Wattenscheid. Die SG Wattenscheid ist Letzter, bewahrt aber nach außen hin die Ruhe. Vor dem Heimspiel gegen Lippstadt ist jedoch allen klar, worum es geht.

Jetzt ist die Situation da, die keiner wollte, die aber niemanden überraschen dürfte. Der wirtschaftlich schwächste Verein der Liga steht auch in der sportlichen Tabelle ganz unten: Wattenscheid 09 ist Letzter in der Regionalliga West, hat sechs Spiele in Folge nicht gewonnen und kann nach diesem Spieltag sogar den Anschluss zu den beiden anderen Mannschaften aus der Abstiegszone verlieren. Gewinnt Straelen auswärts in Bocholt, heißt das Schlusslicht auch nach dem zwölften Spieltag Wattenscheid. Eine düstere Aussicht für den ehemaligen Bundesligisten.

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Aber wie vorgehen? Das Team - zuletzt schwankend in der sportlichen Außendarstellung, aber konstant mit schwachen Ergebnissen - öffentlich ins Achtung stellen? Alles schönreden, was den Blick auf die märchenhafte Geschichte aus dem Frühjahr zu verklären droht? Den Gegner SV Lippstadt 08 (Sonntag, 14 Uhr) stark reden, um Fans und Liga auf eine weitere Pleite vorzubereiten?

SG Wattenscheid bewahrt demonstrativ Ruhe

In der Lohrheide wäre wohl jeder Ausreißer in der Kommunikation mit Panikmache gleichzusetzen. Dort herrscht - zumindest noch - Konstanz in der Außendarstellung.

„Wenn wir nicht die Ruhe bewahren, wer soll es sonst tun?“, fragt Trainer Christian Britscho rhetorisch und verweist einmal mehr auf die gute Trainingswoche, die er von seiner Mannschaft gesehen haben will. Selten habe er bei Spielern derart viel Biss gesehen wie in den vergangenen Einheiten. Aber: „Es wäre schön, mal wieder was Zählbares mitzunehmen, um zu dokumentieren, dass es kein Geblubber von uns ist.“

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Nach außen, so soll es in jedem gut geführten Unternehmen und Verein sein, schützen Trainer und Funktionäre die Mannschaft, verweisen auf gute Leistungen in einzelnen Spielen und auf eng geführte Partien, in denen der eine oder andere Punkt drin gewesen wäre. Und im Innenverhältnis? Britscho betont: „Wir wollen nicht das Bild abgeben, als würden wir händchenhaltend durch die Gegend turteln. Ich glaube, dass wir alle einen Weg gefunden haben, um mit der Situation gut umzugehen.“

Keine Durchhalteparolen, kein Abschenken: Britscho ist optimistisch

Aber nicht alles, was in der vergangenen Saison und beim Aufstieg gut war, können nun schlecht sein: „Wir sind da in offenen Gesprächen. Es ist nicht so, dass wir uns ständig auf die Schulter klopfen und uns sagen, wie toll wir das machen.“ Von Durchhalteparolen sind die Wattenscheider also weit entfernt, und die erste Regionalliga-Spielzeit nach dem Vereins-Neustart ist ja auch noch nicht abgeschenkt, obschon nach einem Drittel der Saison eine andere Bilanz wünschenswert wäre.

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Ein Sieg gegen Lippstadt morgen, und vieles würde rosiger aussehen bei den Schwarz-Weißen. „Das ist ein sehr kompakter und unangenehm zu bespielender Gegner“, weiß Trainer Britscho. 15 Punkte hat der Tabellenneunte bereits gesammelt, zuletzt gab es ein 3:1 gegen Rot Weiss Ahlen. Der SGW-Coach meint das Erfolgsrezept des Gastes zu kennen: Sie haben eine gute Balance zwischen offensiver Qualität und defensiver Robustheit.“ Das Spiel gegen den SVL sei keine einfache Aufgabe, so der Trainer. „Aber das ist in unserer Situation egal.“

Also: Augen zu und durch. Und endlich das in einem Meisterschaftsspiel zeigen, was in den unbeobachteten Trainingssituationen gut läuft. Mit Bedacht in einzelne Situationen gehen, auf die eigene Stärke vertrauen und die Gefahr der vierthöchsten Spielklasse kennen: „Bei uns ist es gerade so, dass jeder Fehler richtig hart bestraft wird. Aber das ist eben Regionalliga. Dann muss ich halt wissen, dass ich einen Fehler weniger machen darf.“ Diesbezüglich habe er ein gutes Gefühl: „Die Jungs zeigen mir von Woche zu Woche, dass sie das verstanden haben.“

Die Torwartfrage ist noch offen

Emre Yesilova wird gegen Lippstadt wieder zum Kader der SG Wattenscheid 09 gehören.
Emre Yesilova wird gegen Lippstadt wieder zum Kader der SG Wattenscheid 09 gehören. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Während die Leistungen sogar unter der Woche schwanken, bleibt den Wattenscheidern das Verletzungspech in beängstigender Konstanz treu. Burak Yerli, nach langer Zwangspause wieder auf dem Weg zurück Richtung Spieltagskader, ist im Training umgeknickt: Innenbanddehnung. Yerli wird fehlen, Emre Yesilova wird nach überstandener Krankheit wieder zum Team gehören. Nico Lucas hingegen ist erkrankt, Dennis Lerche ist nach Gelb-Rot in Köln gesperrt.

Wer im Tor stehen wird, ist noch offen. Zuletzt war Kilian Neufeld für den konstant starken Bruno Staudt zwischen die Pfosten gerückt. Diese Personalentscheidung steht noch aus. Britscho: „Nach dem Abschlusstraining werden wir uns im Trainerteam besprechen und darüber entscheiden.“

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