Wattenscheid. Die SG Wattenscheid 09 entscheidet eine emotionale und kämpferische Oberliga-Partie für sich. Schon nach 18 Sekunden steht es 1:0.
Seit das Lohrheidestadion die Abkehr von kreisligaverdächtigen Zuschauerzahlen geschafft hat, stehen vor den Einlass-Toren oft auch kurz nach dem Anpfiff noch zahlreiche Besucherinnen und Besucher der Oberliga-Spiele. In den ersten Heimspielen dieser Saison verpassten sie dadurch meist kaum etwas, zumal die SG Wattenscheid wahlweise ein Gegentor oder eine zweistellige Anzahl an Spielminuten benötigte, um ins Rollen zu kommen.
War das Interesse etwa wieder gesunken oder hatte sich der ehemalige Bundesligist etwas einfallen lassen, um das Passieren des Nadelöhrs zu beschleunigen? Ganz gleich, jedenfalls war dort kurz vor dem Anpfiff der Partie gegen Eintracht Rheine nichts mehr los, und so sahen die, die es wollten, eins der schnellsten Tore dieser Oberliga-Saison.
Lediglich 18 Sekunden und eine starke Vorarbeit von Felix Casalino benötigte Emre Yesilova, um Wattenscheid in Führung zu bringen (1.). Es war der Auftakt zu einer in vielerlei Hinsicht bemerkenswerten Begegnung, die die Wattenscheider mit 4:2 (1:1) für sich entschieden.
Wattenscheid verspielt zwei Führungen
Erneut war kein Feuerwerk auf dem Platz zu sehen, und doch enthielt sie reichlich emotionale Sprengkraft. So hielt es etwa SGW-Mitarbeiter Tobias Boccarius beim zwischenzeitlichen 3:2 von Felix Casalino (65.) - einem wahren Kraftakt, bei dem der Mittelstürmer im Fallen und mit letzter Kraft aufs Tor schoss - nicht mehr in der Sprecherkabine.
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Er stürmte auf die Steintreppe, schrie mit „Casa, du geile Sau“ seine Erleichterung über die abermalige Führung der Schwarz-Weißen heraus und verschwand wieder im Warmen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Gastgeber schon zweimal einen Vorsprung verspielt. In dieser Phase aber wirkte das Team von Christian Britscho wesentlich stabiler als kurz vor dem 1:1 von Timo Scherping (9.) oder dem wirklich sehenswerten 2.2 von Pascal Petruschka (63.).
Steigerung nach dem Seitenwechsel
Und im zweiten Durchgang sah Wattenscheid 09 ohnehin besser aus als in den ersten 45 Minuten, in denen Torhüter Bruno Staudt noch in höchster Not gegen den früheren Wattenscheider Fabian Kerelaj hatte retten müssen (12.). Da hatte die Britscho-Elf gelernt, mit den Unsportlichkeiten der erstaunlich fallfreudigen Eintracht-Spielern sowie der dadurch entstandenen Emotionalität umzugehen.
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Das Ergebnis war in Summe ein Achtungserfolg. Rheine zählt trotz der defensiven Anfälligkeit zu den stärkeren Mannschaften der Liga, die Wattenscheider hielten beachtlich gegen den enormen Offensivdruck nach dem frühen Tor. „Der Treffer hat uns keine Sicherheit gegeben und Rheine nicht verunsichert“, urteilte Wattenscheids Trainer Britscho.
Am Ende aber hatte sein Team auf dem tiefen und deshalb schwer bespielbaren Platz den längeren Atem. Verteidiger Frederik Wiebel traf zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff zum 2:1 (55.), der zwei Minuten vor seinem Tor eingewechselte Agon Arifi machte mit seinem Gewaltschuss aus gut 25 Metern mit dem 4:2 (73.) alles klar.
SG Wattenscheid 09: Staudt - Sindermann, Wiebel, Schurig, Britscho - Hönicke, Lucas (46. Esser) - Kaminski (46. Canbulut), Yesilova (72. Arifi), Yildiz - Casalino (84. Kleine).
Schiedsrichter: Johannes Liedtke (Ennepetal)
Tore: 1:0 Yesilova (1.), 1:1 Scherping (9.), 2:1 Wiebel (51.), 2:2 Petruschka (63.), 3:2 Casalino (65.), 4:2 Arifi (73.)
Zuschauer: 919