Bochum. Maxim Leitsch war lange verletzt, jetzt hat er 31 Zweitligaspiele in Serie bestritten. Und träumt vom Aufstieg. Mit dem VfL Bochum.

Vor ziemlich genau einem Jahr war er bestenfalls ein Hoffnungsträger. Einer aber, der seit 16 Monaten kein Pflichtspiel mehr bestritten hatte. Es folgten bis heute, vor dem finalen Hinrunden-Spieltag der laufenden Saison: 31 Zweitliga-Spiele in Folge. 30 von der ersten bis zur letzten Minute, eines über 45 Minuten. Dazu Pokal- und U21-Länderspiele. Er ist einer der schnellsten Spieler der 2. Liga, und mit seiner Gesamtlaufleistung in der aktuellen Spielzeit liegt er unter den Top 20. Als Innenverteidiger.
Noch Fragen? Maxim Leitsch, 22, Linksfuß, hat sportlich, hat persönlich ein überragendes Jahr hinter sich und im ja längst begonnenen neuen Jahr daran angeknüpft. „Dass ich so viele Spiele am Stück mache, damit konnte ich vor einem Jahr nicht rechnen“, sagt der gebürtige Essener gegenüber dieser Redaktion. Gut gelaunt nach dem Donnerstagtraining. Gesund. Fit. Bereit. In den paar freien Tagen nach dem Nürnberg-Sieg und vor den Englischen Wochen „konnten wir nochmal Energie tanken“, sagt er.

Debüt von Maxim Leitsch gegen den HSV vor rund einem Jahr

Was für ein Wandel zu all den schmerzvollen Vorjahren. Leisten-, Adduktoren-, Muskelprobleme, immer wieder gab es ja Rückschläge seit seinem Profidebüt schon als A-Jugendlicher im Dezember 2016, seit seinen Comeback-Versuchen in den anderthalb Jahren vor jenem Spiel gegen den Hamburger SV, dem 1:3 am 3. Februar 2020. Mit Maxim Leitsch von Beginn an. Einem guten Leitsch.
„Anfangs war ich skeptisch, ob wirklich alles hält“, blickt er ehrlich zurück. Aber nach ein paar Spielen, mit immer mehr Sicherheit, mehr Vertrauen in den eigenen Körper, „habe ich mir gar keine Gedanken mehr gemacht, dass etwas passieren könnte“, sagt er. Das war vielleicht: sein wichtigster Sieg. Sein größter Schritt nach vorne.

Leitsch trägt in der VfL-Defensive jetzt mehr Verantwortung

Leitsch, seit 2008 schon beim VfL am Ball, ist gereift in Bochum. Er hat im Vorjahr an der Seite von Saulo Decarli verteidigt und an der von Vasileios Lampropoulos; stets flankiert von den Routiniers auf der Außenbahn, von Danilo Soares und Cristian Gamboa. „Ich konnte und kann von allen viel lernen“, sagt Leitsch, der seit etlichen Wochen nun mit einem Jüngeren die Defensivzentrale bildet, mit dem 19-jährigen Armel Bella-Kotchap. Auch ein Hochbegabter aus dem eigenen VfL-Talentwerk. Leitsch wird im Mai 23 Jahre, er hat nun etliche Spiele absolviert. Er sei, sagt der Aufsteiger des Jahres 2020 selbstbewusst, bereit dazu, dieses Mehr an Verantwortung zu tragen.

Trainer Thomas Reis sieht "Riesenpotenzial" mit Luft nach oben

Dabei ist ja Luft nach oben, immer noch. Thomas Reis, der ihn schon in der U19 trainierte, weiß das. „Maxim ist unheimlich wichtig für uns. Wir sind mit seiner Entwicklung sehr zufrieden“, sagt der Trainer. „Aber er ist noch nicht da, wo er hinkommen kann mit seinen Voraussetzungen. Dabei wollen wir ihm helfen.“
Außer in punkto Tempo könne er noch in nahezu allen Bereichen zulegen, sagt Leitsch selbst. Das gilt etwa für sein Kopfballspiel, seine Robustheit, für den Spielaufbau. In jedem Fall hat er ein „Riesenpotenzial“, meint Reis, das ihn in die Bundesliga führen kann.
Vielleicht ja mit dem VfL. Der Aufstieg, sagt Leitsch, „wäre ein Träumchen“. Zunächst gelte es in Sandhausen, wieder hellwach zu sein, vielleicht sogar Hinrunden-Meister zu werden. „In dieser verrückten 2. Liga gibt es viele sehr unangenehme Gegner, dazu zählt auch Sandhausen. Da muss man immer sein Bestes geben, um zu gewinnen“, sagt Leitsch. Längere Durststrecken dürfe man sich nicht erlauben. „Wir wollen oben dran bleiben. Dafür müssen wir punkten, möglichst oft dreifach.“

Vertrag läuft bis 2022: Noch gab es keine neuen Gespräche

Sein Vertrag läuft noch anderthalb Jahre bis Juni 2022, Gespräche über eine vorzeitige Verlängerung gab es noch nicht. Aktuell, betont Leitsch, gelte seine volle Konzentration dieser Saison, einem guten Hinrunden-Abschluss, einer guten Rückrunde mit dem VfL. „Wir müssen an unsere Grenzen gehen“, sagt er. „Dann sehen wir am Ende, wofür das reicht.“