Wattenscheid. Tor, Tor, Tor für Wattenscheid! Das Ergebnis war beim Spiel der SG 09 gegen eine Stadtauswahl aber zweitrangig. Fotos und Reportage vom Auftakt.
Der Mann am Eingang fragt vorsichtshalber nach. Wer denn da überhaupt spiele, will er von Daniel Knorr wissen. Der Aufsichtsratsvorsitzende der SG Wattenscheid 09 macht an diesem Tag die Kasse, gibt bereitwillig Auskunft. Eine Wattenscheider Stadtauswahl sei zu Gast, erklärt er. Der Besucher bedankt sich und geht ins Stadion.
Kurz danach sagt er, er habe schon gewusst, dass der Fußball-Oberligist spiele. Was für ein Spiel stattfindet, habe er aber nicht auf dem Schirm gehabt. Hauptsache Fußball eben. Im Lohrheidestadion, so wirkt es, hegt ein großer Teil der weit mehr als 500 Zuschauer ähnliche Gedanken. Ein Gang durch die Menge bestätigt diese Ahnung.
SG Wattenscheid 09: Das Spiel plätschert, die Fans sind trotzdem froh
Im Stehplatz-Block etwa diskutieren drei Männer über die Optionen bei der im September anstehenden Bundestagswahl. Was alles geht und was nicht. Kurz loben sie die Tierschutzpartei, ehe der erste sich zum Gehen anschickt. „Bratwurst holen“, ruft er in die Runde. „Wenne Tierschutz wählst, kost’ die Wurst hier aber bald nen Zehner.“ Düster empfundene Prognosen und halb ausgestandene Pandemien hin oder her - es zählt im Augenblick nur eines: An diesem Samstag spielt Wattenscheid 09 wieder Fußball.
Trainer Christian Britscho wird dieser Aussage nach dem Spiel nicht in Gänze zustimmen - er ist mit dem, was seine Mannschaft bietet, unzufrieden. Und auch Geschäftsstellenleiter Holger Terstegge liefert im Vorbeigehen eine Analyse des ersten Abschnitts: „Spiel ist scheiße. Aber das ist mir so egal.“
Hauptsache Fußball eben. Im Lohrheidestadion herrscht eine lange nicht erlebte Leichtigkeit. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer haben sich lange nicht gesehen, scheinen sich über das Wiedersehen mit Bekannten zu freuen oder einfach darüber, wieder im Stadion sein zu dürfen.
Für die SG 09 ist es die erste Partie seit Oktober 2020
Wie zur Erinnerung meldet sich Stadionsprecher Björn Biberich über die Mikros: „Das Virus ist noch nicht weg“, sagt er und appelliert damit an die Gäste, das Gedränge an den Getränkeständen aufzulösen und sich auf die anderen Angebote zu verteilen. Derweil machen die Spieler auf dem Platz eine Getränkepause. Sie wirken müde, denn sie haben lange nicht gespielt.
Casalinos Doppelpack sorgt für einen Wattenscheider Sieg
Beinahe unbemerkt plätschert das Treiben auf dem Rasen vor sich hin, ehe um 16.47 ein vertrauter Sound aus den Boxen dröhnt: „Tor, Tor, Tor für Wattenscheid“ - selbst eine penetrante Torhymne kann fehlen. Felix Casalino hat dafür die Initialzündung gegeben, drei Minuten später trifft der Stürmer zum 2:0. Die Geduld hat sich ausgezahlt. Alle sind zufrieden, auch wenn es keine noch Punkte gab. Hautsache wieder Fußball in Wattenscheid.
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