Wattenscheid. Unglücklich war die Niederlage der SG Wattenscheid 09 gegen Alemannia Aachen, aber sie hatte Gründe. Die Probleme scheinen aber

Unterm Strich verdient einerseits, vom Spielverlauf höchst unglücklich andererseits, eine schmerzhafte Niederlage in jedem Fall: Die SG Wattenscheid 09 kassierte im siebten Spiel die fünfte Niederlage der Regionalliga-Saison. Ein 1:2 gegen Alemannia Aachen nach schwacher erster Hälfte und turbulenter Schlussphase, die den Wattenscheidern schwer im Magen lag.

Trainer Christian Britscho haderte, meinte aber: „Der Aachener Sieg ist dann verdient, wenn man sieht, wie wir uns die Tore fangen.“ Nach dem 2:3 in Bocholt hatte Britscho noch gesagt, er hätte sich selbst über ein mögliches Unentschieden geärgert. An diesem Samstag war die SGW nicht weiter weg vom Punktgewinn als vor einer Woche, keine zehn Minuten fehlten – und doch wäre er eher glücklich gewesen.

SG Wattenscheid 09: Sané sorgt für Hoffnung

Joker Kim Sané, erst nach einer guten Stunde gekommen, zeigte in der 79. Minute seine Klasse: Er lief nach Zuspiel des erst am Donnerstag verpflichteten und ebenfalls eingewechselten Julian Meier seinem Gegenspieler im Sprintduell mehrere Schritte ab, schloss mit links eiskalt ab – 1:1. „Schöne Vorarbeit, und für Kim freut es mich unfassbar“, kommentierte Abwehrchef Marvin Schurig. „Wenn du dieses 1:1 machst, dann musst du das Ding über die Zeit bringen.“

Tom Sindermann am Boden, Schiedsrichter Rupert entschlossen: Aachens Andzouana muss mit Roter Karte runter.
Tom Sindermann am Boden, Schiedsrichter Rupert entschlossen: Aachens Andzouana muss mit Roter Karte runter. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Denn bis dahin hatte die SGW über weite Strecken wenig gezeigt. „Eine bessere zweite Hälfte als die erste“, analysierte Schurig. „Wir haben ein paar Sachen vermissen lassen, die wir in der zweiten Hälfte dann über weite Strecken sehr gut umgesetzt haben. Aber das muss man 90 Minuten bringen“, ärgerte er sich und wurde konkreter: „Die Abstände in der ersten Halbzeit waren viel zu groß, der Gegner konnte sich immer wieder aufdrehen, immer wieder auf die Kette zulaufen.“ Fast wortgleich fasste es wenig später auch sein Trainer zusammen.

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Alemannia Aachen vor der Pause besser

Mit vier kopfballstarken Defensivspielern im Zentrum (Schurig, Brdaric, Esser, Jakubowski) kehrte Britscho zur Ausrichtung der vergangenen beiden Heimspiele zurück, als die SGW gegen Fortuna Köln und Wiedenbrück jeweils zu Null spielte. Die Aachener hatten trotzdem Platz und Chancen, so wie in der 24. Minute, als Mause im Strafraum ungestört mit dem Außenrist flanken konnte, Elsamed Ramaj am Fünfer ohne Gegenspieler einköpfen konnte. „Zu einfach“, kommentierte Britscho.

Es war das 1:0, es hätte eigentlich schon das zweite Tor sein müssen, hätte Franko Uzelac nach 12 Minuten nicht einen Abpraller von Staudt aus kurzer Distanz übers leere Tor geschossen. Wattenscheid bekam hinten keinen Zugriff und vorne fehlte Yesilova, Yanik, Yildiz die Durchschlagskraft, um für Entlastung zu sorgen. Aachen dominierte mit mehr als 500 mitgereisten Fans sowohl die Stimmung auf den Rängen als auch auf dem Platz.

Schurig verhindert mit toller Grätsche das 0:2

Christian Britscho, Trainer der SG Wattenscheid, ärgerte sich über zwei vermeidbare Gegentore.
Christian Britscho, Trainer der SG Wattenscheid, ärgerte sich über zwei vermeidbare Gegentore. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Schurig verhinderte unmittelbar vor der Pause mit einer riskanten wie spektakulären Grätsche eine mögliche Vor-Entscheidung, als er dem durchgebrochenen Mause am Fünfer den Ball vom Fuß nahm. Das gab den Ton vor für Hälfte zwei.

Schon in der 47. Minute hatten Yanik und Tim Brdaric nach einem Freistoß die große Ausgleichschance, Yanik verpasste aber und Brdaric traf am langen Pfosten den Ball nicht richtig. Defensiv waren die Wattenscheider nun kompakter, insbesondere Schurig und Tim Kaminski auf der linken Seite fielen mit vielen gewonnenen Zweikämpfen auf. Britscho verhalf mit den Einwechslungen von Omar Jessey und Julian Meier zwei Spielern zu ihrem Regionalliga-Debüt, brachte dazu Torschütze Sane.

Zwei Platzverweise in der Schlussphase

Am Ende standen die Wattenscheider aber nach ereignisreichen Schlussminuten mit leeren Händen da. Jannis Held traf nur vier Minuten nach dem Wattenscheider Ausgleich – mit einer perfekten Volleyabnahme aus rund 20 Metern, nachdem Tom Sindermann eine Ecke (auch hier fand Britscho die Entstehung: „zu einfach“) aus dem Strafraum geköpft hatte. Der Gästeblock war in Ekstase, einzelne Fans stürmten die Tartanbahn.

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Es war die Entscheidung, denn auch wenn Alemannia noch zwei Platzverweise sah, blieb es beim 1:2 und der schwarz-gelben Partystimmung, während sich der Rest des Lohrheidestadions schnell leerte.

Bereits am Mittwoch steht das nächste Pflichtspiel für die SGW an: Im Westfalenpokal geht es zum SC Preußen Münster (19 Uhr).

Wattenscheid - Alemannia Aachen 1:2 (0:1)

  • Tore: 0:1 Elsamed Ramaj (24.), 1:1 Kim Sané (79.), 1:2 Jannis Held (84.).
  • Rote Karte: Andzoana (89./grobes Foul)
  • Gelb-Rote Karte: Wilton (90.+3/wdh. Foul)
  • Wattenscheid: Staudt – Kaminski, Schurig, Brdaric (58. Jessey), Renke – Jakubowski, Sindermann, Esser – Yesilova (82. Bosnjak), Yanik (70. Meier), Yildiz (65. Sané).
  • Aachen: Bangsow - Oeßwein, Uzelac, Heinze, Müller – Ramaj (83. Heim), Bajric (70. Held), Wilton, Mause – Korzuschek (74. Schwermann), Imbongo (77. Andzouana).
  • Zuschauer: 1536
  • Schiedsrichter: Yannick Rupert (Dortmund)

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