Wattenscheid. Gute Ansätze, aber auch viel Arbeit bei Wattenscheid 09: So bewerten Trainer Janczak und Kapitän Jakubowski die Niederlage und die Neuzugänge.

„Wer war das denn?“, fragte nicht nur eine Zuschauerin auf dem Wattenscheider Sportplatz Espenloh. Der Spieler, der das erste Testspiel-Tor der Vorbereitung für die SG Wattenscheid 09 gemacht hatte, trug zwar das Trikot mit der Nummer 9 von Felix Casalino – darin steckte aber Abid Yanik, ein A-Jugendspieler, der vor seinem Treffer zum 1:0 im Test gegen das Team der „Van Riemsdijk Academy“ gleich mehrere Spieler und den Torwart austanzte und noch in weiteren Szenen auf sich aufmerksam machte.

Dass mit dem Youngster zu rechnen ist, war einer der Lichtblicke beim insgesamt eher durchwachsenen Test-Auftakt des Regionalliga-Aufsteigers. 3:5 (1:1) verlor 09 gegen die junge niederländische Mannschaft, wobei das Ergebnis über den Spielverlauf täuscht.

Insgesamt waren die Wattenscheider in ihren neuen roten Auswärtstrikots die bessere Mannschaft, leisteten sich vorne aber eine schwache Chancenverwertung und hinten einige Aussetzer.

Wattenscheid 09: Enttäuschung nach Testspiel-Niederlage

Das sah auch Co-Trainer Timo Janczak so, der am Samstag coachte. Er wolle das Spiel nicht zu hoch hängen, meinte aber: „Die Jungs sind angepisst, und zwar zurecht, sie arbeiten die ganze Woche hart auf dieses Spiel hin. Ich bin auch sauer, dass wir nicht gewonnen haben – und wenn man sieht, wie wir es verloren haben, dann werden wir einiges zu tun haben.“

Semih Köse, SG Wattenscheid 09, war der einzige Spieler, der am Samstag für Wattenscheid durchspielte.
Semih Köse, SG Wattenscheid 09, war der einzige Spieler, der am Samstag für Wattenscheid durchspielte. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Der Ehrgeiz war der Wattenscheider Mannschaft anzusehen, sie wollten gewinnen, besonders einige Neuzugänge wollten sich zeigen. Niko Bosnjak hatte einige gute Szenen in der ersten Hälfte, vergab aber kurz vor der Pause die Riesen-Chance aufs 2:1. Mohamed Cissé traf zum zwischenzeitlichen 2:4, holte entschlossen den Ball aus dem Netz, um die Aufholjagd fortzusetzen.

Der Neuzugang von Schwarz-Weiß Essen gefiel Trainer Janczak gut, „er hat viel gearbeitet“, auch Außenverteidiger Eduard Renke hob er positiv hervor. „Ich könnte aber über jeden etwas Positives sagen“, lobte er die Neuen. Insgesamt acht Spieler gaben ihr Debüt für die Wattenscheider Erste.

Sonderlob für Eigengewächs Abid Yanik

Keiner glänzte aber so wie Abid Yanik, der eigentlich noch in der A-Jugend spielen könnte. Selbstbewusst, trickreich, überhaupt nicht schüchtern, forderte er immer wieder Bälle, ging ins Dribbling, machte ein wunderbares Tor. Dass nicht alles klappte, ist klar – aber er fiel auf.

„Er hat ein Riesen-Spiel gemacht“, fand Timo Janczak. „Wir haben das Abkommen, dass er immer zum Training kommen kann, wenn er will. Er ist ein sehr gerngesehener Gast. Diese Woche war er jeden Tag da und man merkt im jeden Training: Er will das hier, er lebt das hier. Dafür hat er sich mit einem überragenden Tor und einem richtig guten Spiel belohnt.“

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Yanik könnte eine weitere Option für Janczak und Cheftrainer Christian Britscho werden – gerade in der Offensive ist die Auswahl jetzt größer. Mit Bosnjak, Cissé, Calvin Küper und Omar Jessey hat 09 quasi eine komplette neue Angriffsreihe. Das war besonders in Hälfte zwei zu sehen, als mehr Neuzugänge vorne auf dem Platz waren. In der Anfangsphase des Spiels hatte Wattenscheid einige gute Balleroberungen, das Pressing funktionierte vereinzelt wie in der Vorsaison. In Hälfte zwei klappte das kaum noch, trotzdem wären mehr Tore möglich gewesen wären als die Treffer von Cissé und Burak Yerli.

Wattenscheid arbeitet daran, die Neuzugänge zu integrieren

„Das ist dem geschuldet, dass die Neuen noch nicht immer genau wissen, was wir überhaupt machen. Daran arbeiten wir, dass zum Saisonstart alle auf dem gleichen Stand sind“, so Janczak. Wenn, wie es aussieht, Berkant Canbulut nicht wieder zum Kader stößt, dann dürfte noch ein weiterer offensiver Neuzugang dazukommen.

Und auch defensiv haperte es an der Abstimmung: Nicht nur, dass der Probe-Torwart beim Vorspielen keinen guten Eindruck hinterließ – nach den Wechsel in der Halbzeit war die Defensive um Norman Jakubowski und Neuzugang Kian Licina fünf Minuten im „Tiefschlaf“ (Janczak), kassierte in der Zeit drei Tore. Darüber ärgerte sich Jakubowski, war aber vor allem glücklich, wieder 45 Minuten auf dem Platz gestanden zu haben, es war sein längster Einsatz seit Oktober 2020. „Nur die Trainingseinheiten sind länger“, sagte er lachend – und war nach dem Spiel beschwerdefrei.

Jakubowski spielt erstmals wieder 45 Minuten

„Ich bin froh, dass ich gespielt habe, auch wenn es zum Reinkommen ein Kack-Spiel war“, meinte Jakubowski, der auch die Kapitänsbinde trug. „Von der Leistung war es heute gar nicht so verkehrt, aber wie die Tore fallen … “

Emre Yesilova und Bruno Staudt von der SG Wattenscheid 09.
Emre Yesilova und Bruno Staudt von der SG Wattenscheid 09. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

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Es könne aber zu diesem Zeitpunkt nicht alles funktionieren, meinte Jakubowski, auch das gehöre dazu. „Insgesamt müssen sich die Neuzugänge erstmal einfinden, es gab aber gute Ansätze.“ Und grundsätzlich bestehe ja das Gerüst der Aufstiegsmannschaft weiter, auch wenn beispielsweise Abwehrchef Timm Esser und Angreifer Felix Casalino am Samstag nicht spielten.

Die Aufsteiger haben einen Vorsprung, es herrscht aber Konkurrenzkampf – durch die externen Neuzugänge, aber auch durch Spieler wie Jakubowski oder den körperlich nochmal verbesserten Dennis Lerche, die eine größere Rolle spielen wollen und sollen als in der vergangenen Saison.

Drei Wochen sind es noch bis zum Regionalliga-Auftakt bei Aufstiegsfavorit Preußen Münster. Immerhin: Die Fitness ist nach der Mini-Sommerpause nicht das große Thema, nur zwei Wochen nach dem Saisonfinale ging es ja schon wieder los. Bereits am Mittwochabend gibt es die zweite Chance, sich in einem Testspiel zu zeigen.

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  • Wattenscheid (1. Hz.): Staudt – Köse, Schurig, Malcherek, Renke – Lucas, Candag – Yesilova, Yanik, Bosnjak – Lerche
  • Wattenscheid (2. Hz.): P. Britscho, Licina, Jakubowski, Köse – Sindermann, Yerli – Yildiz, Küper, Jessey – Cissé

Nächster Test Mittwochabend gegen Großkreutz & Co.

Weiter geht es am Mittwochabend mit dem zweiten Test, dann ist Oberliga-Aufsteiger TuS Bövinghausen zu Gast in Wattenscheid. Anstoß ist 19 Uhr, wieder auf dem Sportplatz Espenloh.

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