Bochum. Mit toller Moral bleibt SpVgg Gerthe in der Kreisliga A – ist aber erst nervös vor der Relegations-Kulisse. Dann meldet sich der Kapitän zurück.
„Wir halten es spontan, fahren jetzt schnell zu unserer eigenen Anlage“, erklärte der „mega-stolze“ Chris Hohaus den Plan: „Und da versuchen wir ein bisschen Halligalli zu machen, soweit die Anwohner uns lassen. Wir wollen feiern, wir wollen die Nacht zum Tag machen – dass alles aus den letzten Wochen abfällt.“ Der Trainer der SpVgg Gerthe hatte etwas zu feiern, mit 3:2 (0:2) sicherte sich seine Mannschaft im Entscheidungsspiel gegen RW Langendreerden Klassenerhalt in der Kreisliga A.
Großen Anteil daran hatte der Mann im blauen Trikot mit der Nummer 11: Cedric Daniel. Seine Saison war eigentlich vorbei gewesen, mit einer Schambeinentzündung setzte er monatelang aus. Zum Relegationsspiel meldete er sich aber für eine Halbzeit fit – der Rest der Geschichte ist ein Fußballmärchen.
RW Langendreer zu Beginn stark – Gerthe liegt zur Pause zurück
Nach einer desolaten ersten Hälfte und 0:2-Rückstand kam Gerthe motiviert aus der Pause – und mit Joker Daniel, der direkt den ersten Ball in die Spitze bekam und die Nerven behielt: 1:2 in der 46. Minute. „Das verlernt man zum Glück nicht. In der Situation ist der Kopf aber ganz woanders, die Nervosität ist ausgeblendet, das Adrenalin haut rein und dann ist man im Tunnel“, erklärte Daniel, was er in dieser Szene dachte, die den Wendepunkt darstellen sollte. „Ganz wichtiges Tor“, hieß es direkt draußen an der Bande.
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Die Nervosität ausblenden – das war den Gerther „Kunstrasenpöhlern“ (Daniel) in der ersten Hälfte nicht gelungen. RW Langendreer war griffiger und kompakter und nutzte zwei Gerther Fehler zu zwei Toren. Trainer Hohaus führte die für einen A-Ligisten schon ungewohnte Kulisse von rund 300 Fans als einen Grund an, warum es zu Beginn nicht lief. Dazu hatten einige seiner Jungs auch für den Rasen in Langendreerholz offensichtlich die falschen Schuhe gewählt.
Cedric Daniel trifft direkt mit seiner ersten Aktion
Er sei in der Kabine explizit nicht laut geworden, sagte Hohaus, sondern habe die Mannschaft aufgebaut. Und wechselte eben Cedric Daniel ein, der auch direkt „seine“ Kapitänsbinde übernahm: Marc Heppke habe ihn immer super vertreten, betonte Daniel – und ihm in diesem Moment die Binde aber zurückgegeben.
Die Maßnahmen wirkten. Daniel verkürzte, nur zehn Minuten später verwandelte Marc Heppke sehenswert eine Flanke im Fallen zum Ausgleich. Gerthe drängte aufs Siegtor – und Cedric Daniel stand in der 70. Minute richtig, als er eine Ablage von Marvin Roggenkamp aus kurzer Distanz verwandelte. RW Langendreers letztem Ansturm hielt Gerthe stand – dann ging die Feier mit blau-weißen Fahnen, Feuer und Rauch los.
Einer der gefragtesten Männer natürlich: Cedric Daniel, dem alle um den Hals fielen und der noch auf dem Platz per Video-Anruf die Gratulation seines Vaters entgegennahm. Ein Blick in Cedric Daniels Gefühlswelt: „Völlig unglaublich, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, suchte Daniel erstmal nach Worten. „Nach der langen Pause das Vertrauen vom Trainer zu kriegen und direkt zu liefern – das ist einfach Wahnsinn. Es war mein allererstes Endspiel, was so ein Gewicht hat.“
Pascal König verabschiedet sich mit Klassenerhalt
Daniels gefeiertes Comeback war nicht der einzige emotionale Moment: Nach dem Siegerfoto verabschiedete sich Pascal König mit einigen Komplimenten an seine Teamkameraden und bedankte sich für „drei richtig geile Jahre“ Gerthe. Er wird kommende Saison in Gelsenkirchen spielen – und während Langendreer den bitteren Gang in die B-Liga antreten muss, spielt Gerthe weiter in der Kreisliga A. Aber erstmal: ein bisschen Halligalli.
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