Bochum. Gewaltbedingte Spielabbrüche nehmen laut einer Datenauswertung des DFB zu. Was der westfälische Fußballverband dagegen unternimmt.
Es waren unrühmliche Szenen, die das Bezirksligaspiel zwischen Phönix Bochum und CF Kurdistan am vergangenen Wochenende überschatteten. Ein verletzter Schiedsrichter im Krankenhaus ließ das sportliche Geschehen am Sonntag in den Hintergrund rücken. Schwere Vorwürfen gegen Trainer, Betreuer und einen Zuschauer des CFK stehen seitdem im Raum.
Geht es nach einem aktuellen Lagebericht des Deutschen Fußballbundes, sind Vorfälle wie diese längst keine Seltenheit mehr. In dem Bericht, den der Verband vor einer Woche vorgestellt hatte, ist von 911 Fußballspielen die Rede, die in der abgelaufenen Saison aufgrund von Gewalt- oder Diskriminierungsvorfällen abgebrochen wurden.
Seit der DFB vor acht Jahren begonnen hat, die Zahl der Spielabbrüche im Amateurfußball zu erfassen, war die Anzahl der abgebrochenen Spiele nie höher als in der vergangenen Saison. Zu den Ursachen von Spielabbrüchen wolle der DFB in den kommenden Wochen eine entsprechende Studie veröffentlichen.
Kreis Bochum beobachtet Zunahme von Gewalt auf Fußballplätzen
Unabhängig von den Gründen, ist das offenbar gestiegene Gewaltpotenzial auf Fußballplätzen eine Entwicklung, die auch den Verantwortlichen im Kreis Bochum nicht verborgen geblieben ist. Zahlen dazu, wie viele Spiele in der laufenden Saison bereits abgebrochen wurden, nennt der Kreis zwar nicht, doch „Spielabbrüche und rote Karten nehmen wir in einer Häufigkeit wahr, wie wir sie bisher nicht hatten“, sagt Jörg Kaminski, stellvertretender Kreisvorsitzender in Bochum.
Doch wie lassen sich derartige Gewaltvorfälle eindämmen? In einer Pressemitteilung zur Absetzung von Kurdistans Kreispokalspiel verwies der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen dazu am Dienstag auf sein „Gewaltpräventionskonzept“. Demnach solle in allen FLVW-Kreisen ein Netzwerk aus Ansprechpartnern entstehen, die Vereine dabei unterstützen, entsprechende Vorfälle in ihren Reihen zu verhindern.
Kreisvorsitzender Kaminski lobt CF Kurdistan
Was den aktuellen Fall um den Polizeieinsatz beim Spiel zwischen Phönix Bochum und CF Kurdistan angeht, hebt Kaminski, stellvertretender Kreisvorsitzender in Bochum, das Verhalten der beteiligten Vereine ausdrücklich positiv hervor. Der Ordnungsdienst habe vorbildlich reagiert, und auch CF Kurdistans Vereinsverantwortliche würden sich kooperativ zeigen, wie Kaminski betont.
„Der CF Kurdistan hat toll reagiert. Sie haben nach den Aussagen der Polizei sofort gehandelt und sind bemüht, bei der Aufklärung der Sache hilfreich zu sein“, sagt er.
Für das nächste Spiel hat der Verein vom FLVW die Auflage bekommen, seinen Ordnungsdienst zu erweitern. Wie genau, werde in Absprache mit dem Verein nun erarbeitet.
In Bochum übernimmt diese Rolle seit einigen Jahren die sogenannte „Task Force“ unter der Leitung von Theo Mennecke. Bereits vor einigen Wochen gab es dort ein Seminar zu Deeskalationsmaßnahmen. Mit rund 300 Trainern und Spielführern wurden dabei Drucksituationen nachgestellt, die in Gewaltausbrüchen enden könnten, berichtet Kaminski, der ebenfalls der Task Force angehört.
Vereine sollen Zuschauer und Mannschaften auf Sportplätzen möglichst trennen
Aktuell laufen zudem verpflichtende Veranstaltungen für alle Kreisligisten, bei denen die bestehenden Sicherheitsstandards des Verbandes laut Kaminski noch einmal thematisiert würden: „Wir haben diese Standards schon seit einigen Jahren, aber scheinbar sind sie inzwischen in Vergessenheit geraten“, so der Kreisvorsitzende. „Dazu gehören die Vorgaben für Ordnungspersonal aber auch die Regel, dass nur Leute auf der Trainerbank sitzen dürfen, die auch im Spielbogen erfasst werden können. Grundsätzlich geht es uns bei diesen Terminen mit der Task Force darum zu veranschaulichen, dass wir alle die Spiele sportlich austragen wollen und Gewalt dabei keinen Platz hat“, betont Kaminski.
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Dass Vereine häufig vor dem Problem stehen, kaum Personen zur Verfügung zu haben, um beispielsweise mehr Ordner einzusetzen, ist dem Kreisvorsitzenden dabei durchaus bewusst. Er erwartet jedoch ein vorausschauenderes Handeln seitens der Vereine: „Man kann zum Beispiel dafür sorgen, dass Zuschauer nicht hinter den Trainerbänken stehen, indem man den Bereich mit Flatterband absperrt und dort zwei bis drei Ordner positioniert. Die Trainerbänke können auch weiter auseinandergestellt werden, da bekommen wir seitens der Stadt inzwischen viel Unterstützung.“
Kaminski lobt Verhalten von Phönix Bochum und CF Kurdistan
Darüber hinaus weist Kaminski auf die Möglichkeit hin, für potenziell kritische Spiele eine Kreisaufsicht zu beantragen. Viele Vereine seien sich dieser Option nicht bewusst oder hätten Hemmungen sie zu nutzen, mutmaßt Kaminski, der einen klaren Appell an die Vereine hat: „Wir sind alle von den Vereinen gewählt worden und wollen mit diesen zusammenarbeiten, statt sie zu bestrafen. Sowohl die Staffelleiter als auch wir vom Kreisvorstand sind jedes Wochenende auf den Plätzen unterwegs und dort kann man uns auch ansprechen.“
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Was den aktuellen Fall um den Polizeieinsatz beim Spiel zwischen Phönix Bochum und CF Kurdistan angeht, hebt Kaminski das Verhalten der beteiligten Vereine ausdrücklich positiv hervor. Der Ordnungsdienst habe vorbildlich reagiert und auch Kurdistans Vereinsverantwortliche würden sich kooperativ zeigen, wie Kaminski betont: „Kurdistan hat toll reagiert. Sie haben nach den Aussagen der Polizei sofort gehandelt und sind bemüht, bei der Aufklärung der Sache hilfreich zu sein.“
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