Bochum. Valentin Baus’ Traum von Paralympics-Gold in Tokio im Rollstuhl-Tischtennis bleibt trotz Coronakrise. Der Bochumer stellt seinen Plan neu auf.
Seit seinem Sieg bei den Europameisterschaften im September vergangenen Jahres hatte Rollstuhl-Tischtennisspieler Valentin Baus nur noch ein Ziel vor Augen: die Paralympischen Spiele in Tokio. Nun sind die Paralympics wie Olympia um ein Jahr nach hinten verschoben worden, und auch Baus muss seinen Traum von paralympischem Gold auf die Wartebank schieben.
„Auf der einen Seite bin ich natürlich traurig. Ich war mittendrin in der Vorbereitung, als plötzlich die Hallen geschlossen wurden. Auf der anderen Seite war es auch ein bisschen abzusehen. Ich finde, es ist in dieser Situation die einzig richtige Entscheidung. Die Paralympischen Spiele wären jetzt nicht zu verantworten gewesen – die Gesundheit geht vor“, sagt Baus, der erblich bedingt an Glasknochen leidet und seit zwölf Jahren im Rollstuhl sitzt.
Valentin Baus wird Europameister und gibt im Turnier nur einen einzigen Satz ab
Bei der EM 2019 in Schweden hatte sich der 24-Jährige sein Ticket für die Paralympics gesichert. Dabei zeigte der Rollstuhl-Tischtennis-Spieler sein ganzes Können und gab im gesamten Turnier nur einen einzigen Satz ab. „Ich war schon richtig gut in Form, aber ich muss es jetzt so nehmen, wie es ist. Man muss abwarten, wie sich die Situation entwickelt und wie ich mich dann am besten auf die Paralympics im nächsten Jahr vorbereiten kann. Das Ziel bleibt Gold bei den Spielen“, bekräftigt Baus.
Vor vier Jahren bei den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro war er schon einmal ganz nah dran an seinem Traum von Gold. Mit damals 20 Jahren gewann er am Ende die Silbermedaille. Seitdem kamen Welt- und Europameistertitel hinzu. Seine Medaillensammlung will der Weltranglisten-Vierte nun im Sommer 2021 vervollständigen.
Aktuell denkt Valentin Baus nur Schritt für Schritt
Doch momentan denkt Baus nur Schritt für Schritt, schließlich kann er derzeit nicht einmal trainieren. Zu Hause hat er keine Tischtennisplatte, auch ansonsten fehlen die Möglichkeiten während der Corona-Pandemie. „Ich hätte schon Bock, wieder zu zocken – das fehlt mir. Aber ich halte mich an die Vorgaben und bleibe zu Hause. Das ist nun die Verantwortung von jedem“, so Baus.
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Eigentlich könnte Baus, der Wirtschafts-Ingenieurswesen an der Hochschule Bochum studiert, die Zeit nun perfekt zum Lernen nutzen. Wegen der Paralympics hatte er jedoch eine Art Pausensemester eingelegt. Und weil nun die Corona-Pandemie alles lahm legt, lässt sich das auch nicht einfach mal eben so regeln. „Das alles hat meinen Lebensplan schon ziemlich durcheinander geworfen. Auch hier kann ich nur abwarten und schauen, wie ich dann alles umplanen kann“, erklärt der 24-Jährige. Und wenn der neue Plan steht, hat Baus sicher auch wieder nur ein Ziel vor Augen: die Paralympics in Tokio.
Wettkampf in der Königsklasse
Valentin Baus spielt in der Rollstuhl-Tischtennis-Bundesliga bei Borussia Düsseldorf. Dort und bei internationalen Turnieren tritt er in der Wettkampfklasse (WK) 5 an. Von der WK 1 bis zur WK 5 nimmt die Schwere der Behinderung der Rollstuhl-Spieler ab, weswegen diese Klasse auch als „Königsklasse“ bezeichnet wird. Die Wettkämpfe von der WK 6 bis zur WK 10 werden stehend abgehalten. Die Wettkampfklasse 11 umfasst geistige Behinderungen.
Außerdem spielt Baus bei der TTG Weitmar in der Bezirksklasse. Dort sitzen seine Gegner dann nicht im Rollstuhl – die Bälle bekommen sie trotzdem oft genug um die Ohren gehauen.
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