Bochum. Mit Heizungen werden Billardtische auf Spiel-Temperatur gebracht. Beim DBC Bochum forschen sie, wie sie den Verbrauch senken können.
Billard ist für viele eine Wissenschaft. Für manche aber noch mehr. Während die Sportstätten geschlossen sind und der Spielbetrieb gestoppt, arbeitet Rüdiger Chlebowski im Weitmarer Billardzentrum des DBC Bochum am Energieverbrauch. Der 70jährige will ihn senken, aber auch transparenter machen.
Mit einer in Kooperation mit dem Teamkollegen Gero von Billerbeck konstruierten Abrollrampe und einem Zollstock testet der im Ruhestand befindliche Ex-Siemens-Mitarbeiter das Rollverhalten der Billardkugeln bei bestimmten Temperaturen des Tisches. Gleichzeitig prüft er aber auch mit einem Messgerät den Energieverbrauch am Beispiel zunächst eines kleinen Billardtischs, der Innenmaße von 210 x 105 cm hat.
Temperatur der Tische ist weniger wichtig als erwartet
Die elektrischen Billardheizungen der zwei großen (284 x 142 cm) und zwei kleinen DBC-Billards fressen mächtig viel Strom. „Und es ist echt eine große Frage“, stellt DBC-Geschäftsführer Paul Kimmeskamp fest, „nach welcher Systematik man die Schieferplatten der Tische zur richtigen Zeit auf die richtige Temperatur bringt.“ Chlebowski hat durch die aktuellen Umstände z.B. Muße und Gelegenheit auch zu prüfen, wie viel Energie ein Aufheizvorgang von 30 auf 32 Grad verschlingt und wann man die Heizungen idealerweise und wie hoch man sie einschaltet.
„Ich habe schon festgestellt“, sagt der Bochumer, „dass die Temperatur gar nicht den von allen Billard-Assen erwarteten großen Einfluss auf das Laufverhalten der Kugeln hat.“ Und er belegt das natürlich mit Zahlen, die er gerade frisch ermittelt hat. Bei 19 Grad Raumtemperatur rollen die Kugeln auf dem grünen Tuch im Mittel 3,99 Meter weit. Bei 32 Grad sind es immerhin 4,13 Meter, also gerade einmal eine Winzigkeit weiter. „Das wird“, sagt er lächelnd, „viele verblüffen.“
DBC Bochum will Energie sparen
„Ich bin mittlerweile bereit, daran zu glauben, dass die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur der Bande eine Rolle spielen.“ Zunächst ist das noch eine Vermutung. „Aber das werde ich noch genauer untersuchen.“
Je nachdem, wie lange die Sportstätten noch geschlossen sind, bleibt eventuell viel Zeit für den ambitionierten Billardforscher aus Weitmar. Paul Kimmeskamp ist gespannt, was Billardkamerad und DBC-Kollege Rüdiger Chlebowski noch herausfindet und was sie beim DBC am Ende sparen können. „Ich bin zwar im Ruhestand“, so der ‚Billard-Wissenschaftler‘, „aber gerade jetzt arbeite ich besonders hart – und ich bin sicher, dass es uns etwas bringt.“