Bochum. Ingo Freitag reist als Physiotherapeut der Bob-Nationalmannschaft nach Peking. Er erklärt, wie sein Olympia-Alltag aussehen wird.

Wenn sich ab dem 4. Februar die Jugend der Welt unter dem Zeichen der Ringe bei den Olympischen Spielen in Peking versammelt, ist auch die Stadt Bochum Teil der olympischen Familie. Mit der Bobpilotin und Ruhr-Uni-Studentin Laura Nolte als aktiver Sportlerin – und mit Ingo Freitag. Er will als Physiotherapeut des deutschen Bobteams mithelfen, Edelmetall für Deutschland zu gewinnen.

Den Bochumer Fußballern ist Ingo Freitag bestens bekannt. Der heute 36-Jährige spielte lange für den Westfalenligisten Concordia Wiemelhausen, heute trainiert der ehemalige Abiturient des Alice-Salomon-Berufskollegs den A-Ligisten DJK Ehrenfeld. Die Ehrenfelder belegen in der Kreisliga A1 zur Winterpause den 7. Tabellenplatz. Aber jetzt spielt der Fußballsport für den Physiotherapeuten nur eine Nebenrolle. Der Bobsport und die Olympischen Winterspiele in Peking haben die Hauptrolle in diesem Winter übernommen.

Olympische Spiele in Peking: Gold-Traum erfordert eine Menge Arbeit

Das nicht erst seit dem 16. Januar, dem Tag an dem Ingo Freitag offiziell erfuhr, dass er Teil der deutschen Bobmannschaft ist, die im National Sliding Centre in Yanqing, 75 Kilometer nordwestlich von Peking gelegen, um Gold, Silber und Bronze kämpfen wird.

Die Piloten Francesco Friedrich, Johannes Lochner, Christoph Hafer und die Pilotinnen Mariama Jamanka, Laura Nolte und Kim Kalicki gehören zu den heißesten Medaillenkandidaten im deutschen Team. Somit könnte sich Freitags Traum erfüllen: „Ein Foto vor den Ringen im olympischen Dorf mit einer Medaille in der Hand.“

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Ein Traum, der nicht nur von den insgesamt 24 deutschen Bobsportlern, sondern auch vom Betreuerstab eine Menge Arbeit erfordert. Von den insgesamt acht Weltcuprennen in dieser Saison war Freitag bei sechs Stationen direkt vor Ort. Auch die Bedingungen in China kennt er bereits. „Im Oktober waren wir bereits vier Wochen in Yanqing zu Trainingsfahrten und Testwettkämpfen vor Ort“, berichtet Freitag. Die Regularien vor Ort waren streng.

Strenge Regularien vor Ort in China

„Ständig war eine Begleitperson bei uns. Täglich wurde ein PCR-Test durchgeführt und überall hingen Wärmekameras, die die Körpertemperatur überwacht haben“, berichtet der gebürtige Bochumer. Aber den strikten Vorsichtsmaßnahmen konnte er auch etwas positives abgewinnen: „Ich habe mich in dieser Bubble sehr sicher gefühlt.“

Vom 23. bis 27. Januar absolvierte Freitag mit dem Bobteam eine Art Quarantäne-Trainingslager in der Sportschule Kienbaum absolviert. Während Friedrich und Co bereits am 29. Januar Richtung Peking abhoben, muss sich Freitag noch etwas gedulden. Genau terminiert ist sein Flug noch nicht. „Zwischen dem 8. und 10. Februar werde ich dann auch als einer von drei Physiotherapeuten für die insgesamt 24 Bobsportler nach China fliegen“, so die bisherigen Planungen. In der kommenden Woche wird Freitag seine persönlichen Kontakte so weit wie möglich reduzieren, damit nicht noch eine Covid-Erkrankung seine Teilnahme verhindert.

Kein Feierabend vor 22 Uhr

Für Freitag bedeuten die Spiele zunächst aber einmal harte Arbeit. Ein normaler Trainingstag beginnt um 7 Uhr mit dem Frühstück. Dann geht es hinaus zur Bahn. Hier werden die Physiotherapeuten in den Trainingsalltag als Kameramänner bei speziellen Bahnpassagen oder als Helfer im Start- und Zielbereich intensiv in den Trainingstag mit eingebunden.

Zurück im Hotel fordern dann die Sportler ihr Recht. Behandlungen und Massagen stehen dann auf Freitags Tagesplan. An einen Feierabend vor 22 Uhr ist kaum zu denken. Auch der Wettkampftag beginnt früh. Um 8 Uhr steht schon das Warmmachen an der Bobbahn an, bevor die Wettkämpfe reichen.

Die Mittagspause fällt nicht üppig aus, Lunchpakete müssen reichen, bevor es gegen 17 Uhr zurück zur Unterkunft geht. In Peking natürlich am besten mit einer Medaille im Gepäck. Am 11. und 12. Februar werden die Medaillen im Monobob der Frauen ausgefahren, am 12. und 13. Februar stehen die Rennen im Zweierbob der Männer auf dem Programm.

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Freitags Traum: Erst Olympia-Gold, dann Hochzeitsring

Die Entscheidung im Zweierbob der Frauen fällt am 18. und 19. Februar, der Sieger im Viererbob der Männer wird am 19. und 20. Februar gesucht. Insgesamt mehr als drei Monate war Freitag dann in diesem Winter in Sachen Bobsport unterwegs.

Spätestens dann möchte Ingo Freitag auch das erträumte Foto mit der Goldmedaille schießen. Aber im olympischen Dorf wird Freitag wohl nicht das einzige Mal in diesem Jahr mit Gold in Kontakt kommen. Im Sommer wird er seine langjährige Lebensgefährtin Dajana heiraten und ihr den goldenen Ehering überstreifen. Und dann wird sich für Freitag nach dem sportlichen Höhepunkt in China auch sein persönlicher Traum erfüllen.