2008 - 2011)
2019 kassierte Wattenscheid 09 nichts
Demirbay wechselte im Jahr 2008 kurz vor seinem 15. Geburtstag zur SG Wattenscheid 09, er kam von Borussia Dortmund. Dorthin kehrte er drei Jahre später auch zurück. Aus der U23 des BVB wechselte er zum Hamburger SV. Demirbay spielte für Kaiserslautern, Fortuna Düsseldorf und wechselte dann zur TSG Hoffenheim, die ihn 2019 für 32 Millionen Euro an Bayer Leverkusen verkaufte. Von dem Transfer damals profitierte Wattenscheid übrigens nicht – der FIFA-Solidaritätsmechanismus gilt nur für internationale Wechsel.
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