Bochum. Anfang Januar rollt der Ball, zum 20. Mal steigen die Hallenfußball-Stadtmeisterschaften in Bochum. Bernhard Böning ist seit Anfang an dabei.

Klein fingen sie an, die Hallenfußball-Stadtmeisterschaften, mit Skepsis wurden sie begleitet zu Beginn dieses Jahrtausends. Fußballer, erinnert sich Bernhard Böning, waren in den Hallen nicht wirklich gerne gesehen. „Die schießen nur die Lampen kaputt“, war so ein Satz der Zweifler. Doch der Fußballkreis Bochum setzte sich durch - und längst haben sich die Stadtmeisterschaften etabliert. Anfang des neuen Jahres steigt ein Jubiläum, zum 20. Mal in Folge wird der Stadt-König unterm Bochumer Dach ausgespielt. Von Anfang an mittendrin: Bernhard Böning, der stellvertretende Vorsitzende im Fußballkreis.

Böning kümmert sich um die kleine wie größeren Dinge

Klaus-Dieter Leiendecker, Losfee Julia Vosshans und Bernhard Böning (von links) bei der Auslosung für die Endrunde 2019, einem Event für sich in den Räumen der Sparkasse nach den Vorrunden.
Klaus-Dieter Leiendecker, Losfee Julia Vosshans und Bernhard Böning (von links) bei der Auslosung für die Endrunde 2019, einem Event für sich in den Räumen der Sparkasse nach den Vorrunden. © Sparkasse | Sparkasse

Von der ersten bis zur kommenden Auflage ist Böning einer der Hauptorganisatoren, und die Organisation dieses Events erstreckt sich über das gesamte Jahr: Nach der vergangenen Runde trifft man sich zur Manöverkritik, sucht nach weiteren Verbesserungen.

Böning, mit 75 Jahren so aktiv wie eh und je, erstellt die Spielpläne, kümmert sich um viele, viele Kleinigkeiten vom Archiv bis zur Arbeit in den Vereinen vor Ort, ist natürlich auch bei den Vorrunden - Böning besucht stets den Wattenscheider Bezirk - und bei der Endrunde live dabei. Als Mitverantwortlicher, weniger als Fußball-Fan, das lässt dieses Ehrenamt nicht zu. „Man ist unter Spannung von Anfang an“, erzählt Böning. „Läuft alles nach Plan, gibt es Verletzungen oder andere Probleme, wo könnten Emotionen aus dem Ruder laufen, darauf liegt unser Fokus in der Halle.“

Böning sagt „unser“, denn natürlich ist der engagierte Fußballer nicht alleine unterwegs, vom Kreis sind zahlreiche Ehrenamtliche dabei und von den Ausrichtern, in diesem Jahr stellt allein der Endrunden-Ausrichter TuS Harpen rund 60 Helfer. „Alleine“, betont Böning, „ist man nichts, viele gute Leute packen hier an.“

Die Premiere stieg 2001 noch in der Lohringhalle

Die Arbeit lohnt sich. 2001 fand die Premiere statt, noch in der Lohringhalle, Ausrichter war die DJK Adler Riemke. Zuvor hatte es nur Vorrunden-Turniere in den Bochumer und Wattenscheider Bezirken gegeben und die Besten qualifizierten sich für die Kreismeisterschaften, die dann 2017 zum letzten Mal stattfanden. Die Vorbereitung der höherklassigen Klubs auf die Rückrunde gewann an Priorität, die Kreismeisterschaft wurde abgeschafft.

Premiere 2019: Concordia Wiemelhausen gewann erstmals die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft in Bochum.
Premiere 2019: Concordia Wiemelhausen gewann erstmals die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft in Bochum. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

In Witten und Hattingen gab es schon länger eigene Titelkämpfe, Bochum zog nach. Ulrich Jeromin, ein großer Verfechter der Stadtmeisterschaften, hatte 2001 den Vorsitz im Fußballkreis von Franz Weckermann übernommen. Böning, seit 1995 im Fußballkreis engagiert und zuvor jahrelang im Vorstand der DJK Markania Bochum aktiv, wo er von der Jugend bis zur Altliga selbst gespielt hat, wurde zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden gewählt. Ein Amt, das er auch nach Jeromins Abschied - Klaus-Dieter Leiendecker übernahm 2016 - bis heute inne hat.

Ein Höhepunkt: Das Tor von Torwart Robin Benz vom VfL Bochum

Und die Stadtmeisterschaften wie eh und je mit organisiert. Mit Erfolg – Böning kann auf einige Höhepunkte zurückblicken. Die damals so junge Truppe des FSV Sevinghausen zum Beispiel begeisterte ihn, der A-Kreisligist erreichte sensationell Rang vier. Das Tor von Robin Benz, auch so ein Highlight: Der Torwart der U23 des Rekordsiegers VfL Bochum traf im Halbfinale spektakulär zum 1:0-Sieg gegen die SG Wattenscheid 09 im Januar 2015. Das Video dazu im Internet erreichte Klickzahlen, wie sonst nur Youtube-Stars schaffen. Und auch die Vorrunde in Wattenscheid, sagt Böning, ist immer spektakulär, voller Emotionen.

Tiefpunkt: Attacke gegen Schiedsrichter und Schiedsrichter-Boykott 2009

Tiefpunkte gab es natürlich auch. Negativer Höhepunkt war die Attacke des Torwarts vom SV Hellas im Jahr 2009, in der Vorrunde ging er auf den Schiedsrichter los. Hellas wurde disqualifiziert, die Schiedsrichter traten in den Boykott für die Endrunde, die dann erst eine Woche später als geplant mit anderen Schiedsrichtern trotzdem stattfand.

Klare Ansage beim Kampf gegen Gewalt

Ansonsten gab es in 19 Turnierrunden aber keine größeren Ausschreitungen, sagt Böning. Auch, weil der Fußballkreis längst sensibilisiert ist für das Thema Gewalt. Jeder Verein muss einen Beauftragten für Team und Zuschauer stellen, und Klaus-Dieter Leiendecker kündigte auch für 2020 bereits an, dass Gewalt - insbesondere auch gegen Schiedsrichter - mit harter Hand sanktioniert werde. Auch das ist der Job von Böning und seinen Kollegen: zu deeskalieren. „Wir hoffen alle, dass die Stadtmeisterschaften 2020 wieder friedlich und fair verlaufen“, nennt Böning seinen größten Wunsch für die Titelkämpfe im neuen Jahr.

Rundumbande hat sich bewährt: Es fallen mehr Tore

Überraschungen von Außenseitern sind immer gerne gesehen. SF Westenfeld zog 2019 als B-Kreisligist in die Endrunde ein.
Überraschungen von Außenseitern sind immer gerne gesehen. SF Westenfeld zog 2019 als B-Kreisligist in die Endrunde ein. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Neben Maßnahmen zur Gewaltprävention haben sich andere Dinge weiter entwickelt. Seit 2017 wird bei der Endrunde mit Rundumbande gespielt, „das Spiel ist schneller, es fallen mehr Tore“, ist Böning überzeugt davon. Längst wird auch in Bochum Futsal light gespielt, „bei mir hat sich noch kein Spieler über die Bälle beklagt“, sagt Böning – und Lampen gehen längst nicht mehr kaputt.

Und die Spiele sind gewachsen, auch wenn es den Rekordsieger VfL Bochum Amateure/U23 nicht mehr gibt und in diesem Jahr auch nicht die insolvente SG Wattenscheid 09, die 2019 aus sportlichen Gründen auf ihre Teilnahme verzichtet hatte. Die Sparkasse hat sich als wichtiger Hauptsponsor etabliert, die Stadtmeisterschaften heißen seitdem Sparkassen-Masters. Die Rundsporthalle ist stets der Ort der Endrunde, eine Agentur kümmert sich um Organisatorisches wie Technik, Sicherheit und Programm für Groß und Klein bei der Endrunde.

Reserveteams, Frauen und A-Junioren spielen auch um die Titel

Und immer mehr Titel werden ausgespielt. Die Frauen kämpfen ebenso um die Stadtmeisterschaft wie die Reserve-Teams und seit dem Vorjahr auch die A-Junioren. „Die spielen sonst fast alle vor nur wenigen Zuschauern“, sagt Böning. „Hier spielen sie vor 400, 500 Zuschauern, das ist etwas ganz Besonderes.“ Unterm Strich bestreiten an den zwei Wochenenden, am 11./12. Januar und vom 17. bis 19. Januar rund 2000 Fußballerinnen und Fußballer etwa 400 Partien. Und das alles nach Plan läuft, das hat Bernhard Böning stets im Blick.

Die Top vier aller 19 Stadtmeisterschaften im Überblick - VfL ist Rekordchampion

Den achten und letzten Titel für den Rekordsieger VfL Bochum Amateure/U23 holte die später nicht mehr existente Zweitvertretung des VfL im Jahr 2015.
Den achten und letzten Titel für den Rekordsieger VfL Bochum Amateure/U23 holte die später nicht mehr existente Zweitvertretung des VfL im Jahr 2015. © Foto: Dietmar Wäsche / ffs

Rekordsieger ist der VfL Bochum mit acht Titeln vor der SG Wattenscheid 09 und Vorwärts Kornharpen (je 2). Zehn Vereine konnten den Titel gewinnen, zuletzt siegte erstmals Concordia Wiemelhausen.

2001: 1. VfL Bochum Amateure, 2. Werner SV Bochum, 3. SG Linden-Dahlhausen, 4. Vorwärts Kornharpen

2002: 1. VfL Bochum Amateure, 2. Union Bergen, 3. SSV Südfeldmark, 4. SV Langendreer 04

2003: 1. FC Neuruhrort, 2. SV Eintracht Grumme, 3. Vorwärts Kornharpen, 4. SC Weitmar 45

2004: 1. VfL Bochum Amateure, 2. Werner SV Bochum, 3. Union Bergen, 4. DJk Raspo Weitmar

2005: 1. RW Leithe, 2. Werner SV Bochum, 3. Union Bergen, 4. Amacpor Dahlhausen

2006: 1. VfL Bochum Amateure, 2. Union Bergen, 3. SW Eppendorf, 4. SG Wattenscheid 09

2007: 1. Vorwärts Kornharpen, 2. TuS Kaltehardt, 3. SG Wattenscheid 09, 4. SSV Südfeldmark

2008: 1. Vorwärts Kornharpen, 2. SC Weitmar 45, 3. VfB Günnigfeld, 4. BW Grümerbaum

2009: 1. DJK Arminia Bochum, 2. FC Neuruhrort, 3. SF Altenbochum, 4. DJK Adler Riemke

2010: 1. SW Wattenscheid 08, 2. VfL Bochum U23, 3. DJK Arminia Bochum, 4. FSV Sevinghausen

2011: 1. VfL Bochum U23, 2. SG Wattenscheid 09, 3. Union Bergen, 4. SW Wattenscheid 08

2012: 1. VfL Bochum U23, 2. SW Wattenscheid 08, 3. DJK TuS Hordel, 4. SC Post Altenbochum

2013: 1. SG Wattenscheid 09, 2. VfL Bochum U23, 3. Concordia Wiemelhausen, 4. SW Wattenscheid 08

2014: 1. VfL Bochum U23, 2. SG Wattenscheid 09, 3. SW Wattenscheid 08, 4. SV Phönix Bochum

2015: 1. VfL Bochum U23, 2. SC Weitmar 45, 3. SG Wattenscheid 09, 4. DJK TuS Hordel

2016: 1. SG Wattenscheid 09, 2. CSV SF Linden, 3. FC Neuruhort, 4. Concordia Wiemelhausen

2017: 1. DJK TuS Hordel, 2. SV Phönix Bochum, 3. CSV SF Linden, 4. CF Kurdistan Bochum

2018: 1. SW Eppendorf, 2. Amacspor Dahlhausen, 3. DJK Wattenscheid, 4. SW Wattenscheid 08

2019: 1. Concordia Wiemelhausen, 2. SC Weitmar 45, 3. DJk Wattenscheid, 4. SV Phönix Bochum