Wattenscheid. Kapitän Kaiser schießt den FC Neuruhrort Richtung Bezirksliga, dann folgen lange Minuten. Am Ende einer harten Saison steht eine große Party.
Das Getränk in der einen Hand, das Handy in der anderen – und dann warten. Es waren zähe Minuten beim FC Neuruhrort. Dann ein Schrei – „Schluss!“ – und es brach der Jubel um 17.09 Uhr los. „Campeones, Campeones“, Bierdusche, „Der Zug hat keine Bremse“: Der FCN ist nach sechs Jahren zurück in der Bezirksliga, ist einen Spieltag vor Ende der Saison nicht mehr von der Kreisliga-Spitze zu verdrängen. Dafür sorgte Rot-Weiß Leithe, der mit dem 2:2 bei Verfolger RW Stiepel entscheidende Schützenhilfe leistete.
„Wir haben sie motiviert“, meinte Rene Ziarna mit einem Lachen, während „Wir sagen Dankeschön“ aus der Musikbox dröhnte. Wie passend. Ziarna: „Wattenscheider Vereine sollten zusammenhalten, die Altherren machen auch öfter was zusammen – also Leithe und Neuruhrort verstehen sich. Großen Dank an unsere Freunde!“
FC Neuruhrort bekommt Schützenhilfe von RW Leithe nach 4:0 gegen Bommern II
Auf dieses Ergebnis aus Stiepel hatten sie gewartet: Schon um 16.46 Uhr hatte der Unparteiische das Spiel des FC Neuruhrort in Eppendorf abgepfiffen, ein souveränes 4:0 gegen den SV Bommern II. Die Gäste aus Witten hatten zwar sicherlich auch motivierende Versprechungen aus Stiepel erhalten, konnten aber trotz tapferen Auftritts mit einer zusammengewürfelten Truppe und ohne etatmäßigen Torwart nicht mithalten. Spannend hätte es doch werden können, da Neuruhrort versäumte, die Partie früh zu entscheiden, Bommerns Biegota aber in der ersten Hälfte zwei gute Möglichkeiten vergab.
Mann des Tages in Schwarz-Gelb war Matthias Kaiser, der Kapitän. Er staubte nach sechs Minuten per Kopf zum 1:0 ab, schon die dritte dicke Chance für den FCN und ein Tor des Willens nach einem Belagerungszustand rund um den Bommeraner Strafraum. Kaiser verschoss direkt danach einen Elfmeter, der Innenverteidiger legte aber zwanzig Minuten später erneut per Kopf das 2:0 nach. Nach einer Freistoßvariante machte er Anfang der zweiten Hälfte auch das dritte Tor, Tobias Sassenroth erhöhte kurz vor Schluss.
Matthias Kaiser ist der Matchwinner gegen Bommern
„Drei Tore habe ich, glaube ich, zuletzt in der Jugend gemacht“, meinte Kaiser lachend – seine Teamkollegen hatten aber lange Ladehemmung. „Manchmal braucht man dann doch seinen Kapitän, er hatte wohl auch keine Lust auf ein Endspiel nächste Woche“, sagte Ziarna.
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Auch Ziarna gebührt natürlich großer Anteil am Erfolg, wie Kaiser erklärte: „Unsere Truppe ist sportlich top, menschlich sowieso. Aber wir brauchen immer noch einen Tritt in den Hintern.“ Gerade nach dem Durchhänger der vergangenen Wochen sei Ziarna deutlich geworden – Reaktion des Teams waren die entscheidenden Siege gegen Riemke (4:1) und Bommern (4:0).
Anstrengende Saison endet mit dem Aufstieg
Entsprechend bekam der Coach auch die Sprüche ab: „Ich hätte nie gedacht, dass wir mit diesem Trainer den Aufstieg schaffen“, meinte Vize-Kapitän Kai Helal grinsend, als Ziarna gerade die Frage beantworten wollte, was in diesem Jahr anders war als in den vergangenen Jahren, als der FCN jeweils scheiterte.
Ziarna sagte schließlich: „Wir haben das nach und nach aufgebaut. Und in diesem Jahr haben wir alle Herausforderungen gestellt bekommen, die es gibt. Verletzungen, sie haben uns den Platz gesperrt, wir hatten nicht mehr so eine richtige Heimat. Die Saison war anstrengend, die Rückrunde war hart. Ich hätte auch nicht gedacht, dass wir noch in so ein Loch fallen – aber ich war immer überzeugt, dass wir es schaffen.“
Restzweifel waren aber wohl da – die letzten Sekunden, als alle sich um ein Handy mit Kontakt nach Stiepel drängten, stand Ziarna lieber allein am Rand, hielt sich an einem Flutlichtmasten fest, bis er sich endlich der Jubeltraube anschließen konnte. Die Platzsperre aufgrund von Bauarbeiten sorgte für die besondere Pointe, dass der FCN den entscheidenden Heimsieg am Sonntag ausgerechnet auf der Anlage des Rivalen SW Eppendorf feierte. „Das ist ja auch nochmal ein Ausrufezeichen“, meinte der glückliche Ziarna.
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Aber jetzt: Alles egal. „Was habt ihr mich Nerven gekostet!“, brüllte der Trainer seiner Mannschaft entgegen, bevor er die Aufstiegs-Humba anstimmte. Es hat sich gelohnt: Nächstes Jahr steht er mit seiner Mannschaft in der Bezirksliga auf dem Platz.
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