Bochum. . Am Sonntag tritt der Keeper mit dem VfL Bochum bei seinem Ex-Klub an. Im Interview spricht Riemann über den Aufstiegswunsch und den Teamgeist.

Wo Manuel Riemann ist, ist immer was los. Egal, ob im Spiel oder auf dem Trainingsplatz. Fast immer hört man den lautstarken Torwart des VfL Bochum. Der 32-Jährige, der im Oktober seinen Vertrag beim Zweitligisten verlängerte, fällt aber auch sonst auf: Riemann zählt zu den besten Torhütern der Liga und hat großen Anteil am sportlichen Erfolg. Vor dem nächsten Auswärtsspiel gegen seinen Ex-Klub SV Sandhausen (Sonntag, 13.30 Uhr) spricht er über den Aufstiegswunsch der Fans, den Teamgeist, seine Emotionalität auf dem Feld und die Pokalsperre gegen RB Leipzig.

Herr Riemann, der VfL spielt so gut wie lange nicht mehr. Die Fans träumen vom Aufstieg. Das Wort ist in Bochum bislang tabu. Wann darf man über den Aufstieg reden?

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Manuel Riemann: Den Fans wollen und werden wir sicherlich nicht das Träumen verbieten. Wir – das heißt: die Spieler, Trainer, Verantwortliche – wissen allerdings, wie kompliziert die Zweite Liga ist und wie eng es dort zugeht. Insofern sind unsere Aussagen zu diesem Thema deutlich zurückhaltender. Wir haben schließlich noch nicht einmal die Hälfte der Saison absolviert. Man kann sich gerne über dieses Thema unterhalten, wenn die Saison auf die Zielgerade biegt und die letzten Meter dieses Marathons zu absolvieren sind. Vorausgesetzt, wir gehören dann immer noch zur Spitzengruppe.

Zum ersten Mal seit fünf Jahren hat der VfL am Wochenende die Tabellenspitze übernommen. Welchen Anteil hat Trainer Thomas Reis an dieser Entwicklung?
Riemann:
Wir sind inzwischen zu einer Einheit geworden, ein Team. Dazu gehören alle, nicht nur die Spieler, sondern auch die Trainer. Wir kommunizieren viel, sprechen die grundlegenden Dinge an und können so auf dem Platz und in der Kabine geschlossen agieren.

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Diese Einheit des VfL wird besonders gelobt. Gab es ein Schlüsselerlebnis, das diesen Teamgeist heraufbeschworen hat?

Riemann: Wir haben zwar schon vor dem ersten Lockdown im März 2020 einen kleinen Aufwärtstrend zu verzeichnen gehabt, aber so richtig etwas entwickelt hat sich erst in der Corona-Zwangspause. Da hat das Team eine Gier nach Erfolg entwickelt und ist so zu einer richtigen Mannschaft geworden. Wir haben diese Gier dann auch auf den Platz gebracht und in Leistung umwandeln können. Zudem ist es uns gelungen, dieses Prinzip auch in die neue Saison zu übertragen, wobei sicherlich hilfreich war, dass die Mannschaft nicht so groß verändert wurde und im Kern zusammengeblieben ist. Die Mannschaften, die es schaffen, kontinuierlich gierig zu bleiben und konstant als Team aufzutreten, werden am Ende erfolgreich sein. Und es wäre natürlich schön, wenn wir dazugehören würden.

Sie selbst haben großen Anteil am sportlichen Erfolg. Heraus sticht immer wieder ihr aktiver Part - sie gestalten das Spiel mit, schlagen auch mal gerne lange Bälle. Hatten Sie ein Vorbild für diese Spielweise? Wer hat Sie am meisten beeinflusst?

Riemann: Ich hoffe, dass ich im Sinne der Mannschaft Räume erkenne, die sich für uns auftun. Dort versuche ich den Ball hinzuspielen. Ob das dann ein kurzer oder langer Ball ist, ist abhängig davon, wo sich eben diese Räume auftun. Meine Spielweise ist aber von niemandem beeinflusst worden, ein konkretes Vorbild gibt es also nicht.

Auf dem Spielfeld und im Training scheuen Sie nicht davor, auch mal laut zu werden. Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Sind Sie privat eher ein ruhiger Typ? Oder halten Sie auch sonst mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg?

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Riemann: Ich brauche diese Impulsivität für mein Spiel. Emotionen gehören für mich dazu, und meine ständigen Kommentare sind auch ein Ventil, um diese Emotionen rauszulassen. Ich sage „auch“, denn nicht nur und ausschließlich. Einiges von dem, was ich sage, hat auch konstruktiven Charakter – selbst, wenn es auf direktem oder persönlichem Weg verkündet wird. Wenn ich allerdings auch privat andauernd so aufdrehen und alles kommentieren würde, hätte mir meine Frau vermutlich schon längst einen Vogel gezeigt. Da bin ich deutlich entspannter.

Schon jetzt steht fest, dass Sie das Achtelfinale im DFB-Pokal bei RB Leipzig verpassen werden. Mit etwas Abstand: Finden Sie die Strafe gerechtfertigt?

Riemann: Im ersten Moment war ich nicht der Ansicht, dass die Rote Karte gerechtfertigt gewesen sei. Dann habe ich anderntags in der Aufzeichnung gesehen, dass ich bei meiner Grätsche das Bein noch leicht anhebe und so den Gegenspieler berühre. Dennoch: Zum einen hätte er immer noch drüber springen können und zum anderen befand er sich auf dem Weg in Richtung Seitenaus und nicht auf direktem Weg zum Tor. Die Verhinderung einer klaren Torchance war es also nicht, diese Ansicht habe ich übrigens auch nicht exklusiv. Plus, dass ein oder zwei unserer Verteidiger inzwischen herangerauscht waren und so den Angriff hätten unterbinden können. Insofern hätte es meiner Ansicht nach „Gelb“ auch getan. Aber es ist so, wie es ist. Und wir haben mit Patrick Drewes, der es in Mainz ganz hervorragend gemacht hat, und Paul Grave, der ihn gerade aufgrund einer Verletzung vertritt, zwei richtig gute Keeper, die ihr Bestes geben werden, um den VfL in Leipzig im Spiel zu halten.

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Was werden Sie stattdessen tun, wenn Sie nicht mitspielen dürfen?

Ich werde das Spiel am Bildschirm verfolgen und wahrscheinlich genauso intensiv mitgehen, als wäre ich auf dem Platz.