Bochum. Die Verbände der Amateurfußballer sind uneins. Einige wollen die Saison abbrechen, andere nicht. Das ärgert Verantwortliche Bochumer Vereine.
Es ist noch nicht entschieden, ob oder wie es genau mit dem Amateurfußball in dieser Coronakrise weitergeht. Der Fußballverband Westfalen hat zunächst nur eine Empfehlung ausgesprochen, die Saison abzubrechen aber zu werten. Im Verband Mittelrhein geht die Tendenz aber eher zur Fortführung.
Jörg Versen, Manager von Westfalenligist DJK Hordel, kritisiert die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Verbände. Im Mittelrhein, der auch zum Westdeutschen Fußballverband gehört, geht die Tendenz eher dahin, die Saison fortzuführen. Eine einheitliche Spielordnung gäbe es dann nicht mehr. „Und wie läuft das mit den Transfers ab? Wenn ich jemanden aus Bonn verpflichte, wann kann er dann für uns spielen?“, fragt Versen: „Hier wird ein Flickenteppich konstruiert, es fehlen vernünftige Absprachen.“
Sportlicher Zündstoff
Auch sportlich könnte es Zündstoff geben. Noch hat sich der FLVW nicht festgelegt, wie viele Mannschaften aufsteigen sollen. „Es ist doch klar, dass es zwischen den Teams, die oben stehen, anschießend Diskussionen gibt. Da stellt sich die Frage: Was ist fair?“, so Versen.
Hordel ist da ein gutes Beispiel. Die DJK steht in der Westfalenliga auf dem dritten Platz, sechs Zähler hinter dem DSC Wanne-Eickel und zwölf hinter der SG Finnentrop. Gegen beide hätte Hordel noch gespielt, sie haben eine Partie weniger auf dem Konto und insgesamt stünden noch zwölf Partien aus – da wäre unter Umständen auch die Meisterschaft drin gewesen.
Aufstockung der Ligen
Heiner Hanefeld, Vorsitzender von Westfalenligist Concordia Wiemelhausen, der Rechtsanwalt ist, hatte schon in der vergangenen Woche vor allem die juristische Seite im Auge. Ihm fehlte die rechtliche Grundlage für einen Abbruch der Saison. „Diese Bedenken habe ich nach wie vor, sogar verstärkt“, sagt er und findet auch in der Logik einen Haken: „Mir fehlt die Phantasie, dass ein Kontaktsport wie Amateurfußball in diesem Jahr noch stattfinden kann. Wenn es erst im nächsten Jahr wieder losgehen würde, wie soll man dann die neue Saison zu Ende bringen?“
Eine weitere Konsequenz der vom FLVW angestrebten Lösung wäre eine Aufstockung der Ligen. Auch da sieht Hanefeld, dessen Club bei der Abstimmung für eine Fortsetzung der Saison war, noch Diskussionsbedarf: „Die Ligen wurden aus guten Gründen vor einigen Jahren reduziert. Sie jetzt wieder aufzustocken, würde bedeuten, das Rad der Zeit zurück zu drehen.“
Wattenscheid 08 hofft weiter auf den Aufstieg
Beim Bezirksligisten SW Wattenscheid 08 hat man sich mit dem aller Voraussicht nach kommenden Saisonabbruch zähneknirschend abgefunden: „Leider ist es alternativlos. Natürlich sehr schade, wir alle hätten die Saison gerne zu Ende gespielt“, erklärt SW-Coach Christian Möller, dessen Team aktuell auf dem ersten Tabellenplatz steht.
Ob die Wattenscheider aufsteigen werden, das ist weiterhin unklar. Sollte beispielsweise die Hinrundenwertung als Entscheidung herangezogen werden, und nicht der aktuelle Tabellenstand, so würden die Hattinger der SG Welper den Gang in die Landesliga antreten. „Es kann nicht sein, dass der Tabellenzweite aufsteigt und der Erste in der Liga bleibt“, so Möller.
Riemke freut sich über Klassenerhalt
Auch wenn die Freude über den nun sehr wahrscheinlich gewordenen Klassenerhalt bei den Riemkern (16. Platz/12 Punkte) durchaus zu spüren ist, schwingt im Hinblick auf das vorzeitige Saisonende dennoch auch ein bisschen Wehmut mit. Allen voran wohl bei DJK-Chefcoach Roger Dorny, der bereits vor einigen Monaten angekündigt hatte, die Adler zum Saisonende als Trainer zu verlassen.
„Auf der einen Seite freuen ich mich, dass ich eine Bezirksligamannschaft übergeben kann, auf der anderen Seite bin ich aber einfach nur traurig. Dass ich nun nicht mehr mit den Jungs auf dem Platz stehen werde, das ist schon sehr hart“, so Dorny.
FC Altenbochum kann mit Entscheidung leben
Für den FC Altenbochum, der als Tabellenvierter mit 37 Punkten in dieser Saison wohl weder mit dem Abstieg noch mit dem Aufstieg zu tun gehabt hätte, ist mit dem Abbruch generell einverstanden. „Wir hatten bei der Meinungsumfrage für eine komplette Annullierung, also ohne Auf- und Absteiger, gestimmt, können mit diesem Ergebnis jetzt aber dennoch gut leben. Fest steht, egal welche Entscheidung gefällt wird, irgendeiner wird sich immer benachteiligt fühlen“, so der Sportliche Leiter des FCA, Marcus Ritter.