Bochum. Maik Liesbrock ist neu im Betreuer-Team des VfL Bochum. Der Physiotherapeut trägt mit dazu bei, dass der Zweitligist nur wenige Verletzte hat.
Fußballprofis sind dieser Tage besonders belastet. Die Coronapandemie sorgt dafür. Der VfL Bochum kommt gut durch die Zeit, ist sportlich erfolgreich wie lange nicht. Einer der Gründe dafür ist, dass der Zweitligist kaum verletzte Spieler hat und Trainer Thomas Reis somit fast immer mit seiner Bestbesetzung spielen kann. Einer, der mit dazu beiträgt, dass möglichst immer alle Bochumer Profis einsatzfähig sind, ist Maik Liesbrock (36). Der Physiotherapeut ist seit dieser Saison neu im Betreuer-Team des VfL Bochum.
Hallo Herr Liesbrock, seitdem sie beim VfL Bochum sind, läuft es sportlich richtig rund. Was haben Sie mit den Spielern gemacht?
Maik Liesbrock: Vielen Dank für die Blumen! Sie sind nicht der erste, der das fragt… (lacht). Nein, Spaß beiseite. Ich möchte natürlich vorweg erstmal meine Kollegen erwähnen, da man sowas nicht alleine schafft. Es kann nur etwas entstehen, wenn man ein funktionierendes Team hat, das Hand in Hand arbeitet. Dazu gehören natürlich der Trainer mit seinem gesamten Trainerteam, die medizinische Abteilung und auch die Spieler selbst. Wir haben Überlegungen angestellt, wie wir die Gefahr einer Überlastung minimieren und mehr Zeit in die Regeneration investieren können, ohne dabei dem Coach Trainingszeiten zu „klauen“. Wir führen nun täglich mehrere Tests vor dem Training durch, haben die Osteopathie eingeführt und verschiedene medizinische Geräte angeschafft, die die Regeneration nach den Trainingseinheiten fördern. Der Aufschwung hat sich übrigens schon in der vergangenen Saison bereits abgezeichnet, da war ich noch gar nicht dabei. Ich habe versucht, durch die Änderungen in meinem Bereich einen Teil zum Gesamten beizutragen. Sebastian Schindzielorz hat zu Beginn dieser Saison schon angemerkt, dass in der abgelaufenen Saison deutlich geworden ist, wie erheblich die Corona-Pandemie den Spielplan beeinflusst. Die Spiele waren eng getaktet. Wie auch in dieser Spielzeit, wo uns einige Englische Wochen erwarteten. Hinzu kam die fehlende Winterpause, die Belastung blieb hoch. Da durch mich als zusätzlichem Mitglied die medizinische Abteilung erweitert wurde, ist eine gezieltere individuelle Begleitung unserer Spieler gewährleistet.
Sie sprechen es an: Die Belastung ist in dieser Saison ungewöhnlicher als in einer „normalen“. Müssen Sie in der Tat anders arbeiten als sonst?
Maik Liesbrock: Nein, wir arbeiten nicht anders. Von der eigentlichen Behandlung her ist es das gleiche Vorgehen. Es ist immens wichtig, dass unsere Spieler bei dieser hohen Belastung die bestmögliche gesundheitliche Betreuung auf ihre jeweiligen Bedürfnisse erhalten. Diese Bedürfnisse wurden im Vorfeld in einer Untersuchung fest- und herausgestellt.
Beim VfL Bochum gibt es wenige bis gar keine Ausfälle. Wie bereiten Sie die Spieler auf die Spiele vor und wie sieht ihre Arbeit nach den Spielen aus?
Maik Liesbrock: Generell führt Fußball zu speziellen Belastungsmustern, an die sich der Körper durch intensives, sportartspezifisches Training adaptiert. Dies sind häufig asymmetrische Eigenheiten, die in der Behandlung berücksichtigt werden. So beeinflussen verschiedene Faktoren die Behandlungsziele und -ansätze. Um eine perfekte Trainingswoche zu planen, brauche ich erst einmal das Wissen, wie „mein“ Athlet funktioniert und wie es ihm körperlich geht. Dabei helfen messbare Daten aus dem Athletikbereich, subjektive Empfindungen des Spielers, die mittels Fragebogen festgehalten werden, sowie die therapeutische Befundung, ob z.B. Dysbalancen oder ein Statikproblem vorliegen. Wir haben den Jungs vermittelt, dass uns jegliche Blessur interessiert, damit sie erst gar nicht zu einem Problem wird und wir diesem direkt entgegenwirken können. Unsere Arbeit vor und nach den Spielen ist auch sehr individuell gestaltet, auf jeden Spieler zugeschnitten. Am Spieltag selber werden Tapeverbände bei den Spielern angelegt. Die Statik der Spieler wird kontrolliert und geschaut, dass sie „gerade“ sind. Man gibt kleine Massagen, kurze Auflockerungen oder trägt Wärmesalben auf die Muskulatur auf. Nach dem Spiel versorgt man mit der PECH-Regel die Schläge oder Prellungen, die die Spieler abbekommen haben. PECH steht in der Fußball-Medizin als Abkürzung für die Begriffe „Pause“, „Eis“, „Compression“ und „Hochlagern“. Darüber hinaus gibt es noch die üblichen physiotherapeutischen Behandlungen, wo man sich speziell um die bekannten Problemregionen der Spieler kümmert.
Gibt es neue Techniken oder Herangehensweisen, um die Spieler „fitter“ zu machen?
Maik Liesbrock: Es gibt keine neuen Techniken, vielleicht kann man es eher als ein Umdenken bezeichnen. Auf dem Gebiet der Regeneration kann mehr optimiert werden. Wir können den Erholungszustand messen und an vielen Stellschrauben drehen, damit die Regeneration effektiver wird. Die Regeneration ist nicht nur Pause, Auslaufen, Eistonne und Massagen. Wir versuchen herausfinden, wie sich der Sportler von den Trainingsreizen schneller erholt und setzen dort die Behandlungen an. Eine effektivere Erholung macht den Sportler leistungsfähiger.
Stichwort Osteopathie. Mussten Sie viel Überzeugungsarbeit bei den Spielern leisten?
Maik Liesbrock: Einige aus der Mannschaft kannten bereits den Effekt aus meinen osteopathischen Behandlungen, das machte den Einstieg natürlich einfacher. Die anderen Jungs haben schnell gemerkt, dass mit der osteopathischen Behandlung die Regenerationszeiten verkürzt, Verletzungsanfälligkeit vermindert und Leistungsfähigkeit gesteigert werden kann.