Berlin. Marius Probst und Christoph Kessler feiern in Berlin – kurz wird der Wattenscheider zum Deutschen Meister ernannt. Er bleibt lieber Zweiter.

Im Ziel fielen sich Marius Probst und Christoph Kessler direkt um den Hals. Die beiden 1500-Meter-Läufer sind gute Kumpels, fast nebeneinander liefen sie in Berlin über die Ziellinie nach einem packenden Finale: Erster der Karlsruher Kessler – dann Probst, der gebürtige Herner vom TV Wattenscheid 01.

Nachdem der Dortmunder Mohamed Mohumed das Rennen gemacht hatte und es zwischenzeitlich so aussah, als müsste Probst abreißen lassen, zogen beide im Schlussspurt noch vorbei. Gold und Silber feierten sie zusammen auf der blauen Bahn des Olympiastadions, deuteten vor den TV-Kameras jeweils auf den anderen – ohne zu wissen, dass sich die Zuordnung der Medaillenfarben an diesem Abend noch mehrfach ändern würde.

Protest nach 1500-Meter-Rennen nach Rangelei im Schlussspurt

Denn einige Zeit nach dem Rennen wurde Kessler disqualifiziert: In der letzten Kurve hatte Marc Tortell von Rang vier aus attackiert, wollte neben Mohumed laufen, schnitt damit Kessler den Weg nach außen ab. Der wollte selbst angreifen und hielt mit einem Ellenbogen-Rempler dagegen, machte sich die Bahn frei. Kessler zog vorbei, Probst folgte.

Christoph Kessler ist schon vorne und läuft zu Gold über 1500 Meter im Olympiastadion, Marius Probst kommt als Zweiter ins Ziel.
Christoph Kessler ist schon vorne und läuft zu Gold über 1500 Meter im Olympiastadion, Marius Probst kommt als Zweiter ins Ziel. © Getty Images | Alex Grimm

Probst wurde später kurzzeitig zum Deutschen Meister ernannt, als das Kampfgericht Kessler wegen der Rangelei aus der Wertung nahm. Die Medien-Abteilung des TV 01 veröffentlichte ein Update, feierte Probst als Meister – und musste das schnell wieder zurücknehmen. Der Gegenprotest hatte nämlich Erfolg, Kessler bekam seinen Titel zurück.

Der erste Protest war dabei nicht aus dem Lager der Wattenscheider gekommen. TV-01-Manager Michael Huke hatte die Vorkommnisse auch mit Marius Probsts Trainer besprochen und beurteilte die fragliche Szene so: „Das ist eigentlich gängig in so einem Rennen.“

Wattenscheider wollen lieber Silbermedaille behalten

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Am Sonntagabend konnte er auch noch keinen Endstand abgegeben, meinte nur: „Es kann sein, dass sich noch einmal etwas tut.“ Aus Tortells Umfeld, der bei einem Ausschluss Kesslers Bronze bekommen würde, habe er von einem erneuten Einspruch gehört.

Auch wenn das das zweite Gold für Wattenscheid bedeuten würde, hofft Huke, dass Kessler Meister bleibt und Marius Probst nicht nachträglich die Goldmedaille verliehen wird – er habe keinen Regelverstoß gesehen und die beiden seien gute Freunde.

Die EM-Norm von 3:36,00 Minuten verpasste Probst mit der Zeit von 3:44,72 Minuten am Sonntag deutlich. Der Wattenscheider Nachwuchs-Athlet Max Sluka schaffte den angepeilten Final-Einzug, wurde am Ende Zehnter.

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