Tokio. Qualifikation geglückt. Der Diskuswerfer Daniel Jasinski steht im Olympia-Finale von Tokio. Erinnerungen an 2016 werden wach.
Robert Harting 2012! Christoph Harting 2016! Daniel Jasinski 2021? Die deutschen Diskuswerfer haben in den vergangenen Jahren Olympia-Partys gefeiert. Der Wattenscheider Jasinski kann in Tokio zwar theoretisch noch den Gold-Status erreichen, nicht nur nach seiner Zitterpartie ins Finale am Samstag (13.15 Uhr/MESZ) ist das aber höchst unwahrscheinlich. Das liegt auch an der Konkurrenz.
„Es ist schon enttäuschend“, sagte Jasinski, Bronze-Medaillengewinner von Rio de Janeiro 2016, am Freitag. Mit seinem weitesten Wurf über 63,29 Meter landete der 31-Jährige in Gruppe A zwar nur auf dem siebten Platz, zog anschließend aber dennoch zusammen mit Clemens Prüfer aus Potsdam ins Finale der zwölf besten Athleten ein.
„In Rio war es auch knapp, mal guck'n“, hatte Jasinski mit einem Dauerlächeln kurz nach seiner Qualifikation erinnert, als er von den Ergebnissen der Rivalen abhängig war. Seine gute Laune sei aber „vielleicht auch ein bisschen Show“ gewesen.
Jasinski: "Die Aggressivität hat ein bisschen gefehlt"
2016 war Jasinski mit 62,83 Metern ins Finale gekommen, wo ihm dann 67,05 Meter gelungen waren. Den Sieg holte sich damals Robert Hartings jüngerer Bruder Christoph.
Der Rio-Triumphator hat seit seinem Coup aber nie wieder an große Weiten anknüpfen können. In dieser Saison wurde Harting dann auch von der nationalen Konkurrenz überflügelt. So war der 31-Jährige nur noch als Ersatz für Tokio berücksichtigt worden.
Jasinski haderte und zitterte - wie es bei Diskuswerfern in der Qualifikation aber nicht selten der Fall ist. „Es war einfach ein bisschen zu vorsichtig, das reicht dann eben nicht, um eine gute Leistung abzurufen“, berichtete er in der Mixed Zone des Olympiastadions. „Die Aggressivität hat ein bisschen gefehlt, schwer zu sagen.“ Mit „95 oder 97 Prozent“ der eigentlichen Leistungsfähigkeit sei es schwierig, meinte er weiter.
Daniel Stahl geht als Favorit in den Diskus-Wettkampf
100 Prozent kann er ja dafür vielleicht im Finale abrufen. Die Favoriten sind da aber ganz andere. Der Schwede Daniel Stahl, Weltmeister von 2019, ist an erster Stelle zu nennen. Mit 66,12 Metern war er auch in der Qualifikation nicht zu schlagen. Kristjan Ceh aus Slowenien (3.) oder Stahls Landsmann Simon Pettersson (5.) sind ebenfalls heiße Kandidaten auf das Podium.
Für Clemens Prüfer ist Tokio gefühlt ein Olympia zum Reinschnuppern. „Ich bin relativ jung. Ich habe im besten Fall noch zwei bis drei Spiele“, sagte der 23-Jährige, der in der Qualifikationsgruppe direkt hinter Jasinski landete.
Zufrieden war auch Prüfer nicht. „Ich habe versucht, im Kopf aggressiv in den Ring reinzugehen, im Endeffekt habe ich mich dann doch zurückgehalten“, sagte er nach seinem besten Wurf über 63,18 Meter. „Da war locker ein Meter mehr drin.“
Aber auch für Prüfer reichte es am Ende knapp als Elfter für das Finale. David Wrobel aus Magdeburg verpasste mit 60,38 Metern dagegen den entscheidenden Wettkampf genauso wie der frühere Weltmeister Piotr Malachowski. Der Pole war lange Robert Hartings Kontrahent gewesen und hatte in Rio Silber hinter dessen Bruder geholt. (dpa)