Wattenscheid. Der TV Wattenscheid 01 ist bereit für die Hallen-DM in Dortmund. Probst erklärt seinen Doppelstart - und Honsel will wieder hoch hinaus.

Marius Probst ist immer für einen starken Lauf zu haben – und für einen guten Spruch. „Zwei Medaillen sind besser als eine“, sagte der Herner vom TV Wattenscheid 01 grinsend bei der Pressekonferenz der Leichtathletinnen und Leichtathleten vor der Hallen-DM am kommenden Samstag und Sonntag in Dortmund. Der 27-Jährige schob aber schnell nach: „Spaß beiseite. Wir wollten mal etwas anderes ausprobieren. Eine Doppelbelastung tut mir ganz gut.“

Probst ist gut drauf, und er hat sich richtig viel vorgenommen: In der Helmut-Körnig-Halle startet er am Samstag als aktuell Zweitschnellster in Deutschland im Vorlauf über 800 Meter (13.30 Uhr) und abends (18.20 Uhr) im Finale über 3000 Meter. Und er hofft, am Sonntag das Wochenende mit dem Finale über 800 Meter zu krönen.

Im Sommer haben für Probst wieder die 1500 Meter Priorität

Normalerweise ist er am stärksten über 1500 Meter, über diese Distanz holte er vor zwei Jahren ebenfalls in Dortmund den Titel nach einem spektakulären Finish. Im Sommer wird er sich auch wieder auf seine Paradedisziplin konzentrieren. Bei der DM 2021 waren wegen der Pandemie keine Fans erlaubt, diesmal dürfte die Halle mit 3000 Zuschauerinnen und Zuschauern ausverkauft sein. Ein „Heimspiel“ für den TV 01, der mit einem starken Team antritt: 27 Athletinnen und Athleten sind gemeldet.

Allein 15 von ihnen zählen nach ihren bisherigen Bestleistungen in dieser Saison zu den Top acht in Deutschland, etwa die Hälfte von ihnen sogar zu den Top vier. „Fünf bis sechs Medaillen“ nannte TV-01-Manager Michael Huke das Ziel und fügte lächelnd an: „Mehr nehmen wir aber natürlich auch gerne.“

Titelverteidiger Pinto und Schneider sind nicht dabei

Dabei sind einige Topstars gar nicht dabei, die vor einem Jahr in Leipzig zum historischen Ergebnis mit vier Gold- und drei Silbermedaillen beitrugen. Sprinterin Tatjana Pinto, die sich auf Jamaika auf die Sommersaison vorbereitet, kann ihren Titel ebenso nicht verteidigen wie 400-Meter-Mann Patrick Schneider, der sich im Herbst an der Achillessehne verletzt hatte. Auch Robin Erewa, Silber-Mann von Leipzig, sprintet diesmal nur in der Staffel.

Stadtwerke bleiben bis 2025 Hauptsponsor

Die Weichen für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft beim TV Wattenscheid 01 Leichtathletik sind gestellt. Die Stadtwerke Bochum, seit 19 Jahren treuer Partner des Klubs, verlängerten nun ihren Vertrag mit dem Klub. Die Stadtwerke bleiben bis zum 31. Dezember 2025 Hauptsponsor der Leichtathleten. Dietmar Spohn, der Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke, freute sich über die weitere Zusammenarbeit – und auf die DM. Spohn begrüßte den Großteil der Topathleten erstmals seit der Pandemie wieder bei einer Pressekonferenz vor einer großen Meisterschaft in der vierten Etage der Stadtwerke.

Aber es gibt viele Zugänge beim TV 01, die viel drauf haben – und viele bekannte Gesichter, die Dortmund rocken wollen. Dabei dürfte es auch zu packenden Vereinsduellen kommen. Langstrecken-Ass Nils Voigt nimmt den Kampf über 3.000 Meter auf. Als Kaderathlet genießt er ein Sonderstart-Recht. Bei der DM absolviert er sein einziges und letztes Hallen-Rennen. „Die Norm laufe ich locker im Training bei längeren Einheiten“, erklärte er selbstbewusst.

Nils Voigt trainiert für die Sommer-WM und hat trotzdem eine Medaillen-Chance

Sein Trainingsplan ist ganz auf die Sommersaison ausgerichtet, schon Anfang März steht das erste Rennen über 10.000 Meter an, bei dem er sich das erhoffte WM-Ticket sichern kann. Bis zu 200 Kilometer betrug sein Laufpensum pro Trainingswoche. In die Halle ging es erstmals erst am letzten Samstag. Ein Zwischenstopp – mit Ambitionen. „Ich werde alles geben, um um die Medaillen mitzulaufen“, sagt Voigt.

Wenn sie gesund und stabil bleibt, geht es bei Christina Honsel vielleicht nur um die Höhe des Gold-Fluges. 1,98 Meter überquerte die Hochspringerin vor rund anderthalb Wochen – eine Weltklasse-Bestleistung, mit der sie weltweit die Nummer drei ist. „Ich bin immer noch etwas ungläubig, wenn ich die Zahl sehe“, sagte Honsel. Der „Trubel“ habe sich nun aber gelegt, die Konzentration gilt der DM. Ungeschlagen flog sie in dieser Saison mit weiteren Top-Höhen um 1,90 Meter von Sieg zu Sieg.

Kugelsttoßerin Julia Ritter will in Dortmund die 18-Meter-Marke deutlich knacken und eine Medaille gewinnen. Vielleicht sogar in Gold.
Kugelsttoßerin Julia Ritter will in Dortmund die 18-Meter-Marke deutlich knacken und eine Medaille gewinnen. Vielleicht sogar in Gold. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Gleich die Positionen eins, zwei und drei belegen Wattenscheider Hürdensprinterinnen, auch nach dem Karriere-Ende der jüngst Mutter gewordenen Pamela Dutkiewicz-Emmerich eine Vorzeige-Disziplin des Klubs. Bei der schleppend in die Saison gestarteten Monika Zapalska hat es beim Istaf in Berlin am vergangenen Freitag „Klick“ gemacht, erzählte die neue Nummer eins ihre 8,18 Sekunden. Sie liegt gleichauf mit Anne Weigold und knapp vor Isabel Mayer (8,22), beide neu beim TV 01. Aber die Konkurrenz ist eng beisammen, und Hürdensprint-Größe Cindy Roleder ist immer für Gold gut.

Auch interessant

Bei nationalen Meetings stets auf Rang zwei landete in dieser Saison bisher Julia Ritter. Die Kugelstoßerin will sich steigern. Nicht unbedingt in der Platzierung, „eine Medaille ist das Ziel“, sagte sie, aber in der Weite. 17,95 Meter schaffte sie bisher, 18,39 Meter sind ihre Hallen-Bestleistung. „Ich hoffe, dass der Knoten platzt und sich meine technische Blockade löst“, so Ritter. Mit Titelverteidigerin Jessie Maduka im Dreisprung und den 4x2000-Meter-Staffeln hat der TV 01 weitere Mitfavoriten am Start. Und auch die Neuzugänge Maximilian Feist und Verena Meisl zählen zur Top acht in Deutschland über 1.500 Meter.