London/England. Ein Bochumer ist Fußball-Weltmeister - an der Spielekonsole. Mohammed „MoAuba“ Harkous vom SV Werder Bremen wurde in London Fifa-19-Weltmeister.
Er wohnt und lebt in Bochum, er spielt seit rund einem Jahr für Werder Bremen - und ist nun Fifa-Weltmeister. An der Spielekonsole. Mohammed „MoAuba“ Harkous ist als erster Deutscher in der Geschichte des eSports FIFA-19-Weltmeister geworden. Der Profi des Fußball-Bundesligisten SV Werder Bremen, Weltranglistenfünfter auf der PS4, gewann am Sonntag das Finale des FIFA eWorld Cups 2019 in London vor 1700 Zuschauern mit einem Gesamtergebnis von 3:2 gegen den Vorjahressieger Mossad „Msdossary“ Aldossary aus Saudi-Arabien. Nach einem 1:1 im finalen Hinspiel auf der Xbox setzte sich der Bochumer im Rückspiel auf der PS4 mit 2:1 durch - und ist überglücklich.
Triumphator Harkous ringt um Fassung
Mohammed Harkous hielt sich mit beiden Händen die Stirn und rang um Fassung, ehe er seine Freundin mit Tränen in den Augen umarmte. Weltmeister in der Fußball-Simulation FIFA 19, als erster Deutscher überhaupt. „Das ist nicht normal, unglaublich“, sagte der 22-Jährige nach seinem überraschenden Triumph beim FIFA eWorld Cup in London dem SID: „Das habe ich nicht erwartet. Ich wollte eigentlich nur weit kommen und ein bisschen Geld einsacken.“
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Preisgeld in Höhe von 250.000 Dollar für den Sieger
Es wurde mehr als nur ein bisschen. Der Nationalspieler, der sich im Spiel „MoAuba“ nennt, erhielt ein Preisgeld in Höhe von 250.000 Dollar (rund 225.000 Euro) und ein neues Auto. Was mit dem Geld passieren wird? „Meine Familie hat das schon verplant. Meine Mutter und meine Schwestern haben schon alle Online-Shops leer gekauft, da wird für mich nichts übrig bleiben“, sagte Harkous lächelnd.
Der Triumph kommt für den Bochumer völlig überraschend
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier gewinnen kann - unglaublich“, sagte „MoAuba“. „In FIFA 19 gewinnt, wer auf den Punkt da ist. Heute war ich das“, so der Bochumer. Harkous ist seit 2018 bei Werder Bremen, im April repräsentierte er gemeinsam mit seinem Teamkollegen Michael Bittner Deutschland auch beim eNations Cup. Schon im vergangenen Jahr waren die beiden beim FIFA eWorld Cup vertreten.
Ex-VfL-Bochum-Spieler MegaBit Bittner hat einen großen Anteil am Erfolg
Einen Anteil an seinem Erfolg hatte sein Teamkollege Michael „Megabit“ Bittner, weil er ihm wertvolle Tipps gab. Bittner zählte 2017 zu den Spielern der ersten Stunde der damals neu gegründeten eSports-Abteilung beim Zweitligisten VfL Bochum. Im vergangenen Sommer wechselte Bittner zum SV Werder Bremen, er bildet mit Harkous auch das deutsche Nationalteam. Bei der WM in London scheiterte der Deutsche Meister Bittner im Achtelfinale am späteren Finalisten Aldossary, nachdem er in der Gruppenphase noch den topgesetzten Donovan Hunt besiegt hatte.
Der FIFA eWorld Cup war das letzte große Turnier in FIFA 19 und der wichtigste Titel. An die Spieler wurde ein Gesamtpreisgeld in Höhe von 500 000 US-Dollar ausgeschüttet - im Vergleich zu anderen eSport-Disziplinen ist das noch recht wenig. Zuletzt hatte sich der 16-jährige Amerikaner Kyle Giersdorf bei der Fortnite-WM zum Multimillionär gezockt, der große Preisgeld-Unterschied machte Harkous aber nichts aus: „Das reicht mir komplett. Wenn es um drei Millionen gehen würde, dann würde mein ganzer Körper zittern.“ So aber bewies er im Halbfinale und im Finale starke Nerven.
1700 Zuschauer feiern in London den Weltmeister
Am Sonntag feierten knapp 1700 Zuschauer den Triumph des Außenseiters. Die Begegnungen am Freitag und Samstag hatten noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. „Dass so viele gekommen sind, ist relativ gut. Die Preise waren mit 20 Euro echt teuer. Wenn man das in Zukunft ein bisschen günstiger macht, kann man die fünffache Menge erwarten“, sagte Harkous.
Der geringe Zuschauerzuspruch im Vergleich zu anderen Spieletiteln ist seit jeher das große Problem der Fußball-Simulation. Auch in London gab es keine Fangesänge, einzig Tore und vergebene Chancen lösten Reaktionen aus. Die Profis zockten in ihren Spielerboxen auf einer futuristisch eingerichteten Bühne, die Blicke der Fans waren aber hauptsächlich auf die große LED-Leinwand mit der TV-Übertragung gerichtet. Allerdings wurde die WM in sechs Sprachen übertragen, weltweit sahen wieder mehrere Millionen Fans zu. (RARI, SID, DPA)