Spieler, Trainerteam und Fans der SG Wattenscheid 09 kommen am Samstag zu einem gemeinsamen Abschied zusammen. Viele Szenarien sind möglich.

Bei den Fans herrscht weiterhin tiefe Trauer. Das sportliche Aus der SG Wattenscheid 09 in der Fußball-Regionalliga hat große Emotionen ausgelöst. Einige ließen ihren Gefühlen sogar wenige Tage vor der endgültigen Nachricht von der Lohrheide freien Lauf - sie beweinten beim 3:0 gegen Fortuna Düsseldorf II das vermutliche letzte Spiel der Mannschaft vor eigenem Publikum.

Das soll aber noch nicht der letzte Akt der Trauer-Aktivitäten gewesen sein. Für Samstag, 13 Uhr, ist ein Treffen zwischen Fans und Teilen der Mannschaft geplant. Am Lohrheidestadion wollen sich Spieler, Trainer und Anhänger voneinander verabschieden. Ein Punkt, der dem Team besonders wichtig ist, wie Kapitän Nico Buckmaier betont: „Die Fans haben uns sensationell unterstützt und haben ihren Anteil daran, dass wir trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage sportlich so gut abgeschnitten haben.“

Diese Worte werden für Andreas Stephan nur ein schwacher Trost sein. Der ehemalige Stadionsprecher des Klubs ist am Boden zerstört. „Es war im ersten Moment so, als würde einem bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust gerissen werden“, beschreibt der frühere Funktionär seine Gefühlslage.

Schmerzhafte Erinnerungen

Doch Stephan wird schnell klar, dass der deutschlandweit beweinte vermeintliche vollständige Abschied des Klubs „lediglich“ ein Rückzug ist, um bei der Sanierung des Vereins zu helfen. „Nach einigen Stunden kehrte auch bei mir eine Art Emotionen verdrängende Vernunft ein. Wir leben ja noch“, sagt der leidenschaftliche Kuttenträger, der bereits zahlreiche Aktionen der SGW tatkräftig unterstützt hat. So half er mit, als die Crowdfunding-Aktion im Winter durch das Sammeln von Spenden in der Wattenscheider Innenstadt unterstützt werden sollte.

Andreas Stephan, ehemaliger Stadionsprecher der SGW.
Andreas Stephan, ehemaliger Stadionsprecher der SGW. © Dominik Hamers | Dominik Hamers

Nun sieht er die Chance auf einen Neuanfang. „Wenn nicht jetzt, wann sonst?“, fragt er und glaubt: „Möglich ist es an diesem Standort allemal. Aber findet man auch die Strategen, die nicht beim ersten Herbstwind sofort umfallen?“

Für den ehemaligen Stadionsprecher sind das Szenarien, an die er sich klammert. Schließlich hat die SGW für ihn eine große Bedeutung. Im Lohrheidestadion lernte er seine Ehefrau kennen. Und auch seine beiden Kinder pflegen einen Bezug zu den Schwarz-Weißen: „Lennis Hymne war das erste Lied, das sie kannten. Und jetzt weinen sie, weil sie nicht verstehen, was da passiert.“