Wattenscheid. Ein neuer Vorstand soll bald übernehmen bei der insolventen SG Wattenscheid 09. Teile des Aufsichtsrates werden dann nicht mehr dabei sein.
So schnell wie die Hoffnung aufkeimte, so rasch war sie auch wieder erloschen. Am Freitag sah es für kurze Zeit so aus, als seien der Abschiedsschmerz, das bundesweite Beweinen des Schicksals der SG Wattenscheid 09 und sie Sorge vor einer ungewissen Zukunft völlig umsonst gewesen. Ebenso lange stand die Frage im Raum, ob das für den folgenden Tag anberaumte Abschiedstreffen zwischen Spielern und Fans am Lohrheidestadion stattfinden würde. Alles schien sich zum Guten zu wenden. Am Ende blieb doch alles so, wie es vorher war.
Neustart in der Oberliga ist geplant
Es war bereits später Nachmittag, da veröffentlichte das Portal „Lokalkompass“ die Meldung, dass ein namentlich nicht genannter Geldgeber eine Summe zur Verfügung stellen wolle, die das Überleben der ersten Mannschaft in der Fußball-Regionalliga sichern solle. Dem Vernehmen nach habe sich der anonyme Spender bereit erklärt, rund 400.000 Euro zu überweisen.
Die Verantwortlichen des Vereins fragten beim Westdeutschen Fußball-Verband (WDFV) an, doch der Antrag auf Rückzug vom Rückzug aus dem Spielbetrieb wurde abgeschmettert. Der Status quo ist und bleibt damit der vom vergangenen Mittwoch, als der Klub mitteilte, dass er die erste Mannschaft aus der Regionalliga zurückziehen wolle. Dem Vernehmen nach ist ein Neustart in der Oberliga geplant.
Schnusenberg und Poganaz werden nicht mehr kandidieren
Dann werden einige Funktionäre nicht mehr an Bord sein. Denn am Wochenende sickerte durch, dass Josef Schnusenberg nicht erneut Teil des Aufsichtsrats sein wird. Dass der ehemalige Präsident des Bundesligisten FC Schalke 04 sich nicht erneut zur Wahl stellen wird, berichtete Bild zuerst. Der 78-Jährige bestätigte im Gespräch mit dieser Redaktion seine Entscheidung, die übrigens auch für seinen Gremiums-Kollegen Horst Poganaz gilt. „Wir sind gekommen, um den Verein sportlich und finanziell besser aufzustellen. Das ist nicht gelungen“, sagte Schnusenberg.
Ein neuer Vorstand soll bald übernehmen
Außerdem solle der neue Vorstand, der nach Informationen dieser Zeitung unter anderem aus dem ehemaligen Bochumer Unternehmer Christian Fischer und einem weiteren Mitglied bestehen soll, einen neuen Aufsichtsrat an die Seite bekommen. Schnusenberg, von den Strapazen der vergangenen Wochen hörbar erschöpft, war zuletzt erster Ansprechpartner in sämtlichen Vereins-Angelegenheiten gewesen. Der erfahrene Fußball-Funktionär war nach dem Rücktritt des ehemaligen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Oguzhan Can inoffiziell zum Sprachrohr des höchsten Gremiums des Vereins gewesen. So war es auch seine Empfehlung an den Vorstand, beim Amtsgericht Bochum Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit zu stellen.
Schnusenberg kritisiert die Strukturen in der 4. Liga
Am Ende war die Regionalliga für den Klub schlicht zu teuer, wenngleich das elementare Problem nicht auf der Ausgaben-, sondern vornehmlich auf der Einnahmenseite bestanden hatte. Ein Problem, das die vierte Liga mit sich bringt, wie Schnusenberg im WAZ-Gespräch erklärt. Die Regionalliga sei im Grunde dreigeteilt, betont er: „Da sind zum einen die U23-Mannschaften der Bundesligisten. Dann kommen die Vereine mit reichen Mäzenen im Rücken - und die kommen erstaunlicherweise alle aus Ostwestfalen. Rot-Weiss Essen spielt eine Sonderrolle und gehört zu keiner Kategorie. Und dann ist der noch der verarmte Rest.“ Zu letzten Kategorie zähle er auch - und das ist keine Überraschung - die SG Wattenscheid.