Wattenscheid. Komplett neu aufgestellt startet die SG Wattenscheid 09 in die Oberliga. Im WAZ-Interview erklärt Trainer Britscho, was er erwartet.

Fußball-Oberligist SG Wattenscheid 09 startet am Sonntag in die Saison. Vor dem Spiel bei Westfalia Rhynern (15 Uhr) spricht Cheftrainer Christian Britscho (50) im WAZ-Interview über die zurückliegende Vorbereitung, die Verfassung seines Teams und den Auftaktgegner.

Herr Britscho, der erste Spieltag steht an. Hätte Sie zu Beginn des Jahres geglaubt, dass Sie und der Verein so weit kommen?

Mittlerweile bin ich heilfroh, dass wir jetzt an diesem Punkt stehen. Das hat allerdings nichts mit der Situation des Vereins im Allgemeinen, sondern eher mit der Corona-Pandemie zu tun. Dass es mit der Mannschaft und den Verantwortlichen und allem, was drumherum passiert, passt, war schnell klar.

War das die speziellste Vorbereitung Ihrer bisherigen Laufbahn?

Sie war definitiv anders als alle anderen. Wir mussten immer berücksichtigen, dass die Spieler eine sehr lange Pause gemacht haben, auch wenn sie sich in der Zeit ohne Fußball fit gehalten haben. Aber sobald man auf dem Platz steht und in die Zweikämpfe geht, ist die Belastung eine ganz andere als zum Beispiel bei einem langen Lauf. Ein weiteres Problem kam hinzu, als klar war, dass bei Testspielen nur vier Wechsel erlaubt waren. So haben wir die Belastung in den Trainingseinheiten anpassen müssen. Sonst hätte man die Spieler sehenden Auges ins Verderben laufen lassen können.

Trainer Christian Britscho (M.) startet mit der SG Wattenscheid 09 in die Oberliga.
Trainer Christian Britscho (M.) startet mit der SG Wattenscheid 09 in die Oberliga. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Haben Sie vor dem Saisonstart überhaupt die Gelegenheit, auf das im Verein Geleistete zurückzublicken

Im Voraus ist das natürlich etwas Besonderes, auch wenn wir am Sonntag 90 Minuten lang nicht daran denken werden. Was die Verantwortlichen und die Ehrenamtlichen geleistet haben, damit der Verein weiter existieren kann und wir wieder Fußball spielen können. verdient allerhöchste Anerkennung. Es ist Wahnsinn, wie dieser Verein aus sich heraus lebt.

War das auch einer der Gründe für Ihre Zusage?

Wenn ich nach dem Sportlichen gegangen wäre, hätte ich bei Rot Weiss Ahlen bleiben müssen. Ich hatte sehr schnell das Gefühl, dass bei der SGW alles Hand und Fuß hat. Das merkt jeder im Verein, auch wenn es mal Rückschläge gibt.

Fortan wird nicht mehr zählen, welchen Weg der Verein gegangen ist. Dann gilt es, 90 Minuten voll da zu sein. Ist Ihre Mannschaft bereit dafür?

Ja, definitiv. Wir haben zwar eine wellenartige Vorbereitung gehabt, aber damit ist die Mannschaft hervorragend umgegangen. Nachdem uns die Kickers Emden im Trainingsspiel richtig schön verhauen haben, war allen klar, wo wir hin müssen. Ich muss mein Team dafür loben, wie schnell es den Schalter nach dieser Erfahrung umgelegt hat.

Vor Ihnen und dem Team steht eine wahre Marathon-Saison, in der von Woche zu Woche unerwartete Ausfälle drohen. Kann man sich darauf überhaupt vorbereiten?

Puh, das ist in der Tat sehr schwierig. Am 6. September beginnt die Saison, und am 4. Oktober findet bereits der 7. Spieltag statt. Das sagt schon alles. Es wird Phasen geben, in denen wir schon planmäßig zig Spiele am Stück haben. Aber was passiert, wenn dann noch Spiele ausfallen und nachgeholt werden müssen? Das ist für alle Mannschaften eine unglaubliche Belastung. Für einen Trainer bedeutet es, dass er das eine oder andere Mal rotieren und somit vielen Spielern vertrauen muss. Mein Vorteil ist aber, dass ich jedem meiner Spieler vertraue.

Bisher ist noch nicht klar, wer Kapitän wird. Klären Sie uns auf?

Darüber haben wir uns im Trainerteam schon Gedanken gemacht. Wir werden die Rolle bestimmen, ebenso wie den Mannschaftsrat.

Wie gehen Sie mit dem Thema Zielsetzung für die Saison um?

So, wie wir es in der gesamten Vorbereitung getan haben. Es bleibt oberstes Ziel, Ruhe im Verein zu behalten. Das gilt für die internen Abläufe wie für das Umfeld. Wenn wir es hinbekommen, möglichst viele Punkte zu holen, können wir eine ruhige und unspektakuläre Saison spielen. Dann wären alle happy. Und auch, wenn das nicht so spannend klingt: Für uns kann unspektakulär sexy sein.

Vor dem Start bei Westfalia Rhynern steht Ihnen nur ein Torhüter zur Verfügung.

Ja, Bruno Staudt wurde operiert, und Tolunay Isik wird wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel etwa vier bis sechs Wochen ausfallen. Daher bemühen wir uns um eine externe Verstärkung.

Zum Auftakt müssen Sie nach Rhynern. Sie kennen diese Mannschaft gut. Was macht sie aus?

Es ist eine sehr eingespielte, kompakte Mannschaft mit wenigen Schwächen. Sie ist körperlich sehr robust, hat einen guten Spielaufbau. Es ist definitiv ein Team, das am Ende in der oberen Tabellenhälfte stehen wird. Ich zähle es zu den Favoriten der Oberliga. Da müssen wir als Team bestehen. Für uns ist Rhynern der ideale Auftaktgegner.