Bochum. Dierolf ist die Grande Dame des Bochumer Wasserballs. Für Blau-Weiß spielt sie wieder in der Bundesliga. Die Feiertage verbringt sie in Schwaben.

Kaum vorstellbar, dass Katrin Dierolf mal nicht in der Schwimmhalle ist. Kein Frühtraining um sechs Uhr morgens an Heiligabend? Dierolf lacht. „Ne, ausnahmsweise nicht“, sagt sie schmunzelnd. Zuzutrauen wäre es ihr. Die 42-Jährige ist nämlich quasi Miss Wasserball beim SV Blau-Weiß Bochum.

In der Frauen-Bundesliga-Mannschaft ist sie ein Aushängeschild. Zusätzlich trainiert sie seit etlichen Jahren die U18-Bundesliga-Mannschaft der Jungs. Eigentlich hatte sie ihre aktive Laufbahn im Wasser schon beendet, ließ sich in dieser Saison aber dazu breitschlagen, selbst wieder auf Torejagd zu gehen. „Als Frank mich fragte, konnte ich schlecht nein sagen“, sagt Dierolf, und ganz so unglücklich scheint sie über die Anfrage nicht zu sein.

SV Blau-Weiß Bochum: Eine der bekanntesten und höchstdekorierten Wasserballerinnen

„Frank“ ist Frank Lerner, Trainer der Wasserballerinnen des SV Blau-Weiß, die in dieser Saison wieder kräftig vorne mitmischen wollen und gleich mit zwei Siegen in die Saison gestartet sind. Auch dank Katrin Dierolf, die nicht nur in ihrem Team ein Vorbild ist.

Besuch beim SV Blau-Weiß Bochum

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„Katrin gehört zu den bekanntesten und höchstdekorierten Wasserballerinnen Deutschlands“, erzählt Lerner. Zigfache Nationalspielerin, Kapitänin der Nationalmannschaft, neunmalige Deutsche Meisterin, Vize-Champions-League-Siegerin, EM- und WM-Teilnehmerin, um nur einige der Erfolge zu nennen.

Sie selbst würde das natürlich nicht so ausbreiten, wohl aber einräumen, dass Wasserball zu den wichtigsten Dingen in ihrem Leben gehört. Der äußerst anstrengende Wassersport hat ihr Leben geprägt, schon von klein auf. „Ich komme aus einer Wasserball-Familie. Da war irgendwie klar, dass ich es auch spielen werde“, sagt Katrin Dierolf. Und nur wer genau hinhört, erkennt den leichten schwäbischen Akzent, der dabei mitschwingt. „Den hab’ ich mir eigentlich abgewöhnt“, sagt Dierolf und lacht.

Dierolfs Wurzeln liegen in Esslingen – der Sport führte sie in alle Welt

Los ging es für die Grande Dame des Bochumer Wasserballs nämlich nicht im Ruhrgebiet, sondern beim SSV Esslingen, ebenfalls einer Wasserball-Hochburg. Dort war ihr Vater Gerhard Dierolf viele Jahre Trainer. Sie selbst spielte dann schon früh in der Bundesliga-Mannschaft des Klubs, ebenso ihr Bruder Steffen.

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Großes Vorbild der beiden Dierolf-Geschwister: Onkel Jürgen Stiefel, der 1972 und 1976 selbst als Wasserballer an den Olympischen Spielen in München und Montreal teilnahm. „Das war dann natürlich auch unser Ziel“, erzählt Katrin Dierolf, die mit 16 Jahren jüngste deutsche Nationalspielerin wurde. Ihr Sport brachte ihr nach dem Abitur ein Stipendium an der University of Southern California (USC) in den USA ein.

Wasserball bestimmte fortan viele Jahre ihr Leben, immer den großen Traum vor Augen. Gereicht hat es dann ganz knapp doch nicht für die Olympischen Spiele. „Aber mein Bruder war 2004 in Athen dabei und ich hab von den Rängen gejubelt“, sagt Katrin Dierolf stolz und wehmütig zugleich.

Ihr Sport, von dem sie stets voller Begeisterung erzählt, hat sie in die ganze Welt geführt, hat ihr viele Freundschaften beschert. Sogar ein Pokal-Wettbewerb ist nach ihr benannt. Ihre aktive Karriere hatte sie eigentlich schon beendet, aber irgendwie ist vieles von früher auch noch jetzt präsent. Zurück in die Zukunft also.

Viel Organisationstalent ist nötig, um Sport und Beruf zu verbinden

„Ich habe immer noch Kontakt zu einigen meiner Mannschaftskolleginnen von damals. Mit zweien habe ich mich letztens erst auf einen Kaffee getroffen“, berichtet sie und es ist schon erstaunlich, wie sie das in ihren Alltag integrieren konnte.

Wieder muss Katrin Dierolf schmunzeln, denn als Teamleiterin eines großen Immobilienkonzerns ist sie auch im Arbeitsleben stark eingespannt: „Mein Leben ist sehr strukturiert und durchgeplant. Das war schon immer so. Anders geht es nicht. Aber inzwischen lasse ich auch mal alle Fünfe gerade sein und komme auch mal nicht zu Training, wenn ich einen wichtigen privaten Termin habe.“

Das Training zahlt sich aus: Die Wasserballerinnen des SV Blau-Weiß Bochum sind mit zwei Siegen in die Bundesliga-Saison gestartet.
Das Training zahlt sich aus: Die Wasserballerinnen des SV Blau-Weiß Bochum sind mit zwei Siegen in die Bundesliga-Saison gestartet. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Oft wird das aber wohl nicht der Fall sein. Denn wer die Wasserballerin am Beckenrand erlebt, wie sie das Training ihrer Mannschaft verfolgt, wie sie das der Jugend leitet, voller Elan, Freude und Bestimmtheit, wird zu dem Schluss kommen, dass Wasserball auch jetzt noch einen sehr großen Stellenwert in Katrin Dierolfs Leben hat und die Schwimmhalle ihr zweites Zuhause ist.

Über Wasserball wird an Weihnachten nur wenig geredet

Apropos Zuhause: An Weihnachten ist Katrin Dierolf bei ihrer Familie in Esslingen. „Am 23. treffen wir uns immer mit den Wasserball-Mädels von früher. Wir kennen uns jetzt schon seit 20 Jahren. Das ist quasi Tradition.“ So auch der Esslinger Heilige Vormittag, der – logisch – vor Heiligabend ansteht. „Normalerweise stößt man dann mit einem Glühwein in der Altstadt an. Wegen Corona ist momentan aber natürlich einiges anders.“

Auch der Kirchgang muss dieses Jahr ausfallen. Was nicht ausfällt, ist das traditionelle Weihnachtsessen. „Es gibt Schnitzel, Kartoffelsalat und Spätzle“, schwärmt Katrin Dierolf. Und was ist mit Wasserball? „Darüber wird meistens nicht viel geredet. Ich weiß, kaum zu glauben, wenn an Weihnachten eine halbe Wasserballmannschaft zusammenkommt“, sagt die Sportlerin des SV Blau-Weiß lachend.

Dann muss sie auch schon weiter, denn auch die Weihnachtstage sind, wie könnte es anders sein, bei ihr gut durchgeplant.