Bochum. Bei der EM im Para-Tischtennis dominiert Valentin Baus. Damit hat der Bochumer das Ticket für die Paralympischen Spiele in Tokio 2020 gelöst.
Die vergangenen zwei Jahre hakte es ein wenig bei Titelsammler Valentin Baus, rechtzeitig zur vorolympischen Saison ist der 23-Jährige aber wieder in Top-Form: Bei den Para-Tischtennis-Europameisterschaften in Schweden hat sich der Bochumer jetzt den Titel gesichert – und dabei im ganzen Turnier nur einen einzigen Satz abgegeben. Als kontinentaler Meister hat sich Baus damit auch für die Paralympischen Spiele in Tokio 2020 qualifiziert.
„Ich habe viel trainiert und viel an meinem Spiel gearbeitet. Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass es bei der EM jetzt so gut gelaufen ist. Das war eine schöne Bestätigung“, sagte Baus, der erblich bedingt an Glasknochen leidet und seit elf Jahren im Rollstuhl sitzt.
Bei Borussia Düsseldorf in der Bundesliga, bei Weitmar in der Bezirksklasse
Von seiner Leidenschaft, dem Tischtennis, hat ihn das nie abgehalten. Bei Borussia Düsseldorf spielt er in der Rollstuhl-Tischtennis-Bundesliga, bei der TTG Weitmar in der Bezirksklasse - dort sitzen seine Gegner dann nicht im Rollstuhl, die Bälle bekommen sie trotzdem oft genug um die Ohren gehauen.
Über die Jahre hat Baus in seiner Wettkampfklasse 5, der so genannten „Königsklasse“ des Para-Tischtennis-Sports, viele Titel gesammelt, war Weltmeister und holte Silber bei den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016. In den vergangenen zwei Jahren hatte er jedoch eine kleine Durststrecke, die er nun beendet hat. „Ich bin eigentlich immer ein sehr aktiver Spieler gewesen, aber mit der Zeit war das zu vorhersehbar. Deswegen habe ich daran gearbeitet, variabler zu spielen und auch mal den Gegner kommen zu lassen“, erklärt Baus den entscheidenden Kniff.
Nur ein Satzverlust im gesamten Turnier
Die Arbeit hat sich gelohnt, bei der EM im schwedischen Helsingborg hat er seine überragende Qualität am Schläger wieder nachgewiesen. In der Gruppenphase spielte er die Gegner nur so an die Wand, gab dort lediglich einen Satz ab – den einzigen im ganzen Turnier. Im Halbfinale besiegte er den amtierenden Europameister Ali Ozturk mit 3:0, im Finale den Serben Mitar Palikuca, an dem er vor zwei Jahren im EM-Viertelfinale noch gescheitert war, mit dem selben Ergebnis. „Ich bin überglücklich über den Titelgewinn und darüber, dass die Umstellung im Spiel und meine harte Arbeit im Training der richtige Weg waren. Jetzt muss ich weiter an mir arbeiten“, so Baus.
Denn nun steht der nächste große Schritt an, im fernen Tokio.„Ich freue mich sehr, wieder bei den Paralympischen Spielen dabei zu sein. Jeder Sportler, der einmal da war, einmal diese Atmosphäre aufgesaugt hat, der will wieder da hin. Ich will mir meinen großen Traum von Gold erfüllen“, sagt Baus, der aktuell an der Hochschule Bochum Wirtschafts-Ingenieurswesen studiert, aber momentan vor allem eines im Kopf hat: „In Gedanken bin ich schon in Tokio.“
Der Plan bis zu den Spielen in Tokio
In den nächsten Wochen will sich Baus nach dem EM-Titel aber erst einmal erholen, um den Kopf frei zu kriegen und rechtzeitig für die Paralympischen Spiele in Topform zu sein. „Das Training werde ich jetzt etwas herunterfahren und dieses Jahr auch keine internationalen Turniere mehr spielen. Anfang Januar will ich wieder voll ins Training einsteigen“, so Baus.
Wettkampfklasse 5 gilt als die Königsklasse
In diesem und im vergangenen Jahr hat er bereits an Turnieren in Japan teilgenommen. „Tokio ist eine beeindruckende Stadt“, sagt der 23-Jährige. Baus, der an Glasknochen leidet, spielt in der Wettkampfklasse (WK) 5. Von der WK 1 bis zur WK 5 nimmt die Schwere der Behinderung der Rollstuhl-Spieler ab, weswegen diese Klasse auch als „Königsklasse“ bezeichnet wird. Die Wettkämpfe von der WK 6 bis zur WK 10 werden stehend abgehalten. Die Wettkampfklasse 11 umfasst geistige Behinderungen.