Bochum. Verträge mit Coronaklauseln, stabile Partner, schuldenfrei: So meistern die Basketballer der VfL Sparkassen-Stars Bochum die Coronakrise.
Vorsicht ist ein Schlüsselwort von Hans-Peter Diehr. Aufmerksam bleiben. Und bloß nichts unversucht lassen. „Wir müssen abwarten, wie sich die Situation entwickelt, müssen aber auch am Ball bleiben. Wir dürfen nicht untätig sein“, sagt der Finanzvorstand der VfL Sparkassen-Stars Bochum. Der Basketball-Zweitligist hat die Corona-Krise bisher gut überstanden: Profiabteilung und Verein, die VfL Astro-Stars Bochum, sind „schuldenfrei“, sagt Diehr.
Sein klares Signal trotz aller Unwägbarkeiten: So soll es bleiben und sportlich trotzdem aufwärts gehen. „Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt schon sehr gut aufgestellt“, sagt Diehr.
Seit März gab es kein Spiel mehr, die Play-Offs fielen aus, die Bochumer haben die Saison auf Rang fünf der 2. Bundesliga ProB abgeschlossen, der Saisonstart 2020/21 wurde zunächst um einen Monat auf Mitte Oktober verlegt. Für Diehr „alternativlos. Das gibt allen Vereinen mehr Zeit und ein Stück Planungssicherheit“. Etliche Klubs haben sich aus dem (Halb-)Profisport Basketball bereits zurückgezogen,
Die Scanplus Baskets Elchingen etwa, der souveräne Meister der Südstaffel, oder auch der FC Schalke 04. Die Sparkassen-Stars indes haben in den Vorjahren seriös gewirtschaftet, auch dank starker, bisher stabiler Partner.
Ein wichtiger Baustein: Sparkasse Bochum verlängert sein Sponsoring um zwei Jahre
Allen voran der Sparkasse Bochum: Der Hauptsponsor und Namensgeber der ersten Mannschaft hat in der andauernden Spielpause den Vertrag mit den Basketballern um zwei Jahre bis 2022 verlängert.
Auch die weiteren Partner bleiben bisher an Bord. Wie sich die Lage bei dem einen oder anderen weiteren Sponsor entwickelt, ist allerdings ebenso offen wie die Frage, ob der für den 17. Oktober angesetzte Saisonstart wirklich gelingt. Über allem, betont Diehr immer wieder, steht die Gesundheit aller. Die Entwicklung der Pandemie, die Entscheidungen der Politik und Gesundheitsbehörden sind entscheidend.
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Zuschauer sind im Profibasketball in vielen Orten existenziell wichtig
Zuschauer sind ja nicht nur erwünscht, sondern an manchen Standorten vor allem in der 1. Bundesliga überlebenswichtig im Basketball. Zu den Heimspielen der Stars in der Rundsporthalle - rund 1.300 passen hinein - kamen im Schnitt der Vorsaison ohne die lukrativen Play-Offs knapp 900 Fans. Etwa die Hälfte der jeweiligen Hallenkapazität sollten bundesweit zu den Partien kommen dürfen nach einem entsprechenden Hygienekonzept, das die Dachverbände sorgsam ausarbeiten, in Zusammenarbeit mit anderen Verbänden (Eishockey, Handball) und der Politik.
In Bochum gibt es nur Sitzplätze. Vielleicht also sind Mitte Oktober rund 500 Fans zugelassen, wenn Stadt und Land mitspielen. Mit Abstandsregelungen, mit Hilfe von personalisierten Tickets etwa zur Rückverfolgung möglicher Infektionsketten. Die sind ja bisher zwingend vorgeschrieben. All das: ein Kraftakt für jeden Klub.
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Keine Atempause für die Spieler: Der Plan stellt alle vor eine große Herausforderung
Sportlich ginge es dann richtig rund: Es gibt keine spielfreien Wochenenden mehr in der ProB-Staffel Nord mit seinen zwölf Teams. Selbst zwischen den Jahren soll es um Punkte gehen und dann durchgehend bis Mai. „Das ist eine extreme Belastung und Herausforderung für die Sportler und für die Organisation“, sagt Diehr. Spätester möglicher Saisonstart - Stichwort: drohende zweite Welle - wäre laut Diehr Anfang Januar, dann aber nur noch mit einfacher Runde und ohne die Play-Offs. Noch mag man sich das lieber nicht vorstellen.
Die Sparkassen-Stars bereiten sich auf alle Szenarien vor. Den Etat für die nächste Spielzeit hat der Klub, der einen höheren sechsstelligen Betrag umsetzt, nach Jahren des Wachstums um rund 15 Prozent gesenkt. Die Lizenz für die ProB hat Bochum als einer von nur neun der 24 Pro-B-Ligisten ohne Auflagen und Bedingungen erhalten.
Zwei starke Neuzugänge sind da – Vorsicht bleibt aber auch geboten
Vorsicht ist aber auch das Schlüsselwort bei der Kaderplanung, nach zahlreichen Abgängen aber gibt es durchaus Luft für spektakuläre Transfers. Headcoach Felix Banobre, die Co- und Athletiktrainer Peter Topalski und Jo Lam Vuong (Athletik) bleiben an Bord. Bisher hat der Verein aber nur sieben Spieler unter Vertrag, darunter aber bereits die Topspieler Lars Kamp (Vertrag verlängert), Niklas Geske (neu von Pro-A-Ligist Phönix Hagen) und US-Riese Lamar Mallory (neu von Elchingen).
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Neue Verträge haben Corona-Klauseln zum Schutz der Vereine
Zehn (Halb-)Profis sollen es am Ende mindestens sein, 13 bis 14 Spieler ist die übliche Kadergröße, auch für die Trainingsqualität fast ein Muss. Alle Neuverträge enthalten Coronaklauseln: Bei einer Saisonunterbrechung sind die Spieler zu Kurzarbeit verpflichtet, bei einem Abbruch endet umgehend auch der Vertrag. Und: Der Kontrakt greift erst ab sechs Wochen vor dem tatsächlichen Auftakt. Also, Stand jetzt, ab September. Eine ligaweite Schutzmaßnahme für die Klubs. Noch weiß niemand, wie viele es nicht noch erwischen wird – vor allem, wenn das Virus länger als derzeit erhofft keine Spiele mit ausreichend Zuschauern zulässt.
Finanzvorstand Diehr sieht eine gute Basis
Diehr ist überzeugt, dass die VfL Astro-Stars Bochum mit ihren 37 Teams und 650 Aktiven, davon viele Kinder und Jugendliche, ebenso die Krise überstehen wie der Profibasketball in Bochum. „Die Situation ist anstrengender als sonst“, sagt der Manager. „Aber wir haben eine gute Basis geschaffen, auf der wir weiter aufbauen können.“ Irgendwann, dabei bleibt es, soll Bochum aufsteigen in die ProA.
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