Hamm-Rhynern. Mit zwei Treffern kurz vor Schluss sicherte Tim Kaminski der SG Wattenscheid 09 ein 2:2 in Rhynern. Ein spektakulärer Auftakt in der Oberliga.

Wer eine Viertelstunde vor dem regulären Ende der Partie auf die Bank der SG Wattenscheid 09 schaute, hatte nicht das Gefühl, dass dort noch große Hoffnung auf Zählbares herrschte. Gut, Trainer Christian Britscho gestikulierte und rief immer wieder dazwischen, doch Spieler, Betreuer und medizinisches Personal saßen versunken auf der Pritsche im Stadion am Papenloh in Hamm.

Westfalia Rhynern, ohnehin ein Top-Favorit in dieser Oberliga-Saison, führte nach Treffern von Lennard Kleine (40.) und Akhim Seber (68.) mit 2:0 und sah wie der sichere Sieger aus. 15 reguläre und sieben zusätzliche Spielminuten später aber waren es die Spieler des Gastgebers, die nach der dramatischen und turbulenten Schlussphase da saßen wie die Verlierer.

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Jubelarien mit den Fans nach den späten Treffern ins Glück

Das 2:2 (1:0) fühlte sich für Rhynern an wie eine Niederlage, und auf der anderen Seite nahm man nach dem Punktgewinn, den Tim Kaminski mit zwei späten Treffern (90. und 90.+5) ermöglicht hatte, Glückwünsche nach einer ausgelassenen Jubelarie mit den Fans wohlwollend entgegen. Und auch Kapitän Norman Jakubowski, der in der 85. Minute einen Handelfmeter verschossen hatte, konnte wieder - wenn auch etwas gequält - lächeln. „Ich bin ein glücklicher Trainer“, schloss SGW-Coach Britscho seine Analyse ab.

Zwei Platzverweise schwächen Gastgeber Rhynern

Wattenscheids Norman Jakubowski (r.) konnte trotz eines verschossenen Elfmeters am Ende wieder lächeln.
Wattenscheids Norman Jakubowski (r.) konnte trotz eines verschossenen Elfmeters am Ende wieder lächeln. © ffs | Thorsten Tillmann

Britscho verwies darauf, dass der durch zwei Platzverweise geschwächte Gegner seinem Team eine Menge abverlangt hatte: „Es war für mich das erwartete Spiel gegen eine gute Mannschaft“, so der 50-Jährige, der auch die Spieler des Hammer Klubs ausdrücklich für deren mentale Fähigkeiten nach der ersten Schwächung (Torschütze Kleine hatte Gelb-Rot gesehen) lobte. „Dass der Gegner zwei Mann weniger hatte, hat uns geholfen“, meinte Wattenscheids Doppel-Torschützte Kaminski und schloss an: „Wenn wir länger gespielt hätten, wäre sogar ein Sieg drin gewesen.“

Darüber, was noch möglich gewesen wäre, mochte allerdings kaum wer nachdenken. Denn 20 Minuten lang hatte die SGW zu Beginn schwerfällig und in weiten Teilen viel zu kompliziert agiert. Als die Britscho-Elf vornehmlich mit langen Bällen agierte, öffneten sich mehr und mehr Räume. Hin und wieder haperte es am Abschluss, teilweise auch an der Coolness, die die Wattenscheider jedoch anderweitig bewiesen. Denn trotz ständiger Provokationen des Heißsporns Gianluca Di Vinti ließen sich die Nullneuner nicht aus der Ruhe bringen.

Kaminski erklärt sein Traumtor aus 25 Metern

Angetrieben von zahlreichen Fans, die das Auswärtsspiel in Hamm zu einem Heimspiel gemacht hatten, feierte die Mannschaft somit einen Punkt, der vor allem der Moral zuzuschreiben war. Und ein Stück weit - das gab Torschütze Kaminski zögerlich, aber schelmisch grinsend zu - auch dem Glück. Angesprochen auf die Frage, ob er den Ball bei seinem Traumtor aus rund 25 Metern so hatte treffen wollen, entgegnete er zögerlich: „Ich würde lügen, wenn ich ‚Ja‘ sagen würde.“

Die Fakten zum Spiel: SV Westfalia Rhynern - SG Wattenscheid 09 2:2 (1:0)

SG Wattenscheid 09: Horn - Wiebel (75. Arifi), Jakubowski, Schurig, P. Britscho - Hönicke, Sindermann - Kaminski, Cirillo (60. Zengin), Gensicke (60. Lewicki) - Casalino (72. Ngankam)

Schiedsrichter: Florian Exner (Moers)

Tore: 1:0 Kleine (40.), 2:0 Seber (68.), 2:1 Kaminiski (90.), 2:2 Kaminski (90.+5)

Gelb-Rot: Kleine (43., wiederholtes Foulspiel), P. Franke (90.+3, wiederholtes Foulspiel; beide Rhynern)