Wattenscheid. 15 Leichtathleten des TV Wattenscheid starten bei der Hallen-DM in Dortmund. Einige wollen Gold holen. Andere sind schon enttäuscht.

Ralf Ritter

Weniger Wettbewerbe, viel weniger Teilnehmer, keine Zuschauer, Lüftungspausen zwischen Wettkämpfen: Fast nichts ist normal bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften der Leichtathleten in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle am Samstag und Sonntag.

Auch der TV Wattenscheid sieht die Titelkämpfe in Zeiten der Corona-Pandemie und des Lockdowns kritisch. Gleichwohl hofft der Spitzenklub von der Lohrheide auf einige Medaillen. Wer startet, will Bestleistung zeigen und vorne dabei sein: Daran ändern auch die schwierigen Umstände nichts.

Nur 265 Teilnehmer - Weitspringerin Klaczynski ist ein Opfer der Quali-Kriterien

Allerdings gibt es schon vor der Eröffnung der DM zahlreiche Enttäuschte, auch beim TV Wattenscheid. Die Teilnehmerzahl wurde gemäß des umfangreichen Corona-Schutzkonzeptes auf 265 reduziert, normalerweise wären doppelt so viele Athleten dabei. Einige Wettbewerbe wurden ganz gestrichen, etwa die Staffeln.

Und: Außer im Sprint, Hürdensprint und über 400 Meter (mit Halbfinals) gibt es nur Endkämpfe. Für die Qualifikation waren die Leistungen im ja auch von Corona geprägten Sommer 2020 entscheidend und nicht die bisher erbrachten Hallen-Leistungen in diesem Winter. Dann hätte zum Beispiel Wattenscheids Weitspringerin Jovanna Klaczynski starten dürfen. So bleibt ihr die Chance verwehrt.

TV Wattenscheids Manager Michael Huke spricht von Ungerechtigkeit

„Das ist eine große Ungerechtigkeit, wir sehen das sehr kritisch“, sagt Michael Huke, der Manager des TV Wattenscheid 01. Auch den Stellenwert dieser DM ordnet er kritisch ein: „Das wird eine schwierige Meisterschaft, es gab keine richtige Vorbereitung, nur wenige Wettkämpfe“, sagt Huke. Andererseits erhalten immerhin etliche Topkräfte im Olympiajahr Wettkampfpraxis, findet immerhin überhaupt eine DM statt mit einem strengen Hygiene- und Sicherheitskonzept. So müssen alle – auch Nicht-Aktive wie Kampfrichter, Funktionäre oder Medienvertreter – vor dem Eintritt in die Halle einen Corona-Schnelltest absolvieren.

Verletzt: Pamela Dutkiewicz-Emmerich fällt aus

Sportlich hat sich der TV 01, der 15 Athleten ins Rennen schickt, durchaus einiges vorgenommen. „Wir haben schon ein paar heiße Eisen im Feuer“, sagt Huke trotz einiger Ausfälle. So fehlt Olympia-Hoffnung Pamela Dutkiewicz-Emmerich. Die Hürdensprinterin laboriert an einer Entzündung der Bizeps-Sehne im Oberschenkel. Auch Sprinter Philipp Trutenat (Wadenprobleme) und 400-Meter-Mann Patrick Schneider (Zerrung) fallen aus.

Marius Probst will über 1500 Meter Gold holen

Andere dagegen sind heiß. Marius Probst zum Beispiel. Der 1500-Meter-Mann hat in dieser Hallensaison zwei Wettkämpfe absolviert. In einem lief er über die 800 Meter die Norm für die Hallen-EM Anfang März im polnischen Tolun. In seinem einzigen 1500-Meter-Wettkampf musste er mit Achillessehnen-Problemen aufgeben. Ein letzter Belastungs-Test am Donnerstag lief gut, entsprechend offensiv geht Probst nun die DM an: „Ich bin fit und zuversichtlich. Ich habe draußen den Titel geholt. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich liefe nicht um Gold“, sagt er und rechnet mit einem „taktischen Rennen“.

Christina Honsel geht als Favoritin in den DM-Wettkampf

Ebenfalls als Favoritin und Freiluft-Meisterin geht Hochspringerin Christina Honsel ins Rennen. Ihr klares Ziel: „Ich möchte gerne Bestleistung springen und damit dann auch Gold holen.“ Honsel führt die Meldeliste für die Deutschen Meisterschaften an. Die Corona-Pandemie hat allerdings auch Honsel in der Vorbereitung stark eingeschränkt. Weniger im Training, sagt sie, „aber was fehlt, sind die Wettkämpfe. Ich hatte genau einen richtigen Wettkampf vor den Deutschen Meisterschaften, sonst sind das fünf oder sechs.“

So ergeht es auch Kugelstoßerin Julia Ritter: „Bei den ersten zwei Wettkämpfen hat es noch nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe, technisch war das mehr als katastrophal. Ich hoffe, dass es technisch jetzt besser klappt. Eine Medaille wäre schon schön, zumal es ja auch ein Heimspiel ist“, auch wenn die Unterstützung von den Rängen fehlen würde. Zum Glück, sagt Ritter, ist auch Vereinskollegin Hanna Meinikmann mit dabei. So könne man sich gegenseitig motivieren.

Eine Medaille hat sich auch Neuzugang Jessie Maduka vorgenommen. „Ich würde gern Silber holen, mit einer guten Leistung“, sagt die Dreispringerin.

Das Programm im Überblick - live auf leichtathletik.de

Das Internetportal leichtahletik.de bietet an beiden Tagen einen Livestream von allen Wettkämpfen an. Das ZDF zeigt am Sonntag (ab 16.30 Uhr) Höhepunkte.

Am Samstag (13.35 – 19.10 Uhr) stehen folgende Wettkämpfe an – Männer: Dreisprung, 400 Meter (Halbfinale/HF), 60m Hürden (HF und Finale/F), 60m Sprint (HF und F). Frauen: Kugelstoßen, Stabhochsprung, Dreisprung, 60m Hürden (HF und F), 60m Sprint (HF und F).

Sonntag (11.30 – 16 Uhr) – Männer: Weitsprung, 3000m, Hochsprung, Stabhochsprung, 800m, 400m, 1500m. Frauen: Hochsprung, 3000m, 800m, Weitsprung, 400m, 1500m