Bochum. Die Lateinformation von Rot-Weiß-Silber Bochum tritt am Samstag mit einem neuen Trainerteam in Bremerhaven bei der Deutschen Meisterschaft an.
Einer solchen Herkulesaufgabe hätte sich im Spitzensport wohl nicht jeder gestellt. Die Lateinformation des TTC Rot-Weiß-Silber Bochum hat eine schwierige Zeit hinter sich – aber sie hat sie gemeistert. Für das Team, das im Sommer plötzlich ohne Trainer dastand, geht am Samstag (ab 15 Uhr) in der Stadthalle von Bremerhaven mit der Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft ein sportlicher Traum in Erfüllung.
Einer, der zwischenzeitlich auf ziemlich brüchigem Fundament stand. Denn nachdem der bisherige Trainer Kai Wehmeier die Formation im Sommer wegen zunehmender beruflicher Verpflichtungen verließ, war auf einmal das gesamte Projekt in Gefahr. Dabei hatte sich das TTC-Ensemble die Chance, sich mit den besten deutschen Mannschaften wie Serienmeister Grün-Gold-Club Bremen oder dem 1. TSZ Velbert zu messen, nach dem Aufstieg in die Bundesliga durchaus verdient. Da im vorigen Jahr wegen der Corona-Pandemie kein Aufstiegsturnier ausgetragen werden konnte, erhielten die drei Meister der Zweitliga-Gruppen vom Deutschen Tanzsportverband die direkte Qualifikation für das DM-Turnier.
Trainingspensum nach Corona-Zwangspause deutlich erhöht
„Wir wollten uns diese Chance einfach nicht entgehen lassen, weil wir uns das alles sportlich hart erarbeitet hatten“, sagt Mannschaftskapitän Christopher John. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass der TTC relativ schnell eine Lösung für das Trainerproblem fand. Der 32-Jährige kontaktierte Nina Ecke, die das Bochumer Team seinerzeit schon mit Miriam Perplies in die Bundesliga geführt hatte. „Das war gerade mal zehn Wochen vor der Deutschen Meisterschaft. Mein erster Gedanke nach der Anfrage war: Nein, das ist nicht zu schaffen“, gibt die 37-Jährige zu. Neben dem Beruf und dem Dasein als Mutter sei die Beanspruchung durch das zeitintensive Formationstraining schließlich enorm. „Aber“, so die langjährige Bundesliga-Tänzerin, „man musste der Mannschaft einfach helfen.“ Leichter fiel ihr der Entschluss, als aus den Reihen des TTC-Teams auch Natalie Kaufmann (39) mit dem gleichen Anliegen konfrontiert wurde. „Dann haben wir beschlossen, wir machen das zusammen“, sagte Nina Ecke.
Nach einem ersten Zusammentreffen mit dem Vereinsvorstand setzte sich das Trainerinnen-Duo dann zusammen, entwarf einen Trainingsplan für die verbleibenden rund acht Wochen. „Wir haben natürlich das Pensum deutlich erhöht, einen Mentaltrainer und einen Physiotherapeuten mit dazugenommen“, sagt Nina Ecke, die die erste Einheit mit ihrer Trainerkollegin am 18. September leitete. „Ich bin echt beeindruckt, wie schnell wir danach zusammengewachsen sind. Was wir bislang auf die Beine gestellt haben, kann sich sehen lassen“, blickt sie dem DM-Turnier am Samstag durchaus hoffnungsfroh entgegen.
Großteil des Bochumer Teams bestritt bislang noch nie eine DM
Aus dem Kreis der Mannschaft, die den Aufstieg in die erste Liga so überzeugend geschafft hatte, habe man zwar drei Tänzerinnen und Tänzer verloren, dafür aber auch zwei Neuzugänge einbauen können. „Die Mannschaft ist sehr motiviert, alle ziehen super mit. Die meisten haben ja noch nie eine DM getanzt. Wir wollten einfach dafür sorgen, dass ihnen diese Chance auch nicht genommen wird“, so die Essenerin, die elfmal bei einer DM, dazu zweimal bei einer Formations-WM als Aktive auf dem Parkett stand. Die Choreographie zum Musikthema „Soar“ wurde von den neuen Trainerinnen in Passagen leicht abgeändert, zudem organisierte man sich ein neues Turnier-Outfit. „Unser Ziel war einfach, die Mannschaft so stark zu machen, damit sie diese DM auch genießen kann“, bringt es Nina Ecke auf den Punkt.
Teamkapitän Christopher John jedenfalls ist dem Duo dankbar, dass es sich dieser immensen Aufgabe gestellt hat. „Wir sind alle froh, dass wir nicht wieder bei null anfangen müssen. Unser Team ist während dieser schwierigen Zeit noch enger zusammengewachsen. Wir wünschen uns, dass wir am Samstag zumindest eine Runde weiterkommen. Das Ergebnis unserer Trainingsarbeit kann sich jetzt schon durchaus sehen lassen, wir haben alle viel Spaß dabei“, so der 32-Jährige.