Bochum. Der elektronische Sport boomt. Die Fifa-Zocker von der Castroper Straße wollen den Schwung für sich nutzen. Der Verein ist vorne mit dabei

Diese Geschichte, der erste Zweitligist gewesen zu sein, der ein Fifa-E-Sport-Team an den Start brachte, erzählen sie beim VfL Bochum immer noch gerne. Im September 2017 war das. Nur vier deutsche Profi-Fußballvereine hatten noch etwas eher auf diese Sparte gesetzt. Die Formulierung der Führungskräfte des VfL damals: „Wir sehen den FIFA-E-Sport als digitale Erweiterung unseres Kerngeschäfts.“ Das gilt heute mehr denn je.

Am Rande der Geburtstagsfeierlichkeiten des Ruhrstadions gab es ein Pressegespräch mit der E-Sport-Abteilung. Michael Fischer, Teamleiter E-Sport, nahm ebenso teil wie Christoph Wortmann. Der ist der Direktor des Marketings beim VfL. Er versuchte zu verdeutlichen, welche Möglichkeiten der Verein mit dem E-Sport hat, oder haben könnte.

Schnell wachsender Markt

Dabei gilt zunächst festzuhalten, dass der E-Sport-Markt ein schnell wachsender ist. In den vergangenen Jahren hat sich der Umsatz um 101 Prozent gesteigert. Die Zahl der Zuschauer bei E-Sport-Veranstaltungen hat sogar um 138 Prozent zugenommen. Auch der VfL trägt dazu bei.

Das E-Sport-Spiel der virtuellen Bundesliga der Bochumer gegen den VfB Stuttgart wurde frei empfangbar auf Pro7Maxx übertragen. In der Spitze sahen 100.000 Zuschauer zu.

Dabei hatte der VfL mit Michael „Megabit“ Bittner seinen erfolgreichsten Spieler zu dieser Saison verloren. Er war zu Werder Bremen gewechselt. Er war der erste deutsche Spieler, der sich einen Major-Titel sicherte. Da spielte er noch für den VfL. Seine Nachfolger wussten allerdings in dieser Saison ebenfalls zu überzeugen. Alexander Steinmetz, Fifa-Nickname Xander, und Jan-Luca Bass, Nickname Bassinho, qualifizierten sich neben Bremen als einziges deutsches Team für den Fifa E-Club Worldcup.

Der VfL geht seinen eigenen Weg

Die Bochumer versuchen weiterhin ihren eigenen Weg beim E-Sport zu gehen. „Das Bild des VfL soll klarer werden“, sagte Wortmann. „Bei den Profis gibt es das Talentwerk. Das gibt es jetzt auch bei uns. Das gehört zur Strategie der Stadt, Talentschmiede zu sein. Das sind wir auch. Ausbildung können wir offensichtlich. Aber wir wissen, dass wir immer pfiffiger, intelligenter als andere sein müssen, weil unsere finanziellen Mittel begrenzt sind.“

Auch mentales Training

Die Bochumer aber wollen alle Möglichkeiten ausreizen, ihre Talente zu verbessern. Mit Stefan Gajduk haben die VfL-E-Sportler nun einen eigenen Trainer. „E-Sportler“, sagt Teamleiter Fischer, „müssen anders trainieren. Mentales Training ist wichtig.“ Aber ebenso das Scouting von möglichen Gegnern. Der E-Sport nähert sich auch hier immer mehr dem echten Fußball an. „Perspektivisch“, sagt Fischer, „wollen wir den Weltmeister oder Deutschen Meister von morgen finden.“

Dazu beitragen soll auch eine besondere Zusammenarbeit mit den Sportwissenschaftlern der Ruhr-Uni. Ab September wird Alexander Steinmetz ein Jahr von den RUB-Sportlern begleitet und in verschiedene Projekte eingebunden.