Gelsenkirchen. Der Abstieg rückt näher – aber nicht nur über den Schiedsrichter muss 09 sich beim 0:3 ärgern. Die Reaktionen von Fimpel, Britscho und Kim Sané.
Der Mann des Tages hieß Sané – und zwar Sidi Sané. Das Stürmertalent des FC Schalke 04 erzielte die ersten beiden Tore beim 3:0-Sieg der Schalker U23 gegen die SG Wattenscheid 09 und schoss den Verein seines Vaters damit ganz nah an die Oberliga. Der Mann des Tages hätte nämlich auch Kim Sané heißen können. Noch bevor sein neun Jahre jüngerer Bruder eingewechselt wurde, hätte der älteste der drei Söhne von SGW-Stürmerikone Sammy Sané das Spiel für die Gäste entscheiden können.
Eine unfassbare Niederlage sei das, stimmte Kim Sané zu. „Wir waren in der ersten Halbzeit deutlich besser als Schalke. Alleine meine Chance, bei der mir der Elfmeter verweigert wurde...“, ärgerte sich Sané.
Schalkes U23 bekommt Kim Sané nicht in den Griff
Sané war direkt in der ersten guten Szene des Spiels in die Tiefe hinter Schalkes Abwehrkette gestartet, dabei natürlich schneller als alle S04-Verteidiger. Er verzögerte aber frei vor Keeper Justin Treichel, bis sein Gegenspieler ihn einholte – und von hinten zu Fall brachte. Das Spiel lief weiter. Sané: „Ich hab es eigentlich schlau gemacht, ich wollte den Weg kreuzen. Er hat die Torchance verhindert. Dass da kein Pfiff gekommen ist und die Schiedsrichter so entschieden haben: Wow. Ein klarer Elfmeter.“
„Klarer Elfmeter“, fand auch Trainer Christian Britscho, für den diese Szene in der dritten Minute der „Knackpunkt“ war. Auch im Hinspiel hatte seine Mannschaft früh einen Elfmeter verwandelt und einen verdienten Sieg eingefahren – der ersehnte Dreier war auch am Samstagmittag im Parkstadion greifbar. Und der Groll auf den Schiedsrichter war zwar nachvollziehbar. Das war aber nicht das einzige, worüber sich die Wattenscheider riesig ärgern mussten. Auch nach der dritten Minute hatten sie ausreichend Chancen, das Spiel zu gewinnen, vor allem weil Schalke nie ein Mittel fand, um Kim Sané zu stoppen.
Treichel hält Schalke im Spiel – Fimpel fühlt mit Wattenscheid
Alleine der Rechtsaußen scheiterte dreimal aus bester Position an Torwart Treichel, einmal an der Latte – da hatten die Schalker noch nicht einmal wirklich aufs Tor geschossen. So leichtes Spiel wie in der Anfangsphase dieser Partie hatte die SGW selten in dieser Regionalliga-Saison und sie warf die Chance(n) weg. Selbst als es 0:2 stand, hatte Marco Cirillo später noch eine Riesengelegenheit, ganz frei zu verkürzen – und chippte den Ball aus kurzer Distanz über das Tor.
Wer solche Spiele macht, sollte eigentlich nicht aus der Regionalliga absteigen. Wer solche Spiele verliert, weiß aber im Zweifel auch, warum es nicht für den Klassenerhalt reicht. Schalke-Trainer Jakob Fimpel fühlte mit: „Es war für uns ein sehr glücklicher Sieg. Für Wattenscheid ist es brutal ärgerlich, wenn du selbst klarste Chancen nicht nutzt. Da fehlen einem manchmal die Worte. Ich kann das total nachempfinden, wir hatten selber solche Spiele.“
„Wenn du das Spiel gesehen hast, kann es eigentlich nicht so ausgehen, dass wir nicht punkten“, fand Britscho und zählte von der dritten bis zur 85. Minute alle Chancen auf: „Das sind vier, fünf Hundertprozentige: Wenn du die nicht machst, wird es schwierig.“ – Kim Sané meinte: „Ich dachte, hier ist was zu holen. Gerade weil wir so viele Chancen hatten, hatte ich nie das Gefühl, dass das Spiel kippen kann.“
Sidi Sané entscheidet das Spiel für Schalke
Tat es dann aber doch, Mitte der zweiten Hälfte, weil Schalke nach der Pause besser wurde und selbst auch zu Chancen kam – und ausgerechnet Sidi Sané es vorm Tor besser machte als sein Bruder. Den hatte Schalke-Trainer Fimpel zunächst draußen gelassen. Mit zwei guten Abschlüssen nach Eins-gegen-eins-Situationen entschied er die Partie mit den Treffern in der 66. und 70. Minute. Daniel Kyerewaas Elfmeter-Tor zum 3:0 in der 88. Minute stellte den Spielverlauf dann endgültig auf den Kopf.
„Er hat es super gemacht“, sagte Kim Sané über seinen Bruder Sidi, „wir haben aber intensiv darüber geredet, wie man ihn ausschaltet, das haben wir nicht gemacht.“ Britscho erklärte dazu auf Nachfrage: „Wir haben die Innenseite nicht zugemacht. Das haben wir angesprochen, haben wir nicht umgesetzt, und werden bestraft“, so der Trainer, der sich vor dem ersten Tor aber auch den vorhergegangenen Ballverlust im Mittelfeld ärgerte.
Wattenscheid hat seit drei Spielen kein Tor erzielt
Es sind keine neuen Probleme für die SGW, die schon über die ganze Saison zu leicht Gegentore kassiert und zu viele Chancen braucht, um im Abstiegskampf Tore für Punkte zu erzielen. Es hakt in der Offensive und in der Defensive, auch wenn diesmal war die Abschlussschwäche sicher besonders gravierend und entscheidend war. Es war das dritte Spiel ohne eigenes Tor in Serie, ein Spiel ohne Gegentor schaffte 09 dagegen zuletzt im August. In zehn Meisterschaftsspielen im Jahr 2023 gab es nur gegen Schlusslicht Straelen keine Niederlage.
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Das sind Statistiken eines Absteigers, auch wenn sie nicht wirklich zu dem Bild passen, das die Mannschaft am Samstag im Schalker Parkstadion abgab. „Wir machen weiter“, meinte Kim Sané und Britscho wertete die Leistung als Mutmacher, auch wenn sich das Ergebnis „mies“ anfühle: „Je nachdem, was die Gegner machen, müssen wir vielleicht nur drei oder vier Punkte holen. Wenn wir so spielen wie heute, werden wir mehr als vier Punkte holen. Und dann ist theoretisch alles möglich.“ Da wusste er noch nicht, dass RW Ahlen eineinhalb Stunden später einen 4:2-Erfolg bei Kaan-Marienborn feiern würde.
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