Bochum/Dortmund. Die Bochumer Studenten des Deutschlandachters waren zu Wochenbeginn noch in Portugal. Und bereiten sich weiter auf die Olympischen Spiele vor.

Am Sonntagnachmittag hieß es plötzlich: Koffer packen und Boote verladen. In der Nacht startete der Shuttle-Verkehr zum Flughafen nach Lissabon. Der vorzeitige Rückflug wurde aufgrund der Corona-Pandemie kurzerhand angeordnet und organisiert. Die Ruderer des Teams Deutschlandachter, unter ihnen sechs Studenten der Ruhr-Universität Bochum, mussten das Trainingslager im portugiesischen Lago Azul abrupt abbrechen. Die gemeinsame Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokio ist für Johannes Weißenfeld, Jakob Schneider, Malte Jakschik, Martin Sauer, Felix Wimberger und Christopher Reinhardt erstmal gestoppt.

Heimtraining am Ruderergometer in der Dortmunder WG

Szenenwechsel: Seit Mittwochfrüh surren die Ruderergometer in den Ruder-WGs in der Dortmunder Innenstadt. Heimtraining, ganz individuell, um fit zu bleiben. Mehr ist nicht möglich, denn ein Erlass vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen verbietet das gemeinsame Training.

Es gilt, weiter an der physischen Form zu arbeiten oder wenigstens den aktuellen Leistungsstand zu halten, den sich die Ruderer über den Winter aufgebaut haben. „Dann müssen wir eben zu Hause unser Pensum abspulen“, sagte Maschinenbau-Student Felix Wimberger - und weiter: „Wenn dies aber die einzige Einschränkung ist, dann darf man sich angesichts der allgemeinen Situation nicht beschweren. Es gilt, abzuwarten und möglichst die Füße stillzuhalten.“

Olympia-Absage steht im Raum: Ruderer wollen dann halt 2021 angreifen

Der Deutschlandachter (v.l.n.re.): Hannes Ocik, Laurits Follert, Torben Johannesen, Olaf Roggensack, Malte Jakschik, Jakob Schneider, Johannes Weißenfeld, Richard Schmidt und Steuermann Martin Sauer.
Der Deutschlandachter (v.l.n.re.): Hannes Ocik, Laurits Follert, Torben Johannesen, Olaf Roggensack, Malte Jakschik, Jakob Schneider, Johannes Weißenfeld, Richard Schmidt und Steuermann Martin Sauer. © Detlev Seyb | Detlev Seyb

Allgemein herrscht Unsicherheit, aber die Ruderer bleiben gelassen. Alle drei Weltcup-Regatten und die Olympia-Qualifikationsregatta in Luzern wurden vom Weltverband Fisa abgesagt. Nun stehen diese Fragen im Raum: Findet Olympia zum geplanten Termin (24. Juli bis 9. August) statt? Wird Olympia verschoben? Wenn ja, um wie viele Monate? „Ich versuche, mich nicht allzu sehr in die Situation reinzusteigern, und nehme es so, wie es kommt. Wenn es dieses Jahr mit Olympia nicht klappt, dann eben nächstes Jahr“, sagte der dreimalige Achter-Weltmeister Johannes Weißenfeld und fügte hinzu: „Das Ganze ändert nichts an meiner Zielstellung: In meiner Sammlung fehlt noch die olympische Medaille, und die will ich gewinnen.“

Vierer ohne Steuermann: Qualifikation für Olympische Spiele steht eigentlich noch aus

Bei Felix Wimberger und seinem Teamkameraden Christopher Reinhardt (Humanmedizin) im Vierer ohne Steuermann stellt sich eine zusätzliche Frage: Wie läuft die ausstehende Qualifikation für den Vierer? Für den abgesagten Termin im Mai auf dem Luzerner Rotsee ist noch keine Alternative bekannt. „Ich befasse mich damit sehr wenig, versuche von Tag zu Tag zu denken. Ich will mich auch nicht stressen, sondern versuche, die Sache locker zu sehen und das Beste aus der Situation zu machen.“

Medizinstudent Weißenfeld: Viele andere Menschen haben weitaus größere Probleme

Felix Wimberger beim Krafttraining in Dortmund im Mai 2019.
Felix Wimberger beim Krafttraining in Dortmund im Mai 2019. © Bongarts/Getty Images | Lars Baron

Zwei Rudereinheiten standen am Donnerstag auf dem Tagesprogramm. Dazwischen haben die Sportler viel Zeit, denn derzeit ruht auch das Uni-Leben. „Wir haben alles auf die Karte Olympia gesetzt und den Fokus darauf voll ausgerichtet. Ich habe mich für keine Klausuren oder Kurse angemeldet, es gibt für mich keine Quereinsteiger-Möglichkeit“, erzählte Medizin-Student Weißenfeld, um gleich aber anzumerken: „Das ist das geringste Problem. Es gibt viele Menschen, die gesundheitliche Probleme oder Existenzängste haben.“ Für den 25-Jährigen – und das gilt für die Ruderer aus dem Team Deutschland-Achter insgesamt – ist es letztlich die Hoffnung, die sie antreibt: „Wenn man hofft, dann ist man motiviert. Und wir sind alle immer noch motiviert und haben das Ziel Olympia vor Augen.“

Der Weg ins Boot: Das ist der Deutschland-Achter

Johannes Weißenfeld (25, RC Westfalen Herdecke) sitzt seit 2017 unterunterbrochen im Deutschland-Achter. Bei der nationalen Qualifikation belegte er mit seinem Partner Torben Johannesen den zweiten Platz im Zweier. Hier siegte RUB-Student Malte Jakschik (26) vom RV Rauxel mit Richard Schmidt. Jakob Schneider (25) wurde mit seinem Partner Laurits Follert Vierter. An Steuermann Martin Sauer (37), der das Ausnahmeboot seit 2009 auf Erfolgskurs hält, führte ohnehin kein Weg vorbei. Felix Wimberger (30) wurde schon zweimal mit dem Achter Weltmeister und qualifizierte sich nun mit Platz sechs im Zweier für den Vierer ohne Steuermann. Dies gilt auch für Christopher Reinhardt (22), der im vergangenen Jahr noch Achter-Gold bei der WM holte.

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