Bochum. Der Deutschland-Achter wird in Bochum unter die Lupe genommen. Achter-Weltmeister und RUB-Student Reinhardt hat doppeltes Interesse am Thema.
Während die meisten Silvester groß gefeiert haben, stand für die Ruderer des Team Deutschland-Achter zum Jahreswechsel ein Trainingslager im italienischen Sabaudia auf dem Plan, immer mit dem großen Ziel Olympia vor Augen. Nach 17 Tagen mit bis zu vier Einheiten pro Tag sind die Sportler Mitte Januar wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Die nächsten Aufgaben stehen schon bald an. Doch vorher war der gesamte Tross von 19 Athleten an der Ruhr-Universität Bochum zu Gast, bei der sportmedizinischen Gesundheitsuntersuchung.
Die jährliche Untersuchung ist für die Ruderer – unter denen sich einige Studenten der Ruhr-Uni befinden – verpflichtend. Die Sportler haben jeden Tag Training und alle paar Wochen intensive Wettkämpfe. Bei solchen Belastungen ist ein gründlicher Gesundheitscheck umso wichtiger. Der Nachweis ist auch beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) notwendig, um international starten zu dürfen.
Und so haben die Ruderer des Team Deutschland-Achter sich in kleinen Gruppen vom Dortmunder Leistungszentrum auf nach Bochum gemacht, zum Lehrstuhl und Forschungsbereich Sportmedizin und Sporternährung. Fast den ganzen Tag haben die Mitarbeiter der Ruhr-Uni die Ruderer unter ihren Fittichen gehabt. Die Athleten wurden dabei auf das genaueste durchgecheckt: Vom Blutbild über die Lungenfunktion bis zur Herzaktivität und -struktur. Zum Belastungstest ging es diesmal aufs Rad- statt aufs Ruderergometer.
„Das ist der einzige ein wenig anstrengende Teil. Ansonsten ist das für uns hier im Vergleich zu einem Ruderergometer-Test ziemlich entspannt“, sagt Christopher Reinhardt, der im vergangenen Jahr Europa- und Weltmeister mit dem Deutschland-Achter geworden ist: „Hier wird alles ausführlich geprüft, aber der Aufwand ist es wert. Es ist sehr wichtig zu wissen, wie gesund man wirklich ist, wenn man so eine Sportart betreibt.“
Der 22-Jährige studiert Medizin an der Ruhr-Uni und ist dementsprechend am Thema interessiert: „Für mich ist das total spannend. Ich kann mir auch vorstellen, in meinem Studium die Zusatzqualifikation Sportwissenschaft zu machen.“Aktuell hat Reinhardt sein Studium allerdings auf ein Minimum heruntergefahren, denn bei den Ruderern konzentriert sich alles auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.
Die ersten Entscheidungen für Olympia fallen schon in der nächsten Woche. Nachdem am gestrigen Freitag am Stützpunkt in Dortmund der 2.000-Meter-Test auf dem Ruderergometer anstand, geht es ab Montag im Trainingslager im portugiesischen Montemor-o-Velho um die Sitzverteilung im Deutschland-Achter und im Vierer ohne Steuermann. Dafür müssen die Ruder in Zweier- und Vierer-Wettkämpfen die Rollsitze ausfahren.
Die Ziele für die verschiedenen Bootsklassen sind dabei ganz unterschiedlich. Der Deutschland-Achter, der dreimal in Folge Weltmeister geworden ist, soll um die Goldmedaille mitfahren. Für den Zweier und Vierer steht noch die Nach-Qualifikation für Olympia aus. Am 17. Mai werden in Luzern die letzten Tickets vergeben. Deswegen findet die Auswahl für die Boote schon vergleichsweise früh in der Saison statt.
Reinhardt, der beim Ergotest in Dortmund die Bestzeit hinlegte, weiß ganz genau, wo er hinwill: „In Montemor ist es mein Ziel, zu den vier schnellsten Zweiern zu gehören.“ Dann hätte er gute Argumente für einen der so begehrten Plätze im Deutschland-Achter und damit für das Ticket für seine ersten Olympischen Spiele. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Mit dem Gesundheitscheck ist zumindest ein weiterer Schritt dahin getan.