Köln. Für eine gute Leistung nicht belohnt, dazu zwei Platzverweise und wieder Ärger mit dem Schiri: Ein bitterer Nachmittag für Wattenscheid 09.

Plötzlich schien die Sonne im Kölner Südstadion, als die Spieler der SG Wattenscheid 09 vor den Fanblock traten. Zwei Fanbusse voller Wattenscheider waren aus dem Ruhrgebiet ins Rheinland gefahren, um die SGW spielen zu sehen, bei teilweise üblem Dauerregen im Kölner Südstadion. Die Mannschaft bedankte sich mit hängenden Köpfen, resignierten Blicken. 2:3 bei der U21 des 1. FC Köln. Wieder kein Sieg für Wattenscheid, die siebte Niederlage im zehnten Spiel. Aber es gab Applaus, auch wenn die SGW nun Tabellenletzter der Regionalliga West ist.

„Der gegnerische Trainer kam zu mir und sagte, nur eine Mannschaft habe den Sieg verdient gehabt, nämlich wir“, berichtete SGW-Trainer Christian Britscho. Der Wattenscheider Trainer verfolgte die zweite Hälfte vom Stehplatzblock hinter seiner Trainerbank, nachdem er die Rote Karte gesehen hatte.

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Kölner Tätlichkeit an Sindermann wird nicht bestraft

Die Vorgeschichte: Kurz vor der Pause war Tom Sindermann schreiend zu Boden gegangen. Sindermann dazu: „Mein Gegner dreht sich um und haut mir dabei auf den Kehlkopf, ich glaube mit der flachen Hand. Ich erwarte, dass die Linienrichterin das sieht.“ Die Videobilder belegen seine Darstellung – das Gespann auf dem Platz nahm die Szene anders wahr.

Umso mehr ärgerte Britscho, dass Sindermann nach der folgenden Behandlungspause länger warten musste, bis er wieder auf den Platz durfte. Beim Halbzeitpfiff ging er auf den Platz, sagte, das sei eine „Unverschämtheit“ – dafür gab es Rot. Sicher nicht glücklich, bei einem Platzverweis hätte das Spiel wohl einen anderen Verlauf nehmen können. Aber an den Unparteiischen lag es zumindest nicht hauptsächlich, dass die SGW erneut als Verlierer vom Platz ging. Dazu gehörte Pech, es ist aber sicher auch eine Frage von Qualitäten wie Kaltschnäuzigkeit, Nervenstärke,Timing.

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Denn Einstellung und Moral konnte man den Wattenscheidern bei diesem Spiel nicht absprechen, denn der Spielverlauf war denkbar unglücklich. Wattenscheid glich einen 0:2-Rückstand aus, bekam einen Abseitstreffer aberkannt, kassierte spät das 2:3 und musste auch noch zwei Platzverweise hinnehmen. Ein gutes Spiel, aber am Ende wieder leere Hände für 09.

Schwache Chancenverwertung der SG Wattenscheid

In der eigentlich ausgeglichenen Anfangsphase nutzten die Kölner zwei Stellungsfehler der Wattenscheider Defensive zum 2:0 - zwei einfache Kombinationen reichten, die SGW-Abwehr auszuhebeln. Auf der anderen Seite verpassten Tim Kaminski und Kim Sane, der den Pfosten traf, auch zwei Tore zu machen. „Wir hatten auf dem Platz das Gefühl, da geht was. Der Rückstand ist natürlich scheiße, aber wie wir dann zurückkommen, spricht für den Charakter der Mannschaft“, fasste Sindermann die Anfangsphase zusammen.

Während die SGW sich in Ahlen (0:8) oder auch zuletzt gegen Straelen (0:4) aus der Bahn werfen lassen hatte, zeigte sie in Köln die richtige Reaktion. Julian Meier verkürzte noch vor der Pause sehenswert, nachdem er FC-Keeper Köbbing austanzte. Unmittelbar nach der Pause glich Steve Tunga, der sein SGW-Debüt/Comeback gab, mit einem Schuss aus der Drehung aus. Alles wieder drin.

Christian Britscho, Trainer der SG Wattenscheid 09.
Christian Britscho, Trainer der SG Wattenscheid 09. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus / FUNKE Foto Services

Auch Lerche sieht noch die Rote Karte

In Hälfte zwei wirkte es sogar so, als wären die Wattenscheider näher dran am Sieg, die Konter der SGW waren gefährlich, aber am Ende nicht erfolgreich. „Das waren mehr als gute Ansätze. Wir haben es gut, aber nicht sehr gut gespielt“, sagte Trainer Christian Britscho. Umut Yildiz’ Abschluss war zu lasch, Kim Sane stand im Abseits. So schlugen die Kölner eiskalt zu, Nadjombe traf in der 82. Minute zum 3:2 – ein weiteres Tor, das sich nicht unbedingt angedeutet hatte.

Wattenscheids Schlussoffensive mit den Jokern Casalino und Lerche verpuffte, Lerche flog sogar zehn Minuten nach seiner Einwechslung vom Platz: Für ein Foul an der Außenlinie sah er Gelb, Sekunden später Gelb-Rot, nachdem er sich auf den Kommentar von Gegenspieler Henning („Was willst du denn“) auf ein Tete-a-tete einließ.

Ein mehr als unnötiger Platzverweis als Schlusspunkt einer unnötigen Niederlage. „Uns bleibt ja nichts übrig, als das Positive mitzunehmen“, meinte Tom Sindermann.

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