Paris (F). Der Traum von einer WM-Medaille platzt früh für den sehbehinderten Leichtathleten Marcel Böttger aus Witten. Was er zu seinem Abschneiden sagt.
Marcel Böttger fährt jetzt erst einmal etwas herunter. Einmal Abstand gewinnen vom Sport, von der Strecke. Die äußerst kurze Saison des Wittener Sprinters verlief im Jahr vor den Paralympischen Spielen alles andere als rund. „Verkorkst“, beschreibt er sie in eigenen Worten. Das schließt auch die Para-Weltmeisterschaft in Paris mit ein, dem Ort, wo er im kommenden Jahr wieder um Medaillen laufen will.
„Ich bin mit gemischten Gefühlen wieder nach Deutschland gekommen“, berichtet der 30-Jährige nach seinem Aus im Halbfinale der Para-WM. „Es war wirklich viel mehr drin als das, was wir daraus gemacht haben.“ Seinen Vorlauf hatte er am Freitagmorgen noch in 11,36 Sekunden gewonnen.
Wittener 100-Meter-Ass hatte sich mehr vorgenommen
Am selben Abend war der Traum von einer WM-Medaille dann aber schnell begraben: Eine Zeit von 11,40 Sekunden auf den 100 Metern reichten ihm und seinem Guide Alexander Kosenkow nicht für den Finallauf. Eine Zeit von 11,20 Sekunden hätte er schlagen müssen, oder eben sein Halbfinale gewinnen. Beides gelang dem Leichtathleten der DJK Blau-Weiß Annen nicht.
Besonders bitter waren für Böttger auch die Zeiten, die im Finale erreicht wurden. „Da sind Zeiten im Finale gelaufen worden, die ich in den letzten Jahren auch locker gelaufen bin.“ Eine Zeit um 11,10 Sekunden hätte für eine Medaille gereicht. An den neuen Wettbewerbs-Rekord von Weltmeister Athanasios Ghavelas wäre er wohl aber nicht herangekommen. Der Grieche gewann in 10,93 Sekunden und war damit noch einmal zwei Hundertstel schneller als Böttger mit seiner persönlichen Bestzeit.
Zusätzliche Augenbinde sorgt für Verunsicherung
Erklärungsversuche für seine Leistung gibt es einige. Die wohl naheliegendste ist der Wechsel der Klasse. Statt in T 12 startete er in T 11. In dieser neuen Kategorie wird den sehbehinderten Athleten noch zusätzlich eine lichtundurchlässige Augenbinde aufgesetzt. „Da steht man dann 30 Minuten vor dem Start schon im Dunkeln“, beschreibt Böttger. „Da haben dann wohl meine Nerven nicht mitgespielt.“
Die kann er nun schonen. Die Paralympics, an denen er schon in Tokio teilnahm, sind weiter sein auserkorenes Ziel. Doch so viel steht fest: In diesem Jahr wird der Wittener keine großen Sprünge mehr machen. „Vier Wochen sportfrei“ gönnt er sich nun erstmal. Danach will er mit „200 Prozent“ an seinem Ziel Paris 2024 arbeiten. Einen Wettbewerb wird Böttger in diesem Jahr nicht mehr absolvieren. „Vielleicht geht es im Dezember nach Lanzarote zum Trainingslager“, meint der Sprinter. Im Januar soll es dann nach Dubai gehen. Die Ergebnisse der Para-WM haben Marcel Böttger nicht in bester Stimmung zurückgelassen, aber aufgeben kommt für ihn auch nicht infrage.
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